Digital-Angriff auf Schraubenkönig Würth Contorion - binnen 3 Jahren zum 130-Millionen-Euro-Exit

Firmengebäude der Hoffmann Group in München: Hoffmann startet mit Contorion einen Angriff auf Würth
Foto: Hoffmann Group
Die drei Gründer: Richard Schwenke (r), Frederick Roehder (m) und Tobias Tschötsch (l)
Foto: ContorionDie Unternehmen wollten sich zum Kaufpreis nicht äußern. Contorion ist ein digitaler Fachhändler für Handwerks- und Industriebedarf. Die Online-Plattform beschäftigt 130 Mitarbeiter und erwirtschaftete im ersten Halbjahr einen Umsatz von 20 Millionen Euro. Das Digitalunternehmen ist bislang nicht profitabel. Die Verluste sollen nach Informationen von manager-magazin.de im letzten Jahr bei rund 8 Millionen Euro gelegen haben.
Die Online-Plattform war von den beiden Ex-McKinsey-Beratern Frederick Roehder und Richard Schwenke sowie dem Ex-CityDeal-Manager Tobias Tschötsch zusammen mit dem Berliner Risikokapitalgeber Project A im April 2014 gegründet worden. Den drei Gründern gehörte beim Verkauf zusammen laut Handelsregister noch rund 14 Prozent an Contorion. Der größte Anteilseigner war mit rund 23 Prozent der Investor Project A. Für den Frühphasen-VC, der im letzten Jahr einen 140 Millionen Euro schweren zweiten Fonds aufgelegt hat, ist der Verkauf sein bislang größter Exit.
Zu den Contorion-Investoren gehören auch der Reinigungsgerätehersteller Kärcher (rund 11 Prozent), der niederländische Fonds Endeit Capital (rund 10 Prozent) und der Stahlhändler Klöckner (rund 7 Prozent).
Mit der Übernahme will die Hoffmann-Gruppe die Digitalisierung des Mittelstandsunternehmens vorantreiben, das zuletzt einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro erwirtschaftete. Das Contorion-Team soll Kern eines Innovations-Hubs in Berlin werden, der weitere digitale Angebote entwickeln soll. Contorion soll dabei als eigenständige Unternehmensmarke weitergeführt werden. Hoffmann-CEO Robert Blackburn nannte Contorion "eine perfekte Ergänzung". Die Hoffmann-Gruppe, die in über 50 Ländern aktiv ist, soll planen, die Plattform schnell zu internationalisieren. Im Umkreis des Unternehmens heißt es, dass Hoffmann die Plattform durch Synergien schnell zum Breakeven führen könne.
Der 120-Milliarden-Euro Markt für Spezialwerkzeuge in Europa wird bislang noch dominiert von Offline-Händlern mit gigantischen Vertriebstruppen, allen voran der Würth-Gruppe. Doch zuletzt sind mehrere Digitalunternehmen angetreten, um den Markt aufzumischen. Neben Contorion gehört zu der digitalen Konkurrenz der Business-Arm von Amazon sowie das Digital-Angebot Zoro des US-Marktführers Grainger.
Die Übernahme von Contorion ist auch ein Anzeichen dafür, dass der Digitalisierungsdruck zu einem Umdenken hinsichtlich Übernahmen von Digitalunternehmen bei den in dieser Hinsicht traditionell zurückhaltenden deutschen Mittelstandsunternehmen führt. Project-A-Partner Thies Sander nannte die Übernahme "ein starkes Signal". Der deutsche Mittelstand beginne, Investments in Start-ups als Chance zu begreifen. Für die deutsche Start-up-Szene öffnet sich damit potentiell ein neuer Exit-Kanal.