
Schwieriger Partner: Adidas-Markenträger Kanye West mit Ehefrau Kim Kardashian
Foto: ALAIN JOCARD/ AFPNike hat es geschafft. Mit der portugiesischen Nationalmannschaft rüstet der US-Sportartikelhersteller erstmals den Fußball-Europameister aus (und Vize Frankreich trägt auch noch den Nike-"Swoosh"). Die ureigene Domäne des deutschen Rivalen Adidas ist erobert. Für dessen Verkäufe von Fanartikeln kann das nicht gut sein. Und Adidas-Modekunden, die sich nicht für Fußball interessieren, werden kaum vom Nervenzusammenbruch und irritierenden Auftritten des Markenträgers Kanye West zum Jahresende begeistert sein.

Börsenjahr 2016: Die Gewinner und Verlierer im Dax
Aber was macht die Aktie der Firma aus Herzogenaurach? Sie steigt und steigt und steigt. Um zwei Drittel über das Jahr 2016, mit großem Abstand der stärkste Wert im Dax - und das schon zum zweiten Mal in Folge, während der Kurs des ewigen Siegers Nike nach unten zeigt. Es ist das Spiegelbild von 2014, als Adidas trotz des WM-Titels von Dauerpartner DFB zum Krisenfall und Dax-Schlusslicht geriet, zu einer der Lieblingsaktien von Hedgefonds, die mit Leerverkäufen auf fallende Kurse wetten.
Die Kritik an verpassten Trends, viel zu teurem Sport-Sponsoring und ohnehin schon riskanter Bewertung der Aktie ist heute kaum weniger gültig. Adidas-Aktien sind inzwischen 30-mal so teuer wie ihr Anteil am Jahresgewinn - ein Kurs-Gewinn-Verhältnis für Zocker. Aber verzockt haben sich eben die anderen, die aggressiven Investoren, die gegen Adidas wetteten. Oder sie wurden zu Freunden der Gesellschaft bekehrt.
Jetzt lobhudelt der australische Leerverkäufer John Hempton , der sonst professionell Firmen fertig macht. Die kurzen Zyklen im Modegeschäft seien für ihn zwar nicht zu verstehen, aber "Adidas wächst jetzt explosiv", die Zahlen seien durchweg besser und "wir finden uns in einer anderen Galaxis wieder". Der neue Chef Kasper Rorsted, als Margenquetscher bekannt von Henkel , habe es einfach drauf. Die Hürde für den Dänen hängt allerdings hoch: In der Amtszeit des Vorgängers Herbert Hainer hat sich der Börsenwert verzehnfacht.
Deutsche Bank: Verloren und doch gewonnen

Geduldiger Aufräumer: Deutsche-Bank-Chef John Cryan
Foto: Arne Dedert/ picture alliance / dpaEchte Comeback-Storys findet man auch am anderen Ende der Skala. Die Deutsche Bank steht in der Jahresbilanz auf der Seite der größten Verlierer. Ein Viertel an Wert haben die zuvor schon geplagten Aktionäre eingebüßt.

Banker als "Slumlords": Wie die USA Großbanken rannehmen
Doch über Erfolg oder Misserfolg entscheidet auch die Wahl des Stichdatums für den Vergleich. Am 30. September war die Aktie kurzzeitig zum Wühltisch-Preis von 9,90 Euro zu haben - und das für die laut Internationalem Währungsfonds global systemwichtigste Bank. In den drei Monaten, seit Lehman-Brothers-Vergleiche die Runde machten, ging es um sagenhafte 70 Prozent aufwärts.
Die USA haben sich mit der Bank auf eine verkraftbare Rechnung für ihren Anteil an der Finanzkrise geeinigt, damit ist das größte bekannte Risiko erledigt. Die Europäische Zentralbank senkt als spätes Weihnachtsgeschenk noch die vorgeschriebene Kapitalquote, mit der die Deutschen ihre Mühe haben. Die Pläne zur Notverstaatlichung sind wieder in den Berliner Schubladen verschwunden, die zur Übernahme bereiten arabischen Investoren halten sich bedeckt. Vielleicht (aber nur vielleicht) kommt die Deutsche Bank sogar ohne weitere Kapitalerhöhung über die Runden.
Mit roten Zahlen ist trotzdem zu rechnen, mit einer Dividende eher nicht. Aber der nüchterne Bankchef John Cryan verspricht den Aktionären auch keine Wunder - nur, dass sich die mühevolle Sanierung der Altlasten irgendwann einmal auszahlen werde.
RWE: Ein Platz im Mittelfeld ist schon ein Sensationserfolg

Nie wieder Kohle: Ex-RWE-Chef Peter Terium läutet die Börsenglocke zum Start von Innogy am 7. Oktober
Foto: KAI PFAFFENBACH/ REUTERSÄhnlich wie die Banker, laufen auch die Stromversorger seit Jahren mit dem Verliererstempel auf der Stirn herum. Den Atomausstieg konnten sie nicht verhindern, mit den Folgen der Energiewende haben sie sich verkalkuliert, ihre kapitalintensiven fossilen Kraftwerke erweisen sich als Geldverbrennungsmaschinen, und in Auslandsinvestments haben sie ihr Heil auch nicht gefunden.
Ganz besonders lädiert sah bisher RWE aus, täglich verflucht in den Rathäusern des Ruhrgebiets. Der Holländer Peter Terium an der Konzernspitze wirkte auch noch in seiner Antwort auf die Misere behäbiger als Johannes Teyssen vom Rivalen Eon , der sich früh zur radikalen Kernspaltung des Konzerns entschied und sich auch persönlich mit einer schlanken, grünen Identität neu erfand.
2016 aber hat die Hackordnung umgekehrt. Beide Konzerne haben große Geschäftsteile als Spin-Offs an die Börse gebracht. Aber während Eon die neue Gesellschaft Uniper mit alten Kraftwerken füllte und ungeplanterweise selbst auf Atomkraftrisiken sitzen blieb, machte RWE es umgekehrt.

Börsenjahr 2016: Die Gewinner und Verlierer im Dax
Peter Terium kann sich jetzt als Vormann von Innogy feiern lassen, der mit 20 Milliarden Euro Börsenwert gestarteten Ökostrom- und Netzfirma. Der Start im Oktober war der größte Börsengang im Land seit dem Jahr 2000. Und der Rest von RWE beendet das Jahr beim Aktienkurs da, wo es begann - eine Performance im Dax-Mittelfeld. Für den größten Verlierer des Vorjahres ist das schon eine Leistung. Eon hingegen schmierte wieder um 25 Prozent ab.