Alba Group Alba Berlin - Pionier im Reich der Mitte

Chinesisch auf der Brust: Trikotsponsor aus Guangdong
Foto: imago/EibnerEs war ein großer Moment für Alba Berlin und die Alba Group, damals im März 2014 in Peking. Gerade hatte Axel Schweitzer, Vorstandsvorsitzender der Alba Group, in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Vereinbarung für ein Umweltprojekt zwischen seinem Recyclingkonzern und China unterzeichnet. Dann nutzte er noch gleich die Gelegenheit und überreichte in seiner Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender des BBL-Clubs Alba ein Trikot an Staatspräsident Xi Jinping.
Für die Alba Group gehört die Volksrepublik neben Deutschland mittlerweile zum wichtigsten Markt. Seit Anfang der 1990er-Jahre ist das Berliner Unternehmen auf dem chinesischen Markt, kümmert sich um die Entsorgung von Haushaltsmüll, errichtet Recyclinganlagen für Automobil- und Elektroschrott und sucht nach Lösungen zur Abfallvermeidung. Offenbar mit Erfolg. Denn heute kommen mit 500 Millionen Euro rund 20 Prozent des Alba-Umsatzes aus dem China-Geschäft.
Und das Geschäfts wächst weiter: Aktuell baut die Alba Group acht neue Recyclinganlagen im Land der Mitte. Bis 2017 soll eine weitere Anlage entstehen, in der laut Alba jährlich 30 000 Tonnen Elektroschrott aufbereitet werden können - der größte Auftrag der Firmengeschichte.
Netzwerk in China
Und von dieser Präsenz in China will der Berliner Konzern auch seinen engsten Sportpartner profitieren lassen: den Bundesligisten Alba Berlin. Seit 1991 unterstützt das Unternehmen den Club als Haupt- und Namenssponsor und lässt sich sein einziges Sportsponsorship jährlich rund 1,5 Millionen Euro kosten. Nun soll der Verein mithilfe des über Jahrzehnte aufgebauten Netzwerks des Recycling-Spezialisten neue Wirtschaftskontakte knüpfen und sich als deutscher Basketballverein in China bekannt machen. Im Gegenzug wiederum soll Alba Berlin über die sportliche Ebene die Alba Group als Unternehmen im chinesischen Markt präsenter machen als bisher. "Wir wollen der chinesischste Basketballclub Europas sein", kündigt Schweitzer seine China-Strategie an. Der Vorteil für alle beteiligten Parteien dabei: Die chinesische Bevölkerung ist extrem basketballaffin. Laut Alba gibt es rund 400 Millionen Basketball-Fans im Land, 300 Millionen Menschen spielen die Sportart sogar selbst aktiv. Doch wie schafft man es, dass sich auch nur ein Bruchteil dieser Fans für einen deutschen Basketball-Club interessiert? Und welche Schritte sollte man dafür unternehmen?
Erste China-Reise 2011
Im Jahr 2011 ist Alba Berlin zusammen mit der Alba Group erstmals nach China gereist und hat dort ein Einladungsturnier in Peking gespielt - bis heute ein Novum in der BBL. Damit waren die ersten Kontakte geknüpft und die Basis gelegt (siehe Infokasten "Alba Berlin in China").
In den folgenden Jahren wurden die Verbindungen zwischen Berlin und China vor allem im Bereich der Nachwuchsförderung ausgebaut. So entstanden beispielsweise Kooperationen und Austauschprogramme zwischen dem Basketball-Erstligisten und verschiedenen chinesischen Schulen und Universitäten. Finanziert wurden die Reisen für den Alba-Nachwuchs nach China vorwiegend aus Fördermitteln des Bundes.
Im Jahr 2013 ernannte Alba seinen Vizepräsidenten und ehemaligen deutschen Basketballnationalspieler Henning Harnisch offiziell zum China-Botschafter des Vereins. Zusammen mit Alba-Jugendtrainern organisiert er seitdem regelmäßig Turniere für Jugendteams, Fortbildungen und Camps in China. Das Ziel ist, bestehende Partnerschaften mit chinesischen Schulen und Universitäten langfristig auszubauen und neue Kooperationen zu schließen. Neben der Nachwuchsförderung hat sich Alba Berlin auch der Förderung des chinesischen Profibasketballs verschrieben. "Das Niveau der chinesischen Basketball-Liga ist bislang noch überschaubar", sagt Alba-Chef Schweitzer. Auch deshalb will der Unternehmer Know-how aus dem deutschen Basketball nach China exportieren. Dafür wurden bereits verschiedene Partnerschaften mit den Basketballverbänden von Shanghai und Peking geschlossen. Zudem verfügt Alba über eine Kooperation mit dem Profibasketballteam der Guangdong Southern Tigers aus China.
Neben den China-Besuchen, die von Zeit zu Zeit stattfinden, hat Alba Berlin im vergangenen Jahr den nächsten wichtigen Schritt auf seinem Internationalisierungsweg gemacht und ist seit Juli 2015 mit einem eigenen Büro in Peking durchgängig präsent. Zudem unterzeichnete der Club im Sommer 2015 einen Kooperationsvertrag mit Borussia Dortmund, bei dem der Schwerpunkt künftig auf den Bereichen Marketing und Internationalisierung liegen soll. Unter dem Motto "Basketball meets Fooball - Alba meets BVB" wurde beispielsweise im Juli dieses Jahres ein gemeinsamer dreiminütiger Spot gelaunt, der über die Social-Media- Kanäle der Clubs auf die Bekanntheit der beiden in China einzahlen soll.
Um auf dem riesigen chinesischen Markt irgendwie zu bestehen, haben sich die Alba Group und Alba Berlin vier Schwerpunktregionen herausgesucht. Neben den Metropolen Hongkong, Peking und Shanghai, wo die Alba Group geschäftlich schon länger aktiv ist, ist das die wirtschaftlich starke Guangdong-Region.
Hauptsponsor aus China
In der Provinz Guangdong konnte Alba Berlin nach vier Jahren in China im vergangenen Sommer dann auch sozusagen die ersten Früchte seiner Internationalisierungsbemühungen ernten: Die ZhongDe Metal Group, die ihren Hauptsitz in der südchinesischen Region hat, ist als zweiter Hauptund Trikotsponsor neben der Alba Group beim BBL-Club eingestiegen (500.000 Euro pro Jahr). Entstanden ist der Kontakt über die Alba Group. Zusammen mit der chinesischen Unternehmensgruppe, die aus der Metallbranche kommt, hat der Berliner Konzern mittlerweile ein Joint Venture für Großprojekte im Recyclingbereich auf dem chinesischen Markt gegründet.
Neben dem zweiten Hauptsponsor profitiert Alba Berlin dank seiner Internationalisierung auch im Bereich Social Media in China. Auf dem chinesischen Twitter- Pendant Sina Weibo verfügen die Berliner aktuell über 4608 Follower. Der FC Bayern München hat im Vergleich dazu zwar rund zwei Millionen Follower bei dem Mikroblogging- Dienst, allerdings ist Alba Berlin der einzige Club aus der BBL, der auf der Plattform überhaupt vertreten ist. Er hat auch hier in China Pionierstatus.
Neue chinesische Sponsoren?
Durch die Pionierrolle der Alba Group mit ihrem Club in China will Schweitzer im besten Fall auch neue Brücken auf wirtschaftlicher Ebene schlagen: "Es wäre schön, wenn sich durch diese Kooperationen sowohl deutsche Unternehmen in China engagieren als auch umgekehrt." Das Engagement der ZhongDe Metal Group ist das erste eines chinesischen Unternehmens in der BBL - und im Idealfall sollen noch weitere hinzukommen.
Diesen Text veröffentlichten wir mit freundlicher Genehmigung von SPONSORs, dem Fachmagazin für Sport-Business. Erschienen in der August-Ausgabe von SPONSORs.