Delivery Hero: Der Onlinelieferdienst will ab dem zweiten Quartal 2017 bereit sein für den Börsengang
Die Berliner Onlinelieferdienst-Gruppe Delivery Hero rechnet beim für dieses Jahr geplanten Börsengang mit einer eher niedrigen Bewertung. "Tiefstapeln und dann die Erwartungen übertreffen" sei die Strategie, sagte CEO und Mitgründer Niklas Östberg (36) dem manager magazin (Erscheinungstermin: 20. Januar).
Demnach peilt er nur einen leichten Aufschlag gegenüber dem Niveau der letzten Finanzierungsrunde aus dem Jahr 2015 an. Delivery Hero, das unter Marken wie Lieferheld, Pizza.de oder Foodora bekannt ist, wurde danach mit 2,9 Milliarden Euro bewertet. Da das Start-up in der Zwischenzeit etwa durch Zukäufe wuchs, wäre demnach von einer aktuellen Bewertung in Höhe von insgesamt rund 3,5 Milliarden Euro auszugehen.
Delivery Hero will ab dem zweiten Quartal 2017 bereit sein für den IPO. Für die Integration der erst im Dezember hinzugekauften Foodpanda-Gruppe veranschlagt das Management demnach rund drei Monate.
Interne Unterlagen, die dem manager magazin vorliegen, belegen, dass sich die Liefergruppe in ihrem Kernmarkt Deutschland weiterhin schwertut. Delivery Hero ist hier zwar als Gruppe Marktführer, doch Konkurrent Lieferando holt rasch auf. Die Anzahl der vermittelten Bestellungen lag demnach bei der Tochter Pizza.de im vergangenenDezember bei knapp über einer Million, was einem Minus von gut 15 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat entspräche.
Interne Zahlen deuten auf Probleme in Deutschland hin
Trotz zweistelliger Zuwachsraten beim Schwesterportal Lieferheld stagniert das Deutschland-Geschäft bei insgesamt gut zwei Millionen vermittelten Bestellungen im Dezember (Lieferheld und Pizza.de, ohne Foodora). Östberg bestritt, dass die Zahlen für Pizza.de korrekt seien. In anderen Märkte, wie der Türkei (5,2 Millionen Bestellungen) oder Südkorea (2,9 Millionen Bestellungen), wuchs Delivery Hero hingegen kräftig.
Als größte Unbekannte gilt unter Investoren die Tochter Foodora, die in Großstädten eigene Kurierflotten betreibt. Zwar steigerte eine Werbeoffensive die Anzahl der Bestellungen in Deutschland auf knapp 167.000 im Dezember (plus 190 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat). Die gesamte Foodora-Gruppe macht laut Insidern jedoch hohe Verluste zwischen 5 und 6 Millionen Euro im Monat. Geschäftsführer Julian Dames (28) kündigte gegenüber dem manager magazin an, dass Foodora ab dem Frühjahr intensiver mit Marktplätzen wie Lieferheld und Pizza.de kooperieren werde. Foodora-Restaurants könnten sich dann auch auf diesen Websites listen lassen, um die Anzahl der Bestellungen zu erhöhen.
Abgetaucht: Mehr als eine halbe Milliarde Euro Verlust hat Oliver Samwers Startup-Schmiede Rocket Internet für das erste Halbjahr 2016 ausgewiesen. Die Aktie hat seit Börsengang mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. Ein großer Teil des Verlustes entfällt auf Abschreibungen auf zahlreiche Rocket-Beteiligungen ...
Das Online-Versandhaus Zalando gehört zu den bekanntesten Beteiligungen von Rocket Internet. Zalando ist neben der Holding auch selbst an der Börse notiert. Dem Online-Verkauf von Mode, Schuhen und Accessoires widmen sich neben Zalando weltweit Unternehmen mit phantasievollen Namen wie Zalora, Zamui, Lamoda, Lazada und Shopwings ...
... doch all diese Vielfalt und die Aktivitäten in 110 Ländern konnten nicht verhindern, dass die in der "Global Fashion Group" zusammengefassten Startups im ersten Halbjahr die Rocket-Bilanz mit 383 Millionen Euro belastet haben. Die Bewertung dieses Bereichs wurde im April von 2,8 Milliarden Euro im Vorjahr auf eine Milliarde Euro herabgesetzt. Doch nicht nur die Global Fashion Group verbrennt Geld und sorgt dafür, dass Rocket das erste Halbjahr 2016 mit einem Verlust von 617 Millionen Euro abgeschlossen hat. Weitere Abschreibungen ...
... in Millionenhöhe entfallen auch auf andere Beteiligungen außerhalb der Fashion Group, gab Rocket-Finanzchef Peter Kimpel zu. Genaue Zahlen will Rocket erst Ende September nennen. Außer im Bereich Mode und Accessoires ist Rocket Internet auch im Möbelgeschäft aktiv, zum Beispiel mit den Beteiligungen Home24, Westwing oder FabFurnish. Allein die Bewertung von Home24 wurde Anfang September um rund eine halbe Milliarde Euro verringert - von 980 auf 420 Millionen Euro.
Eine Zukunftswette von Rocket Internet sind außerdem Lebensmittel-Lieferdienste. Rocket war im Frühjahr 2015 für 500 Millionen Euro mit 30 Prozent beim Platzhirschen Delivery Hero eingestiegen. Dies hat bei vielen Food-Startups von Rocket Internet für Verunsicherung gesorgt. Am 30 Juni 2017 ging Delivery Hero zum Ausgabepreis von 25,50 Euro an die Börse. Das Unternehmen erlöste damit rund 1 Milliarde Euro und wurde auf Basis des Ausgabepreises mit 4,4 Milliarden Euro bewertet. Es ist der größte Tech-IPO seit Rocket Internet und Zalando im Herbst 2014. Zum Bösendebüt schwankten die Aktien von Delivery Hero jedoch stark und fielen zeitweise unter den Ausgabepreis.
Im Reisebereich setzt die Klon-Schmiede Rocket Internet auf den AirBnB-Klon Wimdu, auf den Ferienvermittler Travelbird und das Start-up Tripda ...
... im Immobilienbereich sind Start-ups wie Nestpick am Start ...
... und auch im Paymentbereich will mit Anbietern wie Paymill oder der Kreditplattform Lendico mitmischen.
Im Dienstleistungsbereich setzt Rocket Internet auf Helpling, einer Plattform, über die sich Reinigungspersonal buchen lässt ...
... oder auf den Storage-Dienstleister Spaceways ...
... dies alles konnte jedoch nicht verhindern, dass Anleger seit dem Börsengang von Rocket Internet im Oktober 2014 bislang sehr viel Geld verloren haben. Die Aktie wurde zu einem Emissionspreis von 42,50 Euro herausgegeben - inzwischen dümpelt das Rocket-Papier deutlich unter der Marke von 19 Euro, Anleger der ersten Stunde haben bislang mehr als die Hälfte ihres Einsatzes verloren.
Oliver Samwer bittet - natürlich - um Geduld. Er und sein Finanzchef Kimpel halten trotz des hohen Verlustes an dem Ziel fest, bis Ende 2017 zumindest drei Beteiligungen in die schwarzen Zahlen zu bringen. Reißt Samwer auch dieses Ziel, dürfte sich die Flucht der Investoren verstärken.
Oliver Samwer bittet - natürlich - um Geduld. Er und sein Finanzchef Kimpel halten trotz des hohen Verlustes an dem Ziel fest, bis Ende 2017 zumindest drei Beteiligungen in die schwarzen Zahlen zu bringen. Reißt Samwer auch dieses Ziel, dürfte sich die Flucht der Investoren verstärken.
Foto: Tobias Hase/ dpa