Schlachthof-Chef Clemens Tönnies legt Ämter bei Schalke 04 nieder

Nach dem Corona-Ausbruch in seiner Großschlachterei zieht Clemens Tönnies erste Konsequenzen: Er tritt als Aufsichtsratschef beim Bundesligisten Schalke 04 zurück.
Clemens Tönnies: Rücktritt als Aufsichtsratschef bei Schalke 04

Clemens Tönnies: Rücktritt als Aufsichtsratschef bei Schalke 04

Foto: Guido Kirchner/dpa

Der Chef des im Zentrum des Corona-Ausbruchs im Kreis Gütersloh stehenden gleichnamigen Fleischkonzerns, Clemens Tönnies, tritt von seinem Posten als Aufsichtsratschef des Fußball-Bundesligisten Schalke 04 zurück. Nach 19 Jahren an der Spitze des Kontrollgremiums habe Tönnies dem Verein mitgeteilt, dass "er mit sofortiger Wirkung von diesem Amt zurücktritt und das Gremium verlässt", erklärte Schalke 04 am Dienstag.

"Wir als Aufsichtsrat des FC Schalke 04 bedauern die Entscheidung von Clemens Tönnies sehr", erklärte der stellvertretende Vorsitzende Jens Buchta. "Meine Hauptaufgabe ist es, mich aktuell voll und ganz auf mein Unternehmen zu konzentrieren, es erfolgreich durch die schwerste Krise seiner Geschichte zu führen", begründete Tönnies in einem Brief an den Verein den Schritt: "21.000 Mitarbeiterfamilien sowie die landwirtschaftlichen Partnerbetriebe fordern jetzt meine volle Konzentration."

Massive Kritik an den Arbeitsbedingungen bei Tönnies

In Tönnies Fleischfabrik im Kreis Gütersloh war das Corona-Virus ausgebrochen, über 1500 Mitarbeiter des Betriebs waren positiv getestet worden. Über den Kreis Gütersloh und vorübergehend auch den benachbarten Kreis Warendorf verhängte die Landesregierung daraufhin einen "Lockdown", um ein Übergreifen des Virus auf die Bevölkerung abseits des Schlacht-Betriebs zu verhindern. Die Landesregierung übte zudem massive Kritik an den Arbeitsbedingungen bei Tönnies.

Er wolle nun seinen Beitrag leisten, "die deutsche Fleischwirtschaft insgesamt neu aufzustellen", schrieb Tönnies weiter. Einen Rücktritt bei dem Unternehmen hatte er bereits ausgeschlossen: "Ich mache mich nicht aus dem Staub."

Die Unternehmensgruppe Tönnies hatte 2019 einen Jahresumsatz von rund 7,3 Milliarden Euro eingefahren, knapp zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. Weltweit wurden rund 20,8 Millionen Schweine von Tönnies geschlachtet, davon 16,7 Millionen Tiere in Deutschland. Aktuell ist das Hauptwerk in Rheda-Wiedenbrück wegen des Corona-Ausbruchs geschlossen. Dies werde sich erst dann ändern, wenn Tönnies seine Hausaufgaben gemacht habe und die Ursachen für den Ausbruch beseitigt seien, bekräftigte der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer noch am Dienstagmittag.

Nach dem Corona-Ausbruch in der Tönnies-Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück hat das Land Nordrhein-Westfalen am Dienstag das öffentliche Leben im Kreis Gütersloh stark eingeschränkt.

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Das Bundeskabinett hatte als Konsequenz aus früheren Corona-Ausbrüchen in der Branche Ende Mai beschlossen, Werkverträge weitgehend zu verbieten - also dass die Ausführung von Arbeiten bei Subunternehmern eingekauft wird. Das Schlachten und Verarbeiten von Fleisch soll ab 1. Januar 2021 nur noch mit Arbeitnehmern des eigenen Betriebes zulässig sein.

Der Tönnies-Konkurrent Westfleisch hatte am Dienstag angekündigt, bis Ende des Jahres alle Mitarbeiter selbst einzustellen und auf Werkvertragsanbieter zu verzichten.

la/dpa/sid
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