Warteposition: Nahverkehrszug am Hamburger Hauptbahnhof
Foto: Axel Heimken/ dpaBerlin - Der erneute Streik der Lokführer bei der Deutschen Bahn beginnt heute um 14 Uhr. Aber auch Fahrgäste, die früher unterwegs sind, müssen sich auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen. Im Fernverkehr der Bahn gilt wegen des angekündigten Ausstandes schon seit Mitternacht ein Ersatzfahrplan, im Regionalverkehr soll der eingeschränkte Fahrplan ab 9 Uhr gelten.
Reisende könnten sich auf der Webseite der Bahn über die Notfahrpläne informieren, teilte die Deutsche Bahn mit. Auf welchen Strecken der Streik zu Ausfällen und Verspätungen führt, wisse man aber erst zu Beginn des Arbeitskampfes um 14 Uhr, sagte ein Bahnsprecher. Der Streik der Lokführer soll 14 Stunden dauern. Erfahrungsgemäß sind auch danach noch erhebliche Einschränkungen zu erwarten.
"Wir werden Donnerstagmorgen so schnell wie möglich versuchen, wieder den Normalbetrieb aufzunehmen", sagte ein Bahnsprecher. Pendler sollten aber mehr Zeit einplanen, um rechtzeitig an den Arbeitsplatz zu kommen. Auch der Güterverkehr ist von dem Ausstand betroffen.
"Der GDL geht es vor allem darum, ihre Zuständigkeiten auszubauen"
Die Deutsche Bahn hat den erneuten Lokführer-Streik scharf kritisiert und zugleich die Lokführer-Gewerkschaft GDL zu neuen Gesprächen aufgefordert. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber bezeichnete das Vorgehen der GDL am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin" als "Dreistigkeit" und "Unverschämtheit".
Der Gewerkschaft warf Weber vor, aus purem Eigennutz zu handeln: Der GDL gehe es "in erster Linie darum, ihre Zuständigkeiten auszubauen". Er habe "ausgesprochenes Mitgefühl" mit den unter dem Streik leidenden Bahnkunden, sagte Weber.
Zugleich betonte Weber, dass die Bahn "jederzeit" gesprächsbereit sei. Wer aber über "neue Spielregeln" sprechen wolle, müsse zunächst einmal bereit sein, sich an einen Tisch zu setzen. Dazu fordere er die GDL ausdrücklich auf, sagte Weber.
Die GDL fordert von der Bahn eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um zwei Stunden. In dem Tarifkonflikt geht es aber vor allem um einen Machtkampf zwische und gleichzeitig fünf Prozent mehr Lohn. Vor allem geht es aber um einen Machtkampf zwischen der GDL und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Sie streiten darum, wer für welche Mitarbeitergruppe die Verhandlungen führen darf. Die Bahn will konkurrierende Tarifverträge für eine Berufsgruppe vermeiden und fordert klare Zuständigkeiten.
Funkstille zwischen Bahn und GDL
Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, haben die Lokführer bereits dreimal ihre Arbeit niedergelegt. Erst in der Nacht zum Mittwoch vergangener Woche hatte ein neunstündiger Streik vor allem den Regionalverkehr zum Erliegen gebracht und auch tagsüber noch zu zahlreichen Verspätungen und Ausfällen geführt.
Bewirkt hat der Streik nichts. Zwischen Unternehmen und Gewerkschaft herrscht Funkstille. Beide Seiten werfen sich gegenseitig vor, Verhandlungen zu behindern.
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Wie sich die Bahn gegen Kartellbetrüger wehrt:
Dieser Skandal war einer zu viel. Die Datenaffäre - Spitzeleien gegen Mitarbeiter - brachte Hartmut Mehdorn im März 2009 als Bahn-Chef zu Fall. Nachfolger Rüdiger Grube räumte auf, schuf ein eigenes Vorstandsressort für Compliance, Datenschutz, Recht und Sicherheit - und verschaffte dem Konzern nebenbei neuen Biss gegen Betrüger.
Denn als Compliance-Vorstand Gerd Becht die Datenaffäre erledigt hatte, wandte er sich verstärkt den Kartellen zu, die das Unternehmen mit abgesprochenen Preisen schröpfen. Der Erfolg der Kampagne ist beeindruckend. Die Bahn ist bereits gegen 20 Kartelle aktiv geworden und hat schon mehrere Vergleiche mit hohem Schadensersatz erreicht.
Intern rechnen die Kartelljäger in den nächsten Jahren mit Einnahmen aus Schadensersatz von mehr als einer Milliarde Euro. Die Summe könnte sich nach neuen Erkenntnissen wegen aufgelaufener Zinsen sogar nahezu verdoppeln. Bei Kartellverfahren sind 8 Prozentpunkte Zinsen über dem Basissatz üblich.
Beuteschema: Die Versuchung, die DB zu prellen, ist offenbar groß. Sie kauft jährlich für rund 25 Milliarden Euro Güter und Dienste aller Art ein. Die Liste der Fälle (siehe Auswahl rechts) reicht denn auch von Bier bis Bahnsteigkanten. Ein Team aus sechs Juristen, verstärkt um bis zu hundert Mitarbeiter, hat es vor allem auf jene Kartellsünder abgesehen, die durch Behördenurteile und Bußen an die Staatskasse bereits amtlich überführt sind.
Schienen: Mauschelei von acht Firmen (unter anderen ThyssenKrupp) bei Schienen und Weichen
Bußgeld: 232 Millionen Euro
Bier: Preisabsprachen führender deutscher Brauereien
Bisheriges Bußgeld: 106,5 Millionen Euro
Kaffee: Branchenweites Kartell im Außer-Haus-Verkauf gegen Großabnehmer wie die Bahn und Einzelhändler
Bußgeld: 190 Millionen Euro.
Bahnsteigkanten: Preisabsprachen und Gebietsaufteilungen von acht Anbietern
Bußgeld: 11 Millionen Euro
Flüssiggas: Verbotene Kundenaufteilung und Preisvereinbarungen
Bußgeld: 244 Millionen Euro
Fahrplan: Wo die Bahn hinwill ...
... und wo sie steht.
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Dieser Skandal war einer zu viel. Die Datenaffäre - Spitzeleien gegen Mitarbeiter - brachte Hartmut Mehdorn im März 2009 als Bahn-Chef zu Fall. Nachfolger Rüdiger Grube räumte auf, schuf ein eigenes Vorstandsressort für Compliance, Datenschutz, Recht und Sicherheit - und verschaffte dem Konzern nebenbei neuen Biss gegen Betrüger.
Denn als Compliance-Vorstand Gerd Becht die Datenaffäre erledigt hatte, wandte er sich verstärkt den Kartellen zu, die das Unternehmen mit abgesprochenen Preisen schröpfen. Der Erfolg der Kampagne ist beeindruckend. Die Bahn ist bereits gegen 20 Kartelle aktiv geworden und hat schon mehrere Vergleiche mit hohem Schadensersatz erreicht.
Intern rechnen die Kartelljäger in den nächsten Jahren mit Einnahmen aus Schadensersatz von mehr als einer Milliarde Euro. Die Summe könnte sich nach neuen Erkenntnissen wegen aufgelaufener Zinsen sogar nahezu verdoppeln. Bei Kartellverfahren sind 8 Prozentpunkte Zinsen über dem Basissatz üblich.
Beuteschema: Die Versuchung, die DB zu prellen, ist offenbar groß. Sie kauft jährlich für rund 25 Milliarden Euro Güter und Dienste aller Art ein. Die Liste der Fälle (siehe Auswahl rechts) reicht denn auch von Bier bis Bahnsteigkanten. Ein Team aus sechs Juristen, verstärkt um bis zu hundert Mitarbeiter, hat es vor allem auf jene Kartellsünder abgesehen, die durch Behördenurteile und Bußen an die Staatskasse bereits amtlich überführt sind.