Commerzbank-Chef Martin Zielke deutet nach der Attacke des Aktionärs Cerberus weitere Kostensenkungen an und will die Rentabilität der Bank verbessern.
Foto: Boris Roessler / DPANach dem jüngsten Brandbrief des Aktionärs Cerberus hat die Commerzbank bekräftigt, ihre Kosten besser in den Griff zu bekommen. "Wir arbeiten weiter am Kostenmanagement, wo wir über die aktuellen Pläne hinaus zusätzliches Potenzial sehen", sagte Commerzbank-Chef Martin Zielke am Donnerstag in einer Online-Konferenz.
"Es ist unser klares Ziel, die Rentabilität zu verbessern, und das geht über Kostenmaßnahmen hinaus." Die Bank werde bei der Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal eine Weiterentwicklung der Strategie vorstellen und damit auch zusätzliche Sparmaßnahmen.
Cerberus hält 5 Prozent an der Commerzbank und hat jüngst einen Strategieschwenk und zwei Sitze im Aufsichtsrat gefordert. "Die prekäre Situation der Commerzbank erfordert jetzt schnelles und entschlossenes Handeln", hieß es in einem auf den 9. Juni, der manager magazin vorliegt. Es sei an der Zeit für neue Ideen und Energie, damit das Institut eine bessere Zukunft habe.
Die bisherige Entwicklung sei "desaströs". Seit Cerberus vor fast genau zwei Jahren bei der Commerzbank eingestiegen ist, verloren die Aktien rund 60 Prozent. Der Investor droht in dem Brief mit weiteren Schritten bis hin zu einer Aktionärsrevolte, sollte sich die Commerzbank nicht auf die Forderungen einlassen.
Stunk bei der Commerzbank: Großaktionär Cerberus, seit Juli 2017 mit mehr als 5 Prozent der Anteile an Bord, geht auf offene Konfrontation zu Vorstand und Aufsichtsrat. CEO Zielke und Aufsichtsratschef Schmittmann knickten unter dem Druck ein und reichten Anfang Juli ihren Rücktritt ein. Auch der Bund, immer noch mit gut 15 Prozent Hauptaktionär der einst mit staatlichem Kapital geretteten Bank, stellte sich an die Seite des US-Investors. Den Staatsanteil wollte Cerberus auch schon übernehmen, war mit seinem Kaufangebot aber abgeblitzt.
Die Commerzbank ist nur eine Stelle, an der Cerberus den deutschen Finanzsektor umkrempelt. Im November 2017 erreichten die Amerikaner die Meldeschwelle von 3 Prozent der Aktien der Deutschen Bank. Dort sind sie zwar nur einer von vielen Großaktionären, aber besonders umtriebig, mit einer pikanten Mehrfachrolle: als Berater der Bank und zugleich Kunden mit Großkrediten, um Pakete aus Problemassets aufzukaufen. Eine solche Rolle hätte Cerberus auch bei der Commerzbank gerne.
Matt Zames wird zur zentralen Figur der deutschen Bankenbranche. Cerberus hat den Wall-Street-Veteran 2018 zum "President" ausgerufen. Zames hatte seine langjährige Karriere bei JPMorgan Chase beendet, weil er nicht selbst Chef werden konnte - und dann den ihm angebotenen Chefposten bei der Deutschen Bank abgelehnt. Einfluss hat er auch so.
Steve Feinberg ist seit 1992 Chef des von ihm gegründeten Finanzinvestors Cerberus, der nach eigenen Angaben ein Vermögen von mehr als 30 Milliarden Dollar verwaltet - ein Gutteil davon inzwischen in Anteilen deutscher Banken. Im Dezember 2017 tourte Feinberg deshalb zu den Autoritäten in Berlin und Frankfurt. Abwehrreflexe gegen eine Heuschrecke, die sich auch noch nach dem Höllenhund der griechischen Sage benannt hat, braucht Cerberus nicht mehr fürchten. Finanzminister Olaf Scholz wird sich an Feinberg als Partner in seinem letzten großen Deal als Hamburger Bürgermeister erinnern.
Frank Bruno managte vor Zames' Ankunft die Beteiligungen an Banken und Versicherungen des New Yorker Investors - und das schon seit zwei Jahrzehnten, das zweite davon durch die Krise geprägt. Jetzt wird Bruno zum Co-CEO an der Seite des Gründers Feinberg befördert.
Mark Neporent ist der Mann fürs Operative und sorgt dafür, dass die oft in Krisen mit Rabatt gekauften Beteiligungen so beinhart saniert werden, dass Cerberus auf seine Rendite um 20 Prozent kommt. "Wir sind opportunistische Investoren", sagte Neporent dem manager magazin. "Unser Appetit auf gute Investments ist nicht limitiert."
David Teitelbaum wacht von London aus über die europäischen Investments und treibt die deutschen Banker zu radikalerem Sparkurs an, unterstützt von Cerberus' Deutschland-Statthalter David Knower.
Seinen jüngsten großen Deal stemmte Cerberus gemeinsam mit einem anderen New Yorker Finanzinvestor: Christopher Flowers, der gerade wegen seiner milliardenteuren Fehlgriffe in Deutschland während der Finanzkrise - Hypo Real Estate und HSH Nordbank - schon abgeschrieben war. Jetzt verhilft ausgerechnet sein Vorkaufsrecht an der HSH Nordbank, wo Flowers über all die Jahre mit 5 Prozent investiert blieb, zum Comeback. Die neuen Eigner trimmen die in Hamburg Commercial Bank umbenannte Landesbank schlank.
Damit ist die Liste der gewichtigen Finanzinvestments im deutschsprachigen Raum noch nicht komplett. Die österreichische frühere Gewerkschaftsbank Bawag hatte ein von Cerberus geführtes Konsortium schon 2006 für 3,2 Milliarden Euro komplett übernommen. Nach langer Sanierung und dem Börsengang im Oktober 2017 hat Cerberus den Einsatz annähernd wieder heraus, bleibt aber als Großaktionär an Bord.
Seit einiger Zeit dient die Bawag auch als Vehikel, um mittelgroße Beteiligungen im deutschen Finanzsektor zusammenzukaufen: 2017 kamen die Südwestbank und die Deutscher Ring Bausparkasse hinzu, manches andere wurde noch ins Visier genommen. "Wir mögen die Rechtssicherheit, das konstante Wirtschaftswachstum und die hohen Sparraten", erklärte Cerberus-Mann Neporent gegenüber mm das Interesse am deutschen Finanzsektor.
Bei der NordLB-Rettung Anfang 2019 hielten Länder und Sparkassen den Kaufinteressenten Cerberus draußen. Leer gingen die New Yorker aber nicht aus: Kurz darauf bekamen sie ein Portfolio an Schiffskrediten für 2,6 Milliarden Euro.
Auch anderswo hoffen die Amerikaner auf Rendite einfach dadurch, dass sie Chancen ergreifen, wo die meisten Marktakteure noch vor allem das Risiko riechen. Im November 2017 kaufte Cerberus der spanischen Großbank BBVA Forderungen aus Wohnbaukrediten für vier Milliarden Euro ab - weitere Problemportfolien konnte der Investor 2018 mit einem 5-Milliarden-Kredit der Deutschen Bank kaufen.
Langsam zurückgezogen hat sich Cerberus aus der 2014 an die Börse gebrachten Ally Financial, der ehemaligen Finanztochter des Autokonzerns General Motors, die in der Krise nur dank Multi-Milliarden-Staatshilfe überlebte. Weniger glücklich lief das Investment bei Chrysler, wo Cerberus den Daimler-Konzern freikaufte und nach wenigen Monaten in die Insolvenz steuerte.
Seit 2006 hängt Cerberus an der US-Supermarktkette Albertsons fest, inzwischen saniert und um den Wettbewerber Safeway verstärkt. Pläne für einen Börsengang wurden auf unbestimmte Zeit verschoben.
In Europa betreibt Cerberus seit 2017 die Büroartikelkette Staples als Lizenznehmer der Marke. Anschließend zeigte der Investor Interesse, den kriselnden Einzelhändler gleich ganz zu kaufen.
Einem ähnlichen Modell folgt die Kosmetikfirma Avon, die 2015 Cerberus als Minderheitsaktionär und Betreiber des Nordamerika-Geschäfts anheuerte. Der traditionsreiche Gigant des Direktvertriebs wartet noch auf sein Comeback.
Nicht mehr im Cerberus-Portfolio ist Remington Outdoor, der größte Fabrikant von Handfeuerwaffen in den USA. Cerberus-Investoren wie der kalifornische Lehrer-Pensionsfonds hatten protestiert. Doch statt eines Verkaufs übernahmen Cerberus-Gründer Feinberg und Partner die Waffenschmiede einfach selbst, als überzeugte Unterstützer der Rechten in den USA. Im Februar 2018 führten sie Remington jedoch in die Insolvenz.
Stunk bei der Commerzbank: Großaktionär Cerberus, seit Juli 2017 mit mehr als 5 Prozent der Anteile an Bord, geht auf offene Konfrontation zu Vorstand und Aufsichtsrat. CEO Zielke und Aufsichtsratschef Schmittmann knickten unter dem Druck ein und reichten Anfang Juli ihren Rücktritt ein. Auch der Bund, immer noch mit gut 15 Prozent Hauptaktionär der einst mit staatlichem Kapital geretteten Bank, stellte sich an die Seite des US-Investors. Den Staatsanteil wollte Cerberus auch schon übernehmen, war mit seinem Kaufangebot aber abgeblitzt.
Foto: Andreas Arnold/ picture alliance / Andreas Arnold/dpaDie Commerzbank ist nur eine Stelle, an der Cerberus den deutschen Finanzsektor umkrempelt. Im November 2017 erreichten die Amerikaner die Meldeschwelle von 3 Prozent der Aktien der Deutschen Bank. Dort sind sie zwar nur einer von vielen Großaktionären, aber besonders umtriebig, mit einer pikanten Mehrfachrolle: als Berater der Bank und zugleich Kunden mit Großkrediten, um Pakete aus Problemassets aufzukaufen. Eine solche Rolle hätte Cerberus auch bei der Commerzbank gerne.
Foto: Arne Dedert/ dpaLangsam zurückgezogen hat sich Cerberus aus der 2014 an die Börse gebrachten Ally Financial, der ehemaligen Finanztochter des Autokonzerns General Motors, die in der Krise nur dank Multi-Milliarden-Staatshilfe überlebte. Weniger glücklich lief das Investment bei Chrysler, wo Cerberus den Daimler-Konzern freikaufte und nach wenigen Monaten in die Insolvenz steuerte.
Foto: CHRIS KEANE/ REUTERS