

Der Hedgefonds-Investor Elliott hat seinen Einstieg beim Dax-Unternehmen Bayer öffentlich gemacht. Elliott sei mit insgesamt 1,1 Milliarden Euro am Leverkusener Agrar- und Chemiekonzern beteiligt, erklärte der Hedgefonds. Das entspricht etwa zwei Prozent des gegenwärtigen Börsenwertes von Bayer. Die Aktie legte am Donnerstag rund 6,5 Prozent zu und war damit unangefochtener Favorit im Dax.
Hinter Elliott steht der Investor und US-Milliardär Paul Singer. Der Hedgefonds ist für seinen oftmals harschen Umgang mit dem Topmanagement von Unternehmen bekannt. Der Investor hatte zuletzt unter anderem beim Industriekonzern Thyssenkrupp, beim Energiekonzern Uniper und beim Anlagenbauer Gea Veränderungen durchgesetzt.
In der Elliott-Mitteilung heißt es nun unter anderem, man begrüßte die jüngsten Schritte zur Bewältigung der US-Klagewelle gegen Unkrautvernichter mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat. Elliott sei zuversichtlich, dass die Bildung eines Sonderausschusses der richtige Weg sei, die Probleme zu lösen.
Attacke auf Bayer: Wie Investoren Manager vor sich her treiben
Bayer hat schon drei Gerichtsprozesse verloren, in denen es um angebliche Krebsgefahr von Glyphosat-Produkten der US-Tochter Monsanto geht. Der Konzern ist mit rund 13.400 weiteren Klägern konfrontiert.
Im letzten Teil von Elliotts Statement verbirgt sich allerdings auch eine Formulierung, die durchaus Brisanz enthalten könnte. Dort fordert der Investor langfristig mehr Rendite und deutet auch an, wie diese zu bekommen sein könnte. "Elliott ist der Ansicht, dass der aktuell niedrige Aktienkurs von Bayer den signifikanten Wert der einzelnen Geschäftseinheiten beziehungsweise die bestehende Wertschaffungsmöglichkeit von mehr als 30 Milliarden Euro nicht widerspiegelt". Was verklausuliert klingt, ließe sich durchaus als Forderung nach einer Aufspaltung des Unternehmens interpretieren.
Verklausulierte Forderung nach Aufspaltung
Das käme wenig überraschend, auf eine Zerlegung des Konzerns in seine Einzelteile drängen einige Investoren hinter den Kulissen offenbar schon länger. Bereits Ende 2018 hatte es Spekulationen gegeben, dass Singers Hedgefonds die treibende Kraft hinter der Initiative sein könnte. Bayer-Chef Werner Baumann hatte eine Aufspaltung im Dezember entschieden abgelehnt. "An diesen Einwürfen beteiligen wir uns nicht", sagte er damals der "Börsen-Zeitung". Doch seitdem ist der Druck auf den Vorstand weiter gestiegen - die Glyphosat-Urteile in den USA haben den Börsenwert stark gedrückt.
Am Mittwoch beschloss der Aufsichtsrat des Dax-Konzerns ein Maßnahmenpaket, "mit denen die aktuellen Herausforderungen des Unternehmens angegangen werden sollen", wie die Bayer AG nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte. Ein neu gegründeter Aufsichtsratsausschuss, der sich aus acht Mitgliedern des Kontrollgremiums zusammensetzen soll, soll den Vorstand beraten und Vorschläge zur Prozessstrategie machen.
Bayer holt sich auch zwei renommierte US-Anwälte als Berater und Mediator zur Bewältigung der juristischen Streitigkeiten an Bord. Der US-Anwalt John H. Beisner sei beauftragt worden, den Aufsichtsrat zum Rechtskomplex Glyphosat zu beraten. Beisner sei ausgewiesener Experte für Produkthaftungsklagen. Zum Mediator sei Ken Feinberg benannt worden. Dieser habe nachgewiesene Erfolge als Mediator in einigen der komplexesten Vergleiche, hieß es.
"Wir sind überzeugt, dass diese Maßnahmen und die heutigen Entscheidungen dazu beitragen werden, das Vertrauen unserer Aktionäre und Stakeholder in die wichtigen Beiträge von Bayer zur Bewältigung einiger der größten Herausforderungen der Gesellschaft zu stärken", sagte Aufsichtsratschef Werner Wenning.
Nach der Offenlegung der Milliardenbeteiligung des Investors Elliott stiegen die Aktien von Bayer am Mittwochabend deutlich: Zum Schluss des außerbörslichen Handels bei Lang & Schwarz lag der Kurs mit 58,80 Euro um mehr als drei Prozent über dem Schlusskurs im Xetra-Hauptgeschäft.
Paul Elliott Singer: Der 74-Jährige hat sich einen Namen als aggressiver Investor gemacht - für weniger wohlmeinende Zeitgenossen als Finanzgeier. Sein Hedgefonds Elliott Capital steigt meist mit vergleichsweise geringem Einsatz in Anleihen und Aktien ein und treibt dann die Staaten oder Unternehmen vor sich her. Jetzt nimmt Elliott den Kurznachrichtendienst Twitter sowie dessen Chef Jack Dorsey ins Visier. Die Liste seiner Opfer ist bereits lang ...
Masayoshi Son: Der einst gefeierte Tech-Investor und Chef der milliardenschweren Softbank Group spürt nun ebenfalls den kalten Atem von Paul Elliott Singer in seinem Nacken. Der Hedgefonds Elliott Capital hat seinen Einsatz beim Softbank laut Medienberichten auf knapp 3 Milliarden Dollar erhöht und fordert nachdrücklich Änderungen in der Konzernstrategie.
Masayoshi Son, dessen Ruf als Meister der Tech-Finanzblase zuletzt unter missglückten Investments wie beim Büroraum-Vermieter Wework gelitten hatte, muss sich auf harte Gesprächsrunden einstellen.
Wie wirksam die Angst vor Elliott ist, zeigte sich beim vorigen großen Opfer AT&T. Der US-Telekommunikations- und Medienriese stimmte im Oktober 2019 einem von Elliott aufgesetzten Plan zu, das gesamte Portfolio zu überprüfen und auf Rendite zu trimmen. AT&T versprach sogar "keine Übernahmen mehr" wie zuletzt der 85 Milliarden Dollar teure Kauf von Warner Media. "Unsere Interessen stimmen zu 100 Prozent überein", beteuerte Konzernchef Randall Stephenson, "ernsthaft". Es war eine schnelle Kapitulation vor Elliott. Der Fonds war im Vormonat mit 1 Prozent der Aktien eingestiegen und hatte verbreitet, dem Konglomerat fehle ein Plan.
Im Juni 2019 nahm Elliott sich Bayer vor. Bereits 2018 war der Hedgefonds mit rund 2 Prozent der Anteile eingestiegen. Singer fordert nun öffentlich eine Zerschlagung des Pharma- und Agrarchemiekonzerns, sollte es nicht gelingen, die Glyphosat-Klagen in den USA möglichst rasch per Vergleich beizulegen. Nach herben Niederlagen vor Gericht bewegt sich Bayer tatsächlich in diese Richtung. Dabei war die ursprüngliche Idee hinter der Mega-Übernahme des Glyphosat-Konzerns Monsanto, Aktivisten von Angriffen auf Bayer abzuschrecken - das Gegenteil wurde erreicht.
Von Scout24 hat Elliott sich Ende 2019 zurückgezogen - die Mission war erfüllt: Die deutsche Kleinanzeigenplattform hatte ihren Autohandelsteil an Finanzinvestoren verkauft, wie zuvor in einem geharnischten offenen Brief an "das Führungsteam ohne Ambition" gefordert. Elliott war mit 7 Prozent bei Scout24 eingestiegen, nachdem ein Komplettverkauf an Finanzinvestoren gescheitert war.
Thyssenkrupp hatte schon seit Jahren aktivistische Großaktionäre im Nacken (Cevian aus Schweden) - doch erst als Elliott 2018 mit weniger als 3 Prozent Anteil dazukam, gaben Konzernchef Heinrich Hiesinger und Chefaufseher Ulrich Lehner (der von "Psychoterror" sprach) auf. Hiesingers Nachfolger Guido Kerkhoff (Bild) versprach eine Konzernspaltung in zwei Teile - und musste schon wieder eine Kehrtwende hinlegen, nachdem Elliott den Nutzen der Aktion bezweifelt hatte. An dessen Nachfolgerin Martina Merz hatte Singer nichts auszusetzen, bisher jedenfalls.
Nebenbei ärgert Elliott den finnischen Energieversorger Fortum, der gerade Uniper übernehmen will, das vom deutschen Eon-Konzern ausgegliederte klassische Kraftwerksgeschäft. Singers Fonds stieg im Dezember 2017 bei Uniper ein, während das Übernahmeangebot von Fortum lief. Mit dem inzwischen abgelösten, alten Management machten die Amerikaner gemeinsame Front gegen den Deal. Im Juni 2019 erhöhte Elliott seinen Anteil auf über 10 Prozent, inzwischen sind es 18. Hauptziel: den Preis für eine Abfindung von Fortum hochtreiben. Zwei Milliarden Euro dürften dafür fließen.
Bei Hyundai hat Singer 2019 eine Niederlage eingesteckt, konnte sich dann aber immerhin zu gutem Kurs von seinem 3-Prozent-Anteil trennen. Im April 2018 hatte Elliott Hyundai-Aktien im Wert von einer Milliarde Dollar gekauft - und gleich mit Kritik an einer geplanten, 8,8 Milliarden Dollar teuren Restrukturierung losgelegt.
Erstmal knickte der südkoreanische Autohersteller ein und schob den Umbau auf die lange Bank. Doch dann drängte der Hedgefonds auf eine Sonderdividende von sechs Milliarden Dollar und eine Vergrößerung des Aufsichtsrats. Damit scheiterte Singer: Die Mehrheit der Anteilseigner stimmte im März 2019 gegen Singers Pläne.
Einen noch größeren Kampf in Südkorea hat Elliott mit Samsung aufgenommen. Singer forderte das sowieso um das Erbe des Patriarchen Lee Kun-hee ringende südkoreanische Konglomerat im Herbst 2016 auf, sich neu zu strukturieren und aufzuspalten. Die Aufspaltung in eine operative Einheit rund um Smartphones und Consumer Electronics sowie in eine Holding verspreche Steuervorteile, so Elliott. Zudem sei, Überraschung, eine Sonderdividende für die Aktionäre fällig, schrieb Singer in seinem Forderungskatalog. Über Abstimmungen auf Hauptversammlungen kam der Hedgefonds nicht durch - und verklagt nun die Republik Korea auf Schadenersatz, weil der Staat zum Schutz des Konzerns eingegriffen habe.
Als Kollateralschaden der Elliott-Samsung-Affäre wurde Staatspräsidentin Park Geun-hye 2017 wegen Schmiergeldzahlungen abgesetzt und im Folgejahr zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt.
Im Juli 2018 übernahm Elliott kurzerhand den Mailänder Fußballclub AC Milan von seinem Schuldner Li Yonghong. Der Chinese hatte den Traditionsverein erst ein Jahr zuvor für 740 Millionen Euro von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi gekauft, konnte dann aber die von Elliott geforderten Zinsen nicht abliefern.
Beim deutschen Arzneimittelhersteller Stada ist Singer im Juli 2017 als Großaktionär eingestiegen - gerade, als der Übernahmekampf verschiedener Finanzinvestoren entschieden schien; im September schaffte er es mit 15 Prozent der Aktien noch, den Preis hochzutreiben. Ohne diese Anteile hätten Bain Capital und Cinven keinen Beherrschungsvertrag abschließen können.
Klaus Kleinfeld: Der ehemalige Siemens-Chef musste im April 2017 seinen Posten als CEO des US-Metallkonzerns Arconic räumen. Kleinfeld hatte zuvor einen Brief an Elliott geschrieben, der vor süffisanter Häme vor allem gegen Singer strotzt. Der Hedgefonds hatte seit Monaten einen Umbau des Führungsgremiums gefordert. Doch mit dem Brief hat sich Kleinfeld selbst ins Abseits befördert - und Elliott mehr als 100 Prozent Rendite beschert. Inzwischen hat sich der Deutsche gütlich mit Arconic geeinigt, seine neue Karriere als Berater des umstrittenen saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman verspricht aber weniger Glanz.
Wenig bekannt ist, dass Elliotts Aktivistenrolle in Deutschland begann. Als die Gründerfamilie Ströher den Haarpflegekonzern Wella 2003 an Procter & Gamble verkaufte, stieg Elliott ein - und trieb den Preis auf 6,6 Milliarden Euro hoch. Wella, 2015 an den Coty-Konzern der deutschen Milliardärsfamilie Reimann weitergereicht, steht inzwischen abermals zum Verkauf.
Doch nicht nur Unternehmen stehen auf Singers Beuteliste. Auch ganze Staaten. Legendär ist inzwischen der Streit des Milliardärs mit Argentinien. Als das südamerikanische Land 2001 Insolvenz anmeldete, kaufte Elliott zahlreiche Staatsanleihen auf. Während ein Großteil der Gläubiger später dem Land die meisten Schulden erließ, verklagte Singer Argentinien in New York auf Zahlung von 2,4 Milliarden Dollar - und gewann 2016 mit über 1000-prozentiger Rendite.
In der Republik Kongo ging Singer ähnlich vor: Ende der 1990er Jahre kaufte Elliott zu einem Schnäppchenpreis Staatsanleihen im Nennwert von 30 Millionen Dollar. Wieder klagte er auf vollständige Rückzahlung. Schließlich ordnete ein britisches Gericht an, dass der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore 39 Millionen Dollar, die das Unternehmen eigentlich an den Kongo für zwei Öllieferungen zahlen sollte, an eine Elliott-Tochter überweisen musste.
Die Liste der Firmen und Staaten ließe sich noch lange weiterführen. Seit 1977 ist Paul Singer jedenfalls mit diesem Geschäftsmodell erfolgreich. Inzwischen wird sein Vermögen auf 3,5 Milliarden Dollar geschätzt. Wie seine Masche funktioniert, können Sie auf manager magazin Premium nachlesen.
Masayoshi Son: Der einst gefeierte Tech-Investor und Chef der milliardenschweren Softbank Group spürt nun ebenfalls den kalten Atem von Paul Elliott Singer in seinem Nacken. Der Hedgefonds Elliott Capital hat seinen Einsatz beim Softbank laut Medienberichten auf knapp 3 Milliarden Dollar erhöht und fordert nachdrücklich Änderungen in der Konzernstrategie.
Masayoshi Son, dessen Ruf als Meister der Tech-Finanzblase zuletzt unter missglückten Investments wie beim Büroraum-Vermieter Wework gelitten hatte, muss sich auf harte Gesprächsrunden einstellen.
Wie wirksam die Angst vor Elliott ist, zeigte sich beim vorigen großen Opfer AT&T. Der US-Telekommunikations- und Medienriese stimmte im Oktober 2019 einem von Elliott aufgesetzten Plan zu, das gesamte Portfolio zu überprüfen und auf Rendite zu trimmen. AT&T versprach sogar "keine Übernahmen mehr" wie zuletzt der 85 Milliarden Dollar teure Kauf von Warner Media. "Unsere Interessen stimmen zu 100 Prozent überein", beteuerte Konzernchef Randall Stephenson, "ernsthaft". Es war eine schnelle Kapitulation vor Elliott. Der Fonds war im Vormonat mit 1 Prozent der Aktien eingestiegen und hatte verbreitet, dem Konglomerat fehle ein Plan.
Foto: SHANNON STAPLETON/ REUTERSIm Juli 2018 übernahm Elliott kurzerhand den Mailänder Fußballclub AC Milan von seinem Schuldner Li Yonghong. Der Chinese hatte den Traditionsverein erst ein Jahr zuvor für 740 Millionen Euro von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi gekauft, konnte dann aber die von Elliott geforderten Zinsen nicht abliefern.
Foto: MIGUEL MEDINA/ AFPWenig bekannt ist, dass Elliotts Aktivistenrolle in Deutschland begann. Als die Gründerfamilie Ströher den Haarpflegekonzern Wella 2003 an Procter & Gamble verkaufte, stieg Elliott ein - und trieb den Preis auf 6,6 Milliarden Euro hoch. Wella, 2015 an den Coty-Konzern der deutschen Milliardärsfamilie Reimann weitergereicht, steht inzwischen abermals zum Verkauf.
Foto: Frank May/ picture-alliance/ dpa/dpawebFür mehr als 60 Milliarden Dollar hat Bayer Monsanto übernommen - und seither vor allem Ärger mit der neuen Konzerntochter. Zwar liefert das US-Unternehmen wie erhofft ordentliche Beiträge zum Unternehmensergebnis. Vor allem eine Klagewelle in den USA wegen des Pflanzenschutzmittels Roundup mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat bereitet jedoch Sorgen. Nach ersten - bislang nicht rechtskräftigen - Urteilen gegen den Dax-Konzern brach der Aktienkurs bereits massiv ein. Auf der Hauptversammlung vor wenigen Wochen verweigerten die Investoren angesichts dessen Vorstandschef Werner Baumann die Entlastung - ein Novum für Deutschlands Top-Konzernliga.
Zuletzt sprach eine US-Jury in dieser Woche einem Ehepaar in Kalifornien einen Schadensersatz in Höhe von mehr als zwei Milliarden Dollar zu, was den Bayer-Aktienkurs erneut einbrechen ließ (im Bild: das Kläger-Ehepaar Alva (l.) und Alberta Pilliod mit Anwälten). Der Konzern will gegen sämtliche bislang ergangenen Urteile vorgehen und hofft auf Erfolg in nächsten Instanzen. Schon jetzt scheint jedoch klar: Ein echter Erfolg dürfte die Monsanto-Übernahme für Bayer kaum mehr werden. Auch andere deutsche Konzerne griffen bei Firmenkäufen in den USA bereits daneben, wie die Übersicht zeigt:
Noch gut in Erinnerung ist die geplatzte Übernahme des US-Arzneimittelherstellers Akorn durch den Dax-Konzern Fresenius. Fresenius wollte sich Akorn ursprünglich für mehr als vier Milliarden Dollar einverleiben, eigentlich war der Deal auch schon unter Dach und Fach. Doch dann kamen den Deutschen Zweifel: Akorn verstieß offenbar gegen die Übernahmevereinbarung und soll Daten von Medikamententests geschönt haben. Da Akorn Fresenius nicht einfach aus der Transaktion entlassen wollte, trafen sich beide Parteien im vergangenen Jahr vor Gericht. Ein US-Gericht gab Fresenius inzwischen Recht - wogegen Akorn wiederum umgehend Berufung ankündigte. Lesen sie hier den großen mm-Report über den Fall Fresenius/Akorn.
Schon etwas länger liegt die Übernahme der US-Marke Reebok durch Adidas zurück - doch die Probleme, die daraus erwuchsen, reichen bis in die Gegenwart hinein. Als der seinerzeitige Adidas-Chef Herber Hainer Reebock 2006 für mehr als drei Milliarden Euro übernahm, wollte er dadurch eigentlich die Position seines Konzerns auf dem wichtigen Sportmarkt USA verbessern. Doch es kam anders: Reebok entpuppte sich als Sanierungsfall und hat bis heute nicht in die Erfolgsspur zurückgefunden. Adidas' aktueller CEO Kasper Rorsted hält zwar bislang noch an Reebok fest. Ein Wiederverkauf der maroden US-Tochter steht aber ebenfalls bereits seit einigen Jahren im Raum.
DPA
"Der Mann, der Siemens-Chef Kaeser über den Tisch zog." So titelte "Die Welt" einmal über Vincent Volpe, den einstigen Chef des US-Kompressorenherstellers Dresser-Rand, der heute zu Siemens gehört. Damit ist eigentlich alles gesagt: Seit Joe Kaeser 2014 für umgerechnet etwa sechs Milliarden Euro bei Dresser-Rand zugriff, ist sich die Fachwelt einig: Zu teuer und zum falschen Zeitpunkt. Klarer Gewinner des Deals dagegen ist Volpe, der persönlich eine Abfindung von Berichten zufolge mehr als 100 Millionen Dollar einstrich.
"Hochzeit im Himmel" - Kein Artikel über die Episode DaimlerChrysler ohne dieses berühmte Zitat des seinerzeitigen Daimler-Chefs Jürgen Schrempp. 1998 fusioniert er sein Unternehmen mit den Amerikanern zum drittgrößten Autobauer der Welt, Schrempps Traum von der Welt-AG scheint möglich. Später holt er auch noch Anteile an Mitsubishi und Hyundai dazu. Doch das Vorhaben scheitert: Chrysler verursacht Verluste und verbrennt viel Geld. Auch einem gewissen Dieter Zetsche, den Schrempp als Feuerwehrmann nach Detroit schickt, gelingt die Rettung nicht. Nach mehreren ärgerlichen, verlustreichen Jahren verkauft Daimler 2007 80 Prozent der Chrysler Anteile an den Finanzinvestor Cerberus - Ende dieses traurigen Kapitels Konzerngeschichte.
Zu nennen ist in dieser Auflistung von Fehlschlägen deutscher Konzerne in Übersee selbstverständlich auch der Erwerb des Wall-Street-Hauses Bankers Trust durch die Deutsche Bank im Jahr 1999. Mit dem Deal wollten die Frankfurter ihre internationalen Ambitionen befördern: Mitspielen im Konzert von Größen wie Goldman Sachs oder JP Morgan, das war das Ziel. Tatsächlich kam der Deal eher einer Rettung von Bankers Trust gleich, nachdem sich das Institut Berichten zufolge mit Derivaten verspekuliert hatte. Einige Jahre lang erzielte die Deutsche Bank in der Folge tatsächlich Erfolge an der Wall Street. Doch die neu eingekauften Investmentbanker ließen sich nie wirklich in die Konzernkultur integrieren - ein Spannungsfeld, das letztlich auch zu den Ursachen der aktuellen Probleme der Deutschen Bank zählt.
Auch der Allianz-Konzern hat in den USA nicht nur erfreuliche Erfahrungen gemacht: Der bereits 1991 übernommene Fireman's Fund, eine Versicherungstochter, die unter anderem im Filmgeschäft tätig war, wurde 2014 zum Teil wieder abgestoßen. Zuvor war das Firmenkundengeschäft von Fireman's Fund in eine andere Allianz-Tochter integriert worden.
Auch die Fusion des Dax-Konzerns Linde mit dem US-Konkurrenten Praxair sorgt für viel Ärger. Das deutsche Traditionsunternehmen ging nach dem Deal in der Linde plc auf, deren Sitz sich im irischen Dublin befindet. Kritikern zufolge haben "die Amerikaner" deutlich zu viel Macht bei Linde übernommen. Das Unternehmen habe sich weit unter Wert verkauft, heißt es. Vor allem bei Kleinaktionären sorgte die Transaktion für viel Unmut - sie wurden gegen eine Abfindung aus dem Unternehmen gedrängt.
Für mehr als 60 Milliarden Dollar hat Bayer Monsanto übernommen - und seither vor allem Ärger mit der neuen Konzerntochter. Zwar liefert das US-Unternehmen wie erhofft ordentliche Beiträge zum Unternehmensergebnis. Vor allem eine Klagewelle in den USA wegen des Pflanzenschutzmittels Roundup mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat bereitet jedoch Sorgen. Nach ersten - bislang nicht rechtskräftigen - Urteilen gegen den Dax-Konzern brach der Aktienkurs bereits massiv ein. Auf der Hauptversammlung vor wenigen Wochen verweigerten die Investoren angesichts dessen Vorstandschef Werner Baumann die Entlastung - ein Novum für Deutschlands Top-Konzernliga.
Foto: Maja Hitij/ Getty ImagesNoch gut in Erinnerung ist die geplatzte Übernahme des US-Arzneimittelherstellers Akorn durch den Dax-Konzern Fresenius. Fresenius wollte sich Akorn ursprünglich für mehr als vier Milliarden Dollar einverleiben, eigentlich war der Deal auch schon unter Dach und Fach. Doch dann kamen den Deutschen Zweifel: Akorn verstieß offenbar gegen die Übernahmevereinbarung und soll Daten von Medikamententests geschönt haben. Da Akorn Fresenius nicht einfach aus der Transaktion entlassen wollte, trafen sich beide Parteien im vergangenen Jahr vor Gericht. Ein US-Gericht gab Fresenius inzwischen Recht - wogegen Akorn wiederum umgehend Berufung ankündigte. Lesen sie hier den großen mm-Report über den Fall Fresenius/Akorn.
Foto: Frank Rumpenhorst/ picture-alliance/ dpaAuch die Fusion des Dax-Konzerns Linde mit dem US-Konkurrenten Praxair sorgt für viel Ärger. Das deutsche Traditionsunternehmen ging nach dem Deal in der Linde plc auf, deren Sitz sich im irischen Dublin befindet. Kritikern zufolge haben "die Amerikaner" deutlich zu viel Macht bei Linde übernommen. Das Unternehmen habe sich weit unter Wert verkauft, heißt es. Vor allem bei Kleinaktionären sorgte die Transaktion für viel Unmut - sie wurden gegen eine Abfindung aus dem Unternehmen gedrängt.
Foto: Florian Eckl/ dpa