Hotel- und Gastronomieverband fordert mehr Hilfe ein Jedem dritten Betrieb droht das Aus

Gastronomiebetriebe werden so schnell nicht wieder öffnen dürfen. Durch den Lockdown im Zuge der Corona-Krise gingen bis jetzt zehn Milliarden Euro Umsatz verloren. Jedem dritten Betrieb drohe ohne weitere Unterstützung das Aus, warnt der Branchenverband Dehoga.

Gastronomiebetriebe werden so schnell nicht wieder öffnen dürfen. Durch den Lockdown im Zuge der Corona-Krise gingen bis jetzt zehn Milliarden Euro Umsatz verloren. Jedem dritten Betrieb drohe ohne weitere Unterstützung das Aus, warnt der Branchenverband Dehoga.

Foto: Sina Schuldt/ dpa

Die Bundesregierung und die Länder lockern die Beschränkungen in der Corona-Krise. Viele Geschäfte bis zu 800 Quadratmeter Fläche können unter strengen Auflagen ab Montag wieder öffnen. Für Hotels, Restaurants, Bars und andere Gastronomiebetriebe gilt das noch nicht. Ihnen droht ohne weitere Hilfe eine enorme Pleitewelle, warnt der Branchenverband Dehoga.

Wegen der Coronavirus-Krise könnten 70.000 Hotel- und Gastronomiebetriebe Pleite gehen. Den gut 223.000 Betrieben der Branche gingen bis Ende April rund zehn Milliarden Euro Umsatz verloren, sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges der "Bild am Sonntag".

Ohne zusätzliche staatliche Unterstützung stehe jeder dritte Betrieb vor der Insolvenz. Die diese Woche vorgestellten Lockerungen für andere Bereiche böten keine Perspektiven für die Gastronomie. "Wir mussten als Erstes schließen und werden wohl auch am längsten zu leiden haben", sagte Hartges. Deshalb fordere der Verband eine verantwortungsvolle Öffnung von Restaurants und Cafes, die Absenkung der Mehrwertsteuer auf 7 Prozent und einen staatlichen Rettungsfonds mit Direkthilfen für Betriebe.

Ohne zusätzliche Hilfe drohe jedem dritten Gastrobetrieb die Insolvenz

Bundesfinanzminister Olaf Scholz stellte der Branche finanzielle Unterstützung in Aussicht. "Natürlich schauen wir genau, ob und wo wir gezielt weitere Hilfen benötigen", sagte er der "Welt am Sonntag". Die Regierung habe vor allem jene Branchen im Blick, für die es noch nicht so schnell wieder losgehe. "Das Hotel und Gaststättengewerbe gehört sicherlich dazu."

Ein späteres Konjunkturpaket soll laut Scholz steuerliche Investitionsanreize für Unternehmen enthalten, damit dann "jeder, der noch zögert, das Geld schnell in die Hand nimmt". Zudem könne es Schritte geben, um die "Konsumfreude der Bürgerinnen und Bürger anzufachen", sagte der Vizekanzler.

Bayerns Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Markus Söder pocht auf eine Mehrwertsteuersenkung für Hotels und Gastronomie auf 7 Prozent. Der "Passauer Neuen Presse" (Samstag) sagte er zudem: "Wenn wir Glück haben, könnte es bereits Pfingsten eine bessere Perspektive für den Bereich Hotels und Gastronomie geben. Das müssen wir zum gegebenen Zeitpunkt entscheiden."

Mehrwertsteuersenkung ist ein möglicher Weg

Das Hotel- und Gaststättengewerbe dringt schon seit Jahren erfolglos auf einheitliche und niedrigere Mehrwertsteuersätze. Die geforderte Mehrwertsteuersenkung verdiene eine sorgfältige Prüfung, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier der "Bild am Sonntag". Er könne sich aber auch konkrete Hilfen bei Modernisierungen und Kosteneinsparungen vorstellen.

Die Linke im Bundestag fordert eine Ausweitung der staatlichen Soforthilfen für kleine Firmen und Selbstständige, um auch deren Lebenshaltungskosten aufzufangen. Nur so lasse sich eine Pleitewelle bei kleinen Unternehmen wie Kneipen, Restaurants und Cafés verhindern, sagte der Vorsitzende der Linksfraktion, Dietmar Bartsch, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Die Hilfen für kleine Unternehmen und Selbstständige waren wichtig, sind aber lückenhaft und vielfach nicht existenzsichernd", sagte Bartsch.

rei/Reuters/dpa
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