

Schönefeld - Nach dem angekündigten Rücktritt von Hartmut Mehdorn drücken andere Manager des Berliner Hauptstadtflughafens aufs Tempo. Der Aufsichtsrat Rainer Bretschneider deutete an, dass die Kosten des Projekts weiter steigen dürften, wenn der Flughafen nicht schneller fertig wird.
Der bislang angesetzte Rahmen von 5,4 Milliarden Euro sei für einen Betriebsbeginn noch im Jahr 2016 berechnet, sagte Bretschneider, der auch Staatssekretär in Brandenburg ist, am Montag in Potsdam. "Wenn sich das verschiebt, haben wir Mehrkosten. Das wird keine Milliarde sein, aber das wird schon eine Summe", sagt der SPD-Politiker.
Daher hätten die Gesellschafter bei der Europäischen Union vorsorglich die Genehmigung weiterer Beihilfen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro beantragt. Ursprünglich sollten es nur 1,1 Milliarden Euro sein - für die letzte Finanzspritze, die der Aufsichtsrat im Sommer bewilligt hatte.
Mit der größeren Freigabe aus Brüssel wäre auch für Erweiterungen des Flughafens vorgesorgt, wie sie Mehdorn vorschlägt. Der Noch-Chef fürchtet, dass der Flughafen schon bei seiner Eröffnung zu wenig Kapazitäten hat und will am Nordflügel des Flughafens ein weiteres, weitgehend eigenständiges Terminal für acht bis zehn Millionen Passagiere bauen lassen.
Müller drängt auf Neuordnung
Nach Mehdorns angekündigtem Rücktritt drängt Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) auf eine schnelle Neuordnung von Aufsichtsrat und Geschäftsführung des neuen Hauptstadtflughafens. Als Vertreter des Eigentümers Berlin lud er die beiden anderen Gesellschafter, das Land Brandenburg sowie den Bund, zu Gesprächen darüber ein. Wann diese stattfinden sollen, ist allerdings noch nicht klar.
Mehdorn hatte mitgeteilt, er wolle seinen Posten als Vorsitzender der Geschäftsführung spätestens zum 30. Juni 2015 aufgeben. Damit reagierte er auf Angriffe aus dem Aufsichtsrat, der sich am Freitag zuletzt traf. In einem Interview der Zeitungen "Bild" und "B.Z." sagte er: "Es gab vor der Aufsichtsratssitzung ein Mobbing gegen mich." Über seine Nachfolge sei bereits spekuliert worden. "Das war schlechter Stil. Ich gehöre zu den älteren Semestern. Da muss man nicht mehr alles mitmachen."
Für den Aufsichtsrat wird seit dem Ausscheiden des bisherigen Amtsinhabers Klaus Wowereit (SPD) ebenfalls ein neuer Vorsitzender gesucht. Staatssekretär Bretschneider hat Wowereits Aufgaben vorerst übernommen.
Lesen Sie den Kommentar: Eine absehbare Katastrophe
Nach Stationen in den Chefetagen unter anderem von Heidelberger Druck und RWE wechselte Mehdorn Ende 1999 zur Deutschen Bahn. Den Staatskonzern ...
... lenkte er knapp zehn Jahre lang, pochte auf Strukturreformen, scheiterte aber schließlich mit der Privatisierung des Unternehmens. Die Bahn ging auch bislang nicht an die Börse. 2009 trat Mehdorn im Zuge einer Datenaffäre als Bahn-Chef zurück und zog zunächst in den Aufsichtsrat von ...
... Air Berlin ein. 2011 übernahm er den Chefposten von Joachim Hunold. Unter Hunold war die Fluggesellschaft ...
... schnell gewachsen und hatte Konkurrenten wie DBA, LTU und Niki geschluckt. Die Strategie ging aber nicht auf, Air Berlin schrieb dauerhaft rote Zahlen. Mehdorn ...
... leitete einen harten Spar- und Schrumpfkurs ein und holte die kapitalkräftige Golf-Airline Etihad an Bord. Die immer wieder hinausgeschobene Eröffnung des Berliner Großflughafens BER ...
... machte Air Berlin zusätzlich zu schaffen. Die Airline wollte BER zu ihrem Heimatflughafen machen und die Strecken ausweiten. Mehdorn klagte sogar gegen die Flughafengesellschaft, bis ...
... er nach seinem Rücktritt 2013 selbst BER-Chef wurde. Unter seiner Ägide schleppte sich der ...
... chaotische Bau weiter hin und wird wohl erst 2017 eröffnen - dann mit sechsjähriger Verspätung. Zuletzt schwand Mehdorns Rückhalt im Aufsichtsrat, über mögliche Nachfolger ...
... wurde spekuliert. Das "Handelsblatt" nannte den Chef des Flughafens Köln-Bonn, Michael Garvens, und
den Münchner Flughafenmanager Thomas Weyer.