Luftfahrtunternehmer Hans Rudolf Wöhrl zieht sich vorerst aus dem Bieterkampf um Air Berlin zurück
Foto: Karlheinz Schindler/ dpaIm Rennen um den Nachlass der Fluggesellschaft Air Berlin gibt es für die Lufthansa offenbar einen Konkurrenten weniger. Nach ersten Sondierungen mit Air Berlin kündigte der Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl am Donnerstag an, vorerst die Geschäftsdaten des insolventen Unternehmens nicht prüfen zu wollen. Grund sei eine Vertraulichkeitserklärung, die Air Berlin vor einem Zugang zum Datenraum verlangt habe. Dies sei mit der von ihm angestrebten Gruppenlösung nicht vereinbar, erklärte Wöhrl schriftlich.
Mit dem sogenannten Intro-Konzept wolle Wöhrl nach eigenen Angaben die Air Berlin als Ganzes erhalten. Als Zwischenvermieter sollte die Gesellschaft die Flugzeuge samt Mannschaften, Versicherungen und Wartung an andere Airlines zu marktüblichen Charterpreisen vermieten. Dazu seien Verhandlungen mit Partnern notwendig, für die man frei von Vertraulichkeitsverpflichtungen bleiben müsse. Als größten Partner würde Wöhrl die Lufthansa bevorzugen, die aber bislang aus juristischen Gründen ein Gespräch abgelehnt habe.
Am Mittwoch hatte bereits der Chef der irischen Billigfluglinie Ryanair, Michael O'Leary, entgegen früherer Äußerungen erklärt, nicht für Air Berlin bieten zu wollen. Das Insolvenzverfahren bezeichnete er als "abgekartetes Spiel" zwischen Lufthansa, der Bundesregierung und Air Berlin.
Air Berlin hatte vor zwei Wochen einen Insolvenzantrag gestellt. Nun sollen die Geschäfte verkauft werden. Platzhirsch Lufthansa ist ein aussichtsreicher Bieter für einen Großteil des Flugbetriebs des zweitgrößten deutschen Anbieters. Zu den weiteren Interessenten zählen die britische Easyjet und der deutsche Ferienflieger Condor.
Air Berlin will bis zum 15. September verbindliche Angebote von Investoren einsammeln. Spätestens dann dürfte das Bieterfeld von derzeit rund zehn auf etwa die Hälfte schrumpfen, da der Insolvenzverwalter unzureichende Offerten aussieben wird. Wenn alles klappt, könnte Verhandlungskreisen zufolge bereits am 21. September feststehen, wer welche Teile von Air Berlin bekommt. Air Berlin muss aufs Tempo drücken, da die finanziellen Mittel begrenzt sind. Um die Kosten zu drücken, wurde bereits beschlossen, verlustträchtige Langstreckenflüge in vier Wochen einzustellen.
Die Tourismuswirtschaft gibt der Politik eine Mitschuld an der Pleite von Air Berlin. Der Präsident des Branchenverbandes BTW, Michael Frenzel, sagte in Berlin: "Wettbewerbsverzerrende Rahmenbedingungen führen dazu, dass sich ausländische Konkurrenten ein immer größeres Stück vom Passagieraufkommen abschneiden können." Der Marktanteil der deutschen Unternehmen am steigenden Passagieraufkommen sinke. Als eine der Sonderlasten betrachtet die Branche die Luftverkehrsabgabe mit einem Volumen von gut einer Milliarde Euro im Jahr, von der die deutschen Fluggesellschaften die Hälfte trügen. Die Branche fordert eine Abschaffung.
Air Berlin: Die Fluggesellschaft Air Berlin muss Insolvenz anmelden. Hauptaktionär Etihad Airways hat angekündigt, keine weitere finanzielle Unterstützung mehr zur Verfügung zu stellen. Deswegen sieht das Management von Air Berlin keine positive Fortbestehungsprognose für das Unternehmen mehr. Nicht von dem Insolvenzantrag betroffen ist derzeit die Niki Luftfahrt GmbH und die Leisure Cargo GmbH. Air Berlin kündigte an, derzeit Verhandlungen mit dem Konkurrenten Lufthansa und weiteren Beteiligten zum Verkauf von Geschäftsteilen zu führen. Die Bundesregierung unterstütze Air Berlin mit einem Übergangskredit abgesichert durch eine Bundesbürgschaft, um den Flugbetrieb aufrecht zu erhalten.
Status in der Nahrungskette: Schwaches Beutetier. Akut vom Aussterben bedroht
Alitalia: Bei der Krisen-Airline Nummer eins geht derzeit fast alles schief. Nachdem die Beschäftigten zuletzt einen Sparplan ablehnten, wird das Unternehmen in die Insolvenz geführt. Händeringend sucht die italienische Regierung einen Käufer für das marode Unternehmen.
Status in der Nahrungskette: Leicht zu fangendes Fressopfer. Jedoch zäh und wenig wohlschmeckend
SAS: Chronisch defizitär zeigte sich lange auch SAS, die Airline aus Norwegen, Schweden und Dänemark. Sie leidet unter dem in Skandinavien besonders starken Druck durch Billigflieger. Viele Jahre stand das Unternehmen latent zum Verkauf, und immer wieder wurde vor allem ein potenzieller Erwerber aus Deutschland genannt - die Lufthansa.
Status in der Nahrungskette: Schwache Spezies, die jedoch dank großer Vorräte im sicheren Bau wieder besser im Futter ist
Lufthansa: Die Kranich-Airline hat sich auch als Käufer für die Reste von Air Berlin ins Spiel gebracht, womit sie ihre Dominanz in Mitteleuropa festigen würde. An Alitalia besteht dagegen offiziell kein Interesse. Die Lufthansa ist eines von mehreren europäischen Groß-Airlines, die kleinere Konkurrenten recht erfolgreich schlucken und integrieren.
Status in der Nahrungskette: Mal Aasfresser, mal etwas träges Raubtier. Packt bei lahmenden Feinden mitunter fest zu. Muss manchmal selbst Deckung suchen
(undatiertes Archivbild)
British Airways: Auch die Briten haben Skaleneffekte gehoben, indem sie sich zunächst mit der spanischen Iberia zusammentaten und gemeinsam die Holding International Airlines Group bildeten. Kleinere europäische Fluggesellschaften wie Aer Lingus, British Midland und Vueling kamen hinzu. Im wettbewerbsintensiven Umfeld zeitigt die Strategie verlässlich Gewinne.
Status in der Nahrungskette: Besonnener und recht erfolgreicher Jäger, der effizient von seiner Beute zehrt
Air France: Mit der Übernahme der niederländischen KLM schwangen sich die Franzosen 2004 zur größten Fluggesellschaft des Kontinents und zur umsatzstärksten Airline der Welt auf. Zudem verleibte sich Air France einige Regionalfluggesellschaften ein, größere Airlines standen nicht mehr im Visier. Seit einigen Jahren stagniert der Umsatz. Nach jahrelangen hefigen Verlusten schreibt Air France wieder Gewinn.
Status in der Nahrungskette: Schillernder und stolzer Platzhirsch mit Hang zur Selbstgefälligkeit. Konkurrenten machen ihm zunehmend die Lebensräume streitig. Mitunter etwas appetitlos
Etihad: Die luxusorientierte Airline aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hat ihren Einstieg nach Europa ziemlich vermasselt. Die kapitalkräftigen Eigner aus Abu Dhabi setzten ihr Geld auf Air Berlin und Alitalia - und verloren. Konsequenz: Chef James Hogan muss gehen.
Status in der Nahrungskette: Stürmischer Allesfresser. Verschluckt sich aber immer wieder heftig an der Beute und spuckt dann ein übel riechendes Gewölle aus
Emirates: Einen anderen, weitaus erfolgreicheren Weg hat der Konkurrent aus Dubai gewählt. Die Gesellschaft gräbt europäischen Airlines das Wasser mit starken eigenen Angeboten ab, gestützt von exzellenten gesetzlichen Rahmenbedingungen in der Heimat. Riskante Übernahmen sind so nicht nötig.
Status in der Nahrungskette: Schlaues und starkes Wüstentier. Scheut den Nahkampf und frisst lieber aus dem Futtertrog. Legt lange Strecken daher mühelos und elegant zurück, während Rivalen hecheln
Easyjet: Die zweitgrößte europäische Low-Cost-Airline ist immer wieder auch durch Übernahmen gewachsen. So kaufte das Londoner Unternehmen Tea Basle für drei Millionen Schweizer Franken. Auch Rivale Go Fly ist heute in Easyjet integriert. Weitere Akquisitionen sind angesichts zuletzt rückläufiger Profite derzeit allerdings eher nicht in Sicht.
Status in der Nahrungskette: Fleißiger Beutesammler, verleibt sich vorzugsweise kleine Happen ein
Ryanair: Der irische Billigheimer setzt in Sachen Wachstum inzwischen vor allem auf die eigene Kraft. Einst bot die aggressive Truppe von CEO Michael O'Leary der irischen Traditions-Airline Aer Lingus eine Heimstatt an. Doch die Umworbenen lehnten ab, die EU-Kommission stellte sich quer. Schließlich griff British-Airways-Mutter IAG zu. Ryanair hat es nicht geschadet.
Status in der Nahrungskette: Brüllender Spitzenprädator. Setzt rasant Muskeln an. Dringt gern in die Nahrungs-Reviere anderer ein und zeigt dabei mitunter parasitäre Eigenschaften. Hat derzeit keine natürlichen Feinde, die herzhaft zurück beißen
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Alitalia: Bei der Krisen-Airline Nummer eins geht derzeit fast alles schief. Nachdem die Beschäftigten zuletzt einen Sparplan ablehnten, wird das Unternehmen in die Insolvenz geführt. Händeringend sucht die italienische Regierung einen Käufer für das marode Unternehmen.
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SAS: Chronisch defizitär zeigte sich lange auch SAS, die Airline aus Norwegen, Schweden und Dänemark. Sie leidet unter dem in Skandinavien besonders starken Druck durch Billigflieger. Viele Jahre stand das Unternehmen latent zum Verkauf, und immer wieder wurde vor allem ein potenzieller Erwerber aus Deutschland genannt - die Lufthansa.
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Lufthansa: Die Kranich-Airline hat sich auch als Käufer für die Reste von Air Berlin ins Spiel gebracht, womit sie ihre Dominanz in Mitteleuropa festigen würde. An Alitalia besteht dagegen offiziell kein Interesse. Die Lufthansa ist eines von mehreren europäischen Groß-Airlines, die kleinere Konkurrenten recht erfolgreich schlucken und integrieren.
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British Airways: Auch die Briten haben Skaleneffekte gehoben, indem sie sich zunächst mit der spanischen Iberia zusammentaten und gemeinsam die Holding International Airlines Group bildeten. Kleinere europäische Fluggesellschaften wie Aer Lingus, British Midland und Vueling kamen hinzu. Im wettbewerbsintensiven Umfeld zeitigt die Strategie verlässlich Gewinne.
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Easyjet: Die zweitgrößte europäische Low-Cost-Airline ist immer wieder auch durch Übernahmen gewachsen. So kaufte das Londoner Unternehmen Tea Basle für drei Millionen Schweizer Franken. Auch Rivale Go Fly ist heute in Easyjet integriert. Weitere Akquisitionen sind angesichts zuletzt rückläufiger Profite derzeit allerdings eher nicht in Sicht.
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Ryanair: Der irische Billigheimer setzt in Sachen Wachstum inzwischen vor allem auf die eigene Kraft. Einst bot die aggressive Truppe von CEO Michael O'Leary der irischen Traditions-Airline Aer Lingus eine Heimstatt an. Doch die Umworbenen lehnten ab, die EU-Kommission stellte sich quer. Schließlich griff British-Airways-Mutter IAG zu. Ryanair hat es nicht geschadet.
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