ICE der Deutschen Bahn
Foto: Martin Schutt/ dpaNach der deutschlandweiten Einstellung des Fernverkehrs wegen des Orkans "Friederike" hat die Deutsche Bahn den Betrieb wieder aufgenommen. "Die ersten Fernzüge sind unterwegs", sagte ein Bahnsprecher am frühen Freitagmorgen der Deutschen Presse-Agentur. So sei um 3.25 Uhr ein ICE aus München in Richtung Frankfurt-Flughafen losgefahren. Der Sprecher betonte aber nochmals, dass es "nach wie vor zu Einschränkungen kommen wird."
Insbesondere in Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen seien noch wichtige Strecken gesperrt, teilte die Bahn auf ihrer Webseite mit. Wegen der Auswirkungen des Sturms hatte die Deutsche Bahn am Donnerstag erstmals seit dem Orkan "Kyrill" im Jahr 2007 den Betrieb auf ihrem gesamten Fernverkehrsnetz eingestellt. Auf dem Brocken im Harz wurden Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 km/h gemessen.
Der schwerste Orkan seit mehr als zehn Jahren in Deutschland hatte mindestens sechs Menschen das Leben gekostet. Vielerorts wurde zeitweise Windstärke 12 und mehr gemessen. Auch mehrere Flughäfen strichen aus Sicherheitsgründen Flüge. Im Norden machte zudem regional Schneeglätte Autofahrern zu schaffen.
Im Süden Deutschlands sollten die Züge bereits ab dem Morgen weitgehend normal verkehren, wie die Bahn am Abend in der Mitteilung ankündigte. "Im Norden Deutschlands starten die Züge, sobald weitere Strecken von Schäden befreit und freigegeben wurden. Wir erwarten, dass bereits im Laufe des Vormittags alle Metropolen Deutschlands - mit Einschränkungen - wieder mit dem Fernverkehr erreichbar sein werden. Für das Wochenende erwarten wir einen weitgehend normalen Verkehr."
Wegen des Orkans musste am Donnerstag im thüringischen Bad Salzungen sogar die Bundeswehr ausrücken und einen getöteten Feuerwehrmann bergen. Ein Schützenpanzer Marder half zudem, Bäume abzutransportieren, die den Weg zur Unglücksstelle versperrten. Der 28-Jährige war im Einsatz von einem Baum erschlagen worden.
Einzelne Autobahnen bleiben gesperrt
Wegen der Gefahr umstürzender Bäume sollte die Autobahn 7 an der Landesgrenze zwischen Niedersachsen und Hessen in Richtung Süden laut Polizei voraussichtlich bis zum Mittag gesperrt bleiben. Probleme auf den Straßen gab es auch in Westsachsen: Die Autobahn 72 in Richtung Bayern war in der Nähe von Zwickau nach einem Lastwagen-Unfall mit drei Fahrzeugen in der Nacht dicht, und die Polizei ging davon aus, dass das bis zum Morgen so bleiben sollte. Ein Laster war in ein Stauende gerast, zwei Männer starben. Der Stau hatte sich aufgrund eines sturmbedingten Unfalls gebildet. Allerdings hatte "Friederike" mit dem folgenden Unfall der Laster nichts zu tun, wie ein Polizeisprecher sagte.
Zehntausende Haushalte zeitweilig ohne Strom
Das Wetter hat sich mittlerweile beruhigt. Um Mitternacht hob der Deutsche Wetterdienst (DWD) die letzten Unwetterwarnungen auf. Am Tag weht der Wind laut DWD anfangs an der See und in den Bergen noch stürmisch. Probleme drohen weiterhin durch glatte Straßen. Es sind immer wieder Regen-, Schnee- und Graupelschauer möglich. An den Alpen erwartet der DWD kräftige Schneefälle.
Wegen "Friederike" waren außerdem zahlreiche Haushalte in Ostdeutschland von der Energieversorgung abgeschnitten, wie die Mitteldeutsche Energie AG (enviaM) in Chemnitz berichtete. Nach Angaben des Unternehmens waren am Donnerstag zeitweise bis zu 140.000 Kunden ohne Strom, nachdem Masten, Leitungen und andere Anlagen durch den Orkan beschädigt worden waren.
Blick auf die Trümmer eines im Sturm eingestürzten Bauernhofes in Meimbressen in Hessen: "Friederike" ist mit Wucht über Deutschland gezogen.
Entwurzelter Baum in Düsseldorf-Kaiserswerth: Durch den Sturm "Friederike" kamen mehrere Menschen ums Leben.
Umgestürzter Baum auf einer verschneiten Straße zwischen Elbingerode und Drei Annen Hohne: Am Nachmittag war es im Harz stürmisch geworden. "Die Bäume fallen um wie Streichhölzer", sagte ein Sprecher des Lagezentrums in Goslar.
Ein Verkehrsschild stürzte bei Erfurt in Thüringen auf ein Auto. "Friederike" war teilweise mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 130 Kilometern pro Stunde übers Land gezogen. Auf dem Brocken wurden sogar 200 Kilometer pro Stunde gemessen - ähnlich wie 2007 bei "Kyrill".
In Kirtorf in Hessen warf Sturm "Friederike" einen Kran um.
In Menden in Nordrhein-Westfalen flog das Dach eines Supermarktes auf die Straße.
Dachziegel fehlen auf dem Dach eines Hauses in Bielefeld.
Ein Baum ist in Voerde in Nordrhein-Westfalen auf eine Straße gekippt: "Friederike" galt zunächst als Sturmtief und wurde dann zum Orkantief heraufgestuft.
Bäume und Äste liegen bei Lamspringe in Niedersachsen auf der ICE-Trasse zwischen Hannover - Göttingen: Die Deutsche Bahn stellte wegen des Orkantiefs vorsorglich den Fernverkehr in ganz Deutschland ein.
Reisende waren gezwungen, sich alternative Reisemittel zu suchen - wie dieser Zettel eines Bahnfahrers zeigt, der Mitfahrer für ein Sammeltaxi sucht.
Gestrandet: Bahnreisende auf dem Hauptbahnhof in Berlin kommen wetterbedingt nicht weiter.
Äste eines umgestürzten Baumes vor dem Fenster eines liegengebliebenen ICE: Die Bahn geht davon aus, dass dieser erste bundesweite Stopp des Fernverkehrs seit "Kyrill" auch am Freitag noch deutliche Einschränkungen für Reisende mit sich bringen wird.
Verlassene Bahnsteige am Feldberg in Baden-Württemberg.
Flughafen Hannover-Langenhagen: Hier wurde die Abfertigung startender Maschinen wegen des Orkantiefs "Friederike" am Donnerstagnachmittag eingestellt. Auch andere Flughäfen strichen wegen "Friederike" aus Sicherheitsgründen Flüge.
Auf der Autobahn 555 bei Bonn wurde ein Lkw umgeweht.
Ein umgestürzer Baum in Alpen-Veen in Nordrhein-Westfalen, den Sturmtief "Friederike" aus dem Boden gerissen hatte.
In Heinsberg warfen Windböen diesen Anhänger mit Werbeplakaten um.
Zum Wind kommt Schnee: Hier räumt ein Traktor am Feldberg in Baden-Württemberg eine Straße frei.
Schneefegen in Hamburg: Sturmtief "Friederike" macht sich deutlich bemerkbar. Ein herabstürzender Ast verletzte in der Stadt einen 17-Jährigen schwer.
Absperrung am Kölner Dom: Es wurde befürchtet, durch die Sturmböen könnten sich Fassadenteile lösen.