Börse EZB schiebt Dax an

Dax: Der deutsche Leitindex notiert wieder über 11.000 Punkten
Foto: Getty ImagesDer Dax hat nach drei Verlusttagen in Folge wieder den Sprung in die Gewinnzone geschafft. Der deutsche Leitindex hatte nur zu Handelsbeginn etwas geschwächelt und schloss am Donnerstag 0,53 Prozent höher bei 11.130 Punkten. "Die psychologische Marke von 11.000 Punkten scheint in der Hand der Bullen zu sein", sagte der Experte Salah Bouhmidi vom Broker IG.
Etwas pessimistischere Aussagen des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hatten nur kurz auf die Stimmung gedrückt. Seiner Einschätzung nach haben die Abwärtsrisiken für die Konjunktur zuletzt zugenommen. Eine Rezession aber sei unwahrscheinlich. Der Leitzins im Euroraum bleibt derweil auf dem Rekordtief von null Prozent. Zugleich signalisierte Draghi, dass die Zinswende wohl erst für das nächste Jahr zu erwarten ist, was den Aktien wieder Auftrieb verschaffte.
Insgesamt lieferten Zwischenberichte von internationalen Halbleiterkonzernen Rückenwind für den deutschen Aktienmarkt. Der MDax (Kurswerte anzeigen) der mittelgroßen Werte rückte um 0,66 Prozent auf 23.573 Punkte vor und stieg auf das höchste Niveau seit Anfang Dezember.
Gute Vorgaben aus der Halbleiterindustrie in den USA und Asien verhalfen Infineon-Aktien zum Handelsschluss zu einem Plus von 6,4 Prozent und damit zum Spitzenplatz im Dax. Dialog Semiconductor verteuerten sich um 4 Prozent. Die Anteile des Wafer-Herstellers Siltronic Siltronic gewannen zum Xetra-Schluss sogar rund 7,7 Prozent hinzu und die des LED-Ausrüsters Aixtron (Kurswerte anzeigen) rückten noch um 2,5 Prozent vor.
Beim Lichtspezialisten Osram (Kurswerte anzeigen) wackelt nach einem schwachen ersten Quartal die Jahresprognose. Nach anfänglichen Verlusten gewann die Aktie jedoch zum Handelsschluss 2,5 Prozent. "Es war klar, dass es ein schwieriges Quartal werden würde", sagte Analyst Peter Reilly vom Broker Jefferies. Mit der Autobranche und dem Smartphone-Geschäft hätten sich zwei Kundengruppen von Osram zuletzt schwach entwickelt. Damit habe man aber rechnen können.
Zinswende durch die EZB rückt in weitere Ferne
Die Europäische Zentralbank (EZB) hält wie erwartet an ihrem Leitzins von 0,0 Prozent fest. Dabei werde es auch bis "mindestens über den Sommer" bleiben, teilte die EZB mit. EZB-Chef Mario Draghi sagte zudem, die zuletzt veröffentlichten Konjunkturdaten seien schlechter ausgefallen als erwartet. Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer wertete diese Äußerungen als "Sargnagel für eine frühe Zinserhöhung". Auch VP-Bank-Volkswirt Thomas Gitzel rechnet damit, dass die EZB ihre Geldpolitik länger expansiv gestaltet oder sogar eine neue Lockerung ins Spiel bringt, sollte sich die Wirtschaft weiter eintrüben.
Doch auch Draghi selbst gab den Märkten einen klaren Wink: Die Börsen erwarteten eine erste Anhebung erst 2020. Dies zeige, dass sie die EZB verstanden hätten, sagte der Italiener am Donnerstag in Frankfurt.
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Daneben bewegten Analystenstimmen die Kurse: Eine Kaufempfehlung der US-Investmentbank Merrill Lynch für Aktien von Fresenius (Kurswerte anzeigen) ließ den Kurs zum Handelsschluss noch um gut 3 Prozent steigen. Ein Verkaufsvotum von Morgan Stanley für Adidas (Kurswerte anzeigen) drückte hingegen den Kurs um 2,4 Prozent.
Gut kamen derweil an der Börse die Ergebnisse von SMA Solar im vergangenen Jahr und die Prognosen für 2019 an. Der Kurs des Herstellers von Photovoltaik-Komponenten sprang um gut 14 Prozent nach oben an die Spitze des Nebenwerteindexes SDax (Kurswerte anzeigen) . Zuvor hatte sich der Kurs seit Mitte Mai nahezu geviertelt.
Die großen Mobilfunk-Netzbetreiber bekommen bei der im Frühjahr anstehenden 5G-Frequenzversteigerung neue Konkurrenz: United Internet (web.de, GMX) wird mit seiner Tochter 1&1 Drillisch (Kurswerte anzeigen) an der Auktion für den ultraschnellen Mobilfunkstandard teilnehmen. Weil im Zuge dessen Drillisch eventuell seine Dividende kürzen wird, sackten die Papiere am MDax-Ende um mehr als 5 Prozent ab. Der erhöhte Wettbewerb sorgte auch bei den Anteilseignern der Deutschen Telekom (Kurswerte anzeigen)für Sorgenfalten, so dass die T-Aktien knapp 2 Prozent einbüßten.