

Frankfurt am Main - Das schwache Europa-Geschäft hat Deutschlands Top-Konzernen zu Jahresanfang einen Dämpfer verpasst. Erstmals seit 2009 haben die 30 größten börsennotierten deutschen Unternehmen weniger Umsatz gemacht als im Vorjahr.
Wie sich aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der Beraterfirma Ernst & Young ergibt, kommen die Dax-Konzerne im ersten Quartal auf Erlöse von 308 Milliarden Euro - das sind 2,4 Milliarden oder 0,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit geht eine Serie vom Umsatzrekorden zu Ende.
"Die deutschen Top-Unternehmen bekommen den konjunkturellen Gegenwind in Europa immer stärker zu spüren", sagt Thomas Harms, Partner bei Ernst & Young. "Dank ihrer globalen Aufstellung und der guten Entwicklung in den USA und China halten sich die Einbußen zwar in Grenzen, abkoppeln können sich die Unternehmen von der Konjunkturkrise in Europa allerdings nicht mehr." In Europa sanken die Umsätze laut Studie um 1,3 Prozent, während in den USA ein Plus von knapp vier Prozent gelang.
Noch stärker als die Erlöse ging laut Studie der operative Gewinn (Ebit) zu Jahresanfang zurück. Er fiel um 3 Prozent auf 30,3 Milliarden Euro. 13 Unternehmen erwirtschafteten zum Teil deutlich niedrigere Überschüsse als im Vorjahreszeitraum, zwei Unternehmen schrieben sogar rote Zahlen.
Besonders stark fiel der Rückgang bei den Automobilunternehmen Volkswagen, Daimler, BMW und Continental aus: Deren Gewinn sank nach Berechnungen der Experten wegen der Absatzkrise in Westeuropa um ein Viertel, der Umsatz rutschte um knapp 3 Prozent ab. Gewinnstärkstes Unternehmen war dagegen der Energieversorger Eon mit einem operativen Gewinn von 3,5 Milliarden Euro vor dem Versicherungskonzern Allianz mit 2,8 Milliarden Euro.
Die deutsche Wirtschaft wächst wieder - aber nur schwach. Nach dem Einbruch Ende 2012 stieg das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal um 0,1 Prozent. Wie aber geht es weiter? Die Chancen und Risiken im Überblick.
Als Chance sehen Experten die niedrigen Zinsen: Baugeld ist so billig wie nie. Deutschland erlebt deshalb einen Bauboom. 2012 stieg die Zahl der Genehmigungen für den Wohnungsbau um 4,8 Prozent. "Die ausgesprochen gute Lage am Bau strahlt auf andere Wirtschaftsbereiche aus", sagt die Bundesbank. Davon profitieren viele andere Branchen, etwa das Handwerk über baunahe Dienstleister bis hin zu Baumärkten und Einrichtungshäuser. Die Zinsen dürften noch eine Weile extrem niedrig bleiben und den Bauboom verlängern.
Auch der Boom in den Schwellenländern hilft der deutschen Wirtschaft. Die Euro-Zone steckt in der Rezession, die USA nehmen nicht richtig Fahrt auf und auch China schwächelt. Allerdings gibt es eine ganze Reihe schnell wachsender Schwellenländer, wo die Nachfrage nach Produkten "made in Germany" kräftig anzieht. Die Ausfuhren in die Türkei stiegen zu Jahresbeginn um mehr als 14 Prozent, die nach Südafrika um gut 11 Prozent und in südostasiatische Staaten wie Thailand, Malaysia und Indonesien um 7 Prozent. Da die deutsche Wirtschaft auf allen wichtigen Wachstumsmärkten präsent ist, kann sie die schwächelnde Nachfrage auf den etablierten Märkten anderswo wettmachen.
Die steigende Kaufkraft kurbelt den Binnenkonsum an. Dank der hohen Beschäftigung sitzt das Geld bei den deutschen Verbrauchern locker. Das von der Nürnberger GfK ermittelte Konsumklima ist derzeit so gut wie seit Oktober 2007 nicht mehr. "Die nach wie vor gute Lage am Arbeitsmarkt bildet eine solide Grundlage für eine spürbar expandierende private Konsumnachfrage", erwartet das Bundeswirtschaftsministerium. Viele Tarifabschlüsse lagen zuletzt über 3 Prozent, so auch die am Mittwoch vereinbarten Anhebungen für die Metaller von zunächst 3,4 Prozent. Da die Inflationsrate derzeit mit 1,2 Prozent so niedrig ist wie seit über zwei Jahren nicht mehr, dürfte die Kaufkraft der meisten Arbeitnehmer steigen. Allerdings kann sich Deutschland
von der Euro-Krise und der Misere in den anderen Euro-Ländern nicht dauerhaft abkoppeln. Warnsignale gibt es bereits: Die Unternehmen investieren seit anderthalb Jahren weniger in Maschinen, Fahrzeuge und andere Ausrüstungen. Sie scheuen angesichts des ungewissen Ausgangs der Euro-Krise größere Ausgaben. Das dämpft Wachstum und Beschäftigung. An den Finanzmärkten ist zwar Ruhe eingekehrt. "Viele und gewichtige strukturelle Probleme gerade der Euro-Staaten sind aber noch nicht gelöst", warnt das Wirtschaftsministerium. "Die Unwägbarkeiten der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung sind daher beachtlich." Ungewissheit bringt
für die Unternehmen auch die anstehende Bundestagswahl mit sich. Angesichts ihres ungewissen Ausgangs und der sehr unterschiedlichen Konzepte der Parteien hielten sich die Firmen auch aus diesem Grund mit Investitionen zurück, heißt es. Investitionen in den Ausbau der Produktion aber sind eine Voraussetzung für neue Arbeitsplätze. Die deutsche Exportwirtschaft hat zudem ...
... mit neuem Gegenwind zu kämpfen. Litten die Geschäfte bislang vor allem unter der Euro-Krise, sorgt nun das Comeback des alten Rivalen Japan für zusätzliche Sorgenfalten. Denn die enorme Abwertung der heimischen Währung hilft den Unternehmen aus dem asiatischen Land. Der Yen ist seit Sommer 2012 um mehr als 30 Prozent zum Euro abgerutscht, was Waren "made in Japan" im Ausland deutlich billiger macht. Nutznießer sind Toyota, Asics und viele andere Konzerne, die ihre Produkte auf den Weltmärkten absetzen und damit in direkter Konkurrenz Volkswagen, Adidas und Co. stehen.
Als Chance sehen Experten die niedrigen Zinsen: Baugeld ist so billig wie nie. Deutschland erlebt deshalb einen Bauboom. 2012 stieg die Zahl der Genehmigungen für den Wohnungsbau um 4,8 Prozent. "Die ausgesprochen gute Lage am Bau strahlt auf andere Wirtschaftsbereiche aus", sagt die Bundesbank. Davon profitieren viele andere Branchen, etwa das Handwerk über baunahe Dienstleister bis hin zu Baumärkten und Einrichtungshäuser. Die Zinsen dürften noch eine Weile extrem niedrig bleiben und den Bauboom verlängern.
Foto: CorbisDie steigende Kaufkraft kurbelt den Binnenkonsum an. Dank der hohen Beschäftigung sitzt das Geld bei den deutschen Verbrauchern locker. Das von der Nürnberger GfK ermittelte Konsumklima ist derzeit so gut wie seit Oktober 2007 nicht mehr. "Die nach wie vor gute Lage am Arbeitsmarkt bildet eine solide Grundlage für eine spürbar expandierende private Konsumnachfrage", erwartet das Bundeswirtschaftsministerium. Viele Tarifabschlüsse lagen zuletzt über 3 Prozent, so auch die am Mittwoch vereinbarten Anhebungen für die Metaller von zunächst 3,4 Prozent. Da die Inflationsrate derzeit mit 1,2 Prozent so niedrig ist wie seit über zwei Jahren nicht mehr, dürfte die Kaufkraft der meisten Arbeitnehmer steigen. Allerdings kann sich Deutschland
Foto: JESSICA RINALDI/ Reutersfür die Unternehmen auch die anstehende Bundestagswahl mit sich. Angesichts ihres ungewissen Ausgangs und der sehr unterschiedlichen Konzepte der Parteien hielten sich die Firmen auch aus diesem Grund mit Investitionen zurück, heißt es. Investitionen in den Ausbau der Produktion aber sind eine Voraussetzung für neue Arbeitsplätze. Die deutsche Exportwirtschaft hat zudem ...
Foto: Gero Breloer/ AP... mit neuem Gegenwind zu kämpfen. Litten die Geschäfte bislang vor allem unter der Euro-Krise, sorgt nun das Comeback des alten Rivalen Japan für zusätzliche Sorgenfalten. Denn die enorme Abwertung der heimischen Währung hilft den Unternehmen aus dem asiatischen Land. Der Yen ist seit Sommer 2012 um mehr als 30 Prozent zum Euro abgerutscht, was Waren "made in Japan" im Ausland deutlich billiger macht. Nutznießer sind Toyota, Asics und viele andere Konzerne, die ihre Produkte auf den Weltmärkten absetzen und damit in direkter Konkurrenz Volkswagen, Adidas und Co. stehen.
Foto: YURIKO NAKAO/ REUTERS