

Berlin - Basta, jetzt reicht's wirklich. Wer Italien aus der Krise führen will, darf sich nicht von Berlusconi-Mätzchen aufhalten lassen. Das Signal der Parlamentarier im Herbst war überfällig. Quartal für Quartal schrumpfte Italiens Wirtschaft als Folge von eitlen Politränken, einer behäbigen Bürokratie, starren Gesetzen und Unternehmern, die daran verzweifeln - und trotzdem weitermachen.
Italien ist das Land des "Trotzdem". Das zeigen die italienischen Unternehmen, die unbeeindruckt von widrigen Umständen in ihren Branchen zur Weltklasse zählen. Das gilt nicht nur für Mode-Ikonen wie Zegna, Prada, Gucci, Armani oder Dolce & Gabbana, die jeder kennt. Und für die Prestige-Autos der Marken Lamborghini und Ferrari (und damit Fiat), die überall auf der Welt bewundert werden.
Nein, ähnlich wie in Deutschland kann Italien viele "Hidden Champions" vorweisen, die in ihrer Branche zu den Weltmarktführern zählen. Die stellen beispielsweise Bremsanlagen (Brembo) her, Maschinen zur Glasbearbeitung (Bottero) oder Anlagen für gasgetriebene Autos (Landi Renzo).
Ihnen allen gewährt der Staat jetzt mehr Luft zum Atmen. Ministerpräsident Mario Monti und sein Nachfolger Enrico Letta versuchen, die Bürokratie abzubauen und den starren Arbeitsmarkt aufzubrechen. Offenbar mit Erfolg.
"Italiens Arbeitsmarkt- und Steuerreformen beginnen zu greifen", sagt Burkhard Schwenker, CEO der Unternehmensberatung Roland Berger Strategy Consultants. "Wenn die italienische Wirtschaft wieder Tritt fasst, ist das ein wichtiges Signal für den gesamten Süden und die Zukunft Europas."
Vorbildliches in Europa und für Europa
Deshalb steht Italien dieses Jahr im Blickpunkt der "Best of European Business"-Awards, kurz BEB. Seit 2005 werden diese Preise von den Roland Berger Strategy Consultants an Manager und Unternehmen vergeben, die Vorbildliches in Europa und für Europa leisten. "Wir müssen anders über Europa denken und reden - über unsere industriellen Kompetenzen, unsere Handwerkskultur und über unsere Art, Unternehmen erfolgreich zu führen", sagt Roland-Berger-CEO Schwenker. "Mit unserer Initiative Best of European Business wollen wir auf diese Stärken aufmerksam machen und ein europäisches Selbstbewusstsein fördern."
Am 20. November 2013 wurden BMW (Kurswerte anzeigen), Fuchs Petrolub und Federico Ghizzoni ausgezeichnet. Ghizzoni hat in seinen bislang drei Jahren als Vorstandsvorsitzender der Unicredit Group die strategischen Bande zwischen Italien und Deutschland gefestigt, längst spielt die deutsche Tochter mit ihren 862 HypoVereinsbank-Filialen und 22 Prozent des Umsatzes eine bedeutende strategische Rolle für die Unicredit.
Ein Musterbeispiel für die engen persönlichen, wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen beider Länder. Deshalb wird in Deutschland genau beobachtet, wie Unicredit sich müht, den Aufschwung in Italien zu unterstützen.
Unicredit-Chef Ghizzoni: "Anzeichen für einen Turnaround"
Das fällt der größten italienischen Bank nicht leicht, denn alle Finanzinstitute stocken derzeit ihre Reserven auf, um gegen erwartete Schuldnerausfälle gewappnet zu sein. Nicht grundlos: Allein bei Unicredit stehen fast 60 Milliarden Euro an Problemkrediten in den Büchern. Allerdings werde der Berg an faulen Darlehen kaum weiter anwachsen, glaubt CEO Ghizzoni: "Wir sehen die ersten positiven Anzeichen für einen Turnaround."
Dabei hilft das Investitionsprogramm der italienischen Regierung. Drei Milliarden Euro sollen investiert werden, um das Bahnnetz, Brücken, Tunnel und Schulen zu sanieren. Und die sehnsüchtig erwarteten Reformen des Arbeitsmarktes. "Das ist Voraussetzung für das angepeilte Wachstum", sagt Ghizzoni. Der Unicredit-Chef ist zuversichtlich: "Ich bin überzeugt, dass Italien sich erholt und wir im vierten Quartal ein Wachstum sehen werden."
Er selbst trägt dazu bei. Ghizzoni hat im vergangenen Jahr die Bewertungskriterien für Mittelständler geändert. Nicht nur der Blick auf die Bilanz entscheidet über den Kredit: "Genauso wichtig ist, dass wir unsere Kunden gut kennen." Deshalb dezentralisiert Unicredit die Kreditvergabe: "Wir machen das vor Ort", sagt Ghizzoni. "So verstehen wir besser, mit wem wir es zu tun haben."
Alles zum diesjährigen Wettbewerb, zu den Finalisten und zur Siegerehrung in Berlin finden Sie hier.
Der "Best of European Busines"-Award wird an Unternehmen und Manager verliehen, die Vorbildliches in und für Europa leisten
Mehr als 200 Gäste waren der Einladung von Roland Berger Strategy Consultants zur Preisverleihung in der festlich geschmückten italienischen Botschaft gefolgt
"Bin ich naiv, weil ich an Europas Zukunft glaube?" Burkhard Schwenker, CEO der Roland Berger Strategy Consultants, blickt während der Verleihung der "Best of European Business"-Awards optimistisch in die Zukunft.
Ah, bella Italia: In seinem Schlusswort erinnerte Roland Berger an seine Jahre in Italien, in denen er das ganze Land - "vom Piemont bis Agrigent kennen und lieben gelernt" habe.
Federico Ghizzoni guckte leicht irritiert, als er hörte, dass er bei der Wahl zum "Italo-German Manager of the Year" sogar Luca de Montezemolo ausgestochen hatte: "Hoffentlich ist er nicht sauer, wenn er das erfährt - so als stellvertretender Aufsichtsratschef der Unicredit ..."
Im Kreis der Preisträger: Burkhard Schwenker, CEO von Roland Berger Strategy Consultants (2. v. l.) vergab die "Best of Business Awards" 2013 an Unicredit-CEO Federico Ghizzoni, BMW-Einkaufschef Klaus Draeger und den Fuchs-Petrolub-Vorstandsvorsitzenden Stefan Fuchs (v.l.)
"Europa ist eine Aufgabe, die sich lohnt": Bei den "Best of European Business"-Awards mahnte Roland Berger, den Glauben an eine gemeinsame Zukunft nicht zu verlieren.
Gastgeber der Preisverleihung war Elio Menzione, italienischer Botschafter in Berlin. In seinem Grußwort zeigte er sich erfreut über die Wahl von Italien als Schwerpunktland der diesjährigen Awards: "Mit dieser Entscheidung setzen Sie ein starkes Zeichen des Vertrauens in die Grundpfeiler der italienischen Wirtschaft."
Federico Ghizzoni, Vorstandsvorsitzender der Unicredit Group, kam nach Berlin in die italienische Botschaft, um dort erkennbar entspannt seinen Preis als "Italo-German Manager of the Year" entgegenzunehmen.
Fuchs Petrolub wurde in der Kategorie "Profitable Growth - Midsized Companies" ausgezeichnet. Der Mannheimer Schmierstoff-Spezialist überzeugt seit Jahren durch kluge Expansion und eine beeindruckende Umsatzrendite. Der Vorstandsvorsitzende Stefan Fuchs fühlt sich durch den Preis belohnt - und für weitere Aufgaben angespornt.
BMW erhielt den Award "Profitable Growth - Large Companies". Einkaufschef Klaus Draeger nahm ihn entgegen und erinnerte daran, dass BMW den Preis bereits 2006 für seine Forschungsarbeit erhalten hatte - offenbar zu recht. Damals begann die Entwicklungsarbeit am Elektro-BMW i3, der jetzt auf den Markt gekommen ist.
Gruppenbild mit Dame (v.l.): mm-Chefredakteur Steffen Klusmann, Roland Berger, SZ-Chefredakteur Kurt Kister, Roland-Berger-CEO Burkhard Schwenker, Botschafter Elio Menzione, Unicredit-CEO Federico Ghizzoni, Fuchs-Petrolub-CEO Stefan Fuchs, Roland-Berger-Partner und Laudator Thomas Rinn mit der Moderatorin des Abends, Inge Steiner.
Seit vier Jahren führt Martina Sandrock die Geschäfte von Iglo. Dass sie durchgreifen kann, bewies sie schon bei ihrem Einstieg, als sie Verena Pooth feuerte und durch die frühere Werbe-Ikone Käpt'n Iglo ersetzte.Ob es daran liegt, dass Umsatz und Gewinn seitdem steigen?
Aus engagierter Aufsichtsrat diverser deutscher Konzerne hat der frühere Krupp-Chef Gerhard Cromme beste Einblicke über Interna der deutschen Industrie. Darüber hätte er einiges zu erzählen - aber Cromme wählt lieber unverfänglichere Themen.
Als erster Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG hat Heinz Dürr deutsche Geschichte mitgeschrieben. Nach seinem Ausstieg widmete er sich der Dürr-Gruppe, an der die Familie knapp 30 Prozent hält.Bis zum April 2013 leitete Dürr den Aufsichtsrat des Anlagenbauers.
Als Finanzminster bewies Hans Eichel (l.) sechs Jahre lang, dass auch SPD-Politiker sparen können. Wie unangenehme Themen so verpackt werden, dass sie akzeptabel wirken, darüber konnte er sich mit dem Münchener Kommunikationsberater Ufuk Sevinc bestens austauschen.
Roland Berger ist ein sehr präsenter Ehrenvorsitzender der Roland Berger Strategy Consultants. Beim gemütlichen Ausklang des Abends war er ständig von einer Traube von Gesprächspartnern umlagert.
Ein Händedruck für den Gewinner: MM-Chefredakteur Steffen Klusmann (m.) gratuliert Fuchs-Petrolub-CEO Stefan Fuchs zum BEB-Award. BMW-Einkaufschef Klaus Draeger freut sich mit: Er ahnt schon, dass BMW ebenfalls zu den Preisträgern 2013 zählt.
BMW-Einkaufschef Klaus Draeger beantwortete gut gelaunt jede Menge Fragen zum brandneuen BMW i3. So richtig gespannt sind die Manager auf den BMW i8, der nächstes Jahr auf den Markt kommt.
Seine Karriere begann Didier Fleury bei Carrefour in Frankreich. Deutschland lernt er besser kennen, seitdem er im August 2012 die Geschäftsführung von Real Deutschland übernommen hat. Seine Aufgabe: nachhaltiges Wachstum. Vielleicht kann er sich von den Preisträgern ja das eine oder andere abschauen ...
Das geht aber fix: Wo eben noch die "Best of Business"-Awards verliehen wurden, stehen eine Stunde später schon Bistrotische und Stühle, an denen die Gäste den Abend mit anregenden Gesprächen ausklingen lassen.
Ob Wein oder Bier: Nicht nur für Getränke, auch für Häppchen ist gesorgt. Da geht niemand früher nach Hause als nötig
Aufmerksamkeit garantiert: Drei Medienpartner begleiten den "Best of European Business"-Award verlässlich: das manager magazin, die Süddeutsche Zeitung und der Fernsehsender CNN.