Verhaltener Ausblick Hannover Rück lockt mit Rekorddividende

Trotz Rekordgewinn vorsichtig: Hannover-Rück-Chef Ulrich Wallin rechnet im laufenden Jahr mit einem etwas niedrigeren Konzerngewinn
Foto: DPAHannover/Hamburg - Rückversicherung ist ein konservatives Geschäft. Was für die Erstversicherer zählt, ist die Gewissheit, im Großschadensfall gut abgesichert zu sein. Dieses Geschäft und die Tatsache, dass sich Katastrophen und ihre Kosten trotz aller Mathematik eben nicht genau berechnen lassen, zwingt Rückversicherer zur Zurückhaltung. Vollmundige, zu optimistische Prognosen gegenüber Investoren verbieten sich.
So hält es auch Ulrich Wallin, Chef der Hannover Rück. Dass der Nettogewinn für das abgelaufene Jahr nun doch deutlich über dem Analysten-Konsens von 836 Millionen Euro liegt, darf daher nicht wirklich überraschen. Auf 858 (2011: 606) Millionen Euro ist der Überschuss im vergangenen Jahr hochgeschnellt. Der weltweit drittgrößte Rückversicherer weist damit das bislang beste Ergebnis seiner Unternehmensgeschichte aus. Equinet-Analyst Philipp Häßler sprach in einer ersten Reaktion von "starken Zahlen".
Die Anteilseigner sollen an dem Erfolg fürstlich beteiligt werden. Dass die Dividende steigen würde, hatte das Management bereits signalisiert. Die Märkte haben mit einem Aufschlag von bis zu 50 Cent auf 2,60 Euro spekuliert. Die sind es jetzt auch geworden. Doch darüber hinaus wird der Konzern seinen Aktionären weitere 40 Cent Bonus je Anteilsschein überweisen. Die angesichts kräftiger Kurssteigerungen ohnehin verwöhnten Investoren quittierten die Nachricht am Donnerstag mit weiteren Käufen. Im MDax kletterte die Aktie der Hannover Rück um mehr als 2 Prozent und setzte sich damit an die Spitze des Nebenwerteindex.
Geringes Schadenaufkommen 2012 trieb den Gewinn
2012 profitierte die Hannover Rück wie die Wettbewerber auch von einem vergleichsweise geringen Schadensaufkommen. Die Belastungen durch den Hurrikan "Sandy" im letzten Herbst hatte das Unternehmen dabei locker wegsteckt. Die Verluste aus Großschäden halbierten sich nahezu gegenüber dem Vorjahr auf 478 Millionen Euro. Der Konzern hatte mit einer höheren Belastung von 560 Millionen Euro kalkuliert. Die kombinierte Schaden-/Kostenquote verringerte sich deshalb auf vergleichsweise gute 95,8 Prozent (104,3). Liegt sie unter 100 Prozent, arbeitet der Versicherer profitabel.
Wegen der deutlich höheren Schäden in 2011 profitierte die Hannover Rück im vergangenen Jahr zudem von Preiserhöhungen, die sie in den meisten Geschäftsegmenten hatte durchsetzen können. Die vereinnahmten Prämien kletterten um knapp 14 Prozent.
Im laufenden Jahr dürfte sich die Entwicklung nicht so ohne weiteres wiederholen lassen. Das deutete bereits die jüngste Erneuerungsrunde an. Das verhandelte Prämienvolumen in der Schadenrückversicherung kletterte nur leicht, höhere Preise konnte die Hannover Rück lediglich in einzelnen, schadenbelasteten Bereichen durchsetzen. Für das Gesamtjahr prognostiziert der Konzern ein Prämienwachstum von rund 5 Prozent - was deutlich unter dem des vergangenen Jahres liegt. Im Kerngeschäft, der Schadenrückversicherung sollen die Prämien um 3 bis 5 Prozent klettern.
Ein Gewinntreiber war auch das Kapitalanlageergebnis, das trotz niedrigster Kapitalmarktzinsen auf 1,7 Milliarden Euro (1,4 Milliarden) kletterte. Dabei erwirtschafteten die Asset-Manager mit ihren Kapitalanlagen immerhin eine Rendite von 4,3 Prozent und konnten damit den selbst ausgegebenen Zielwert von 3,5 Prozent merklich überschreiten.
Sondereffekte bei der Kapitalanlage
Allerdings geht ein Gutteil des Renditezuwachses auch auf Bewertungsgewinne von Finanzinstrumenten zurück, wie zum Beispiel sogenannte ModCo-Derivate oder Inflation Swaps, die der Konzern zur teilweisen Absicherung seiner versicherungstechnischen Schadenreserven abgeschlossen hat. Analysten schätzen diesen Effekt auf 60 Basispunkte. Wirklich nachhaltig dürfte demnach wohl lediglich eine Kapitalanlagerendite von 3,7 Prozent sein.
Es gibt also eine Reihe von Faktoren, die das Ergebnis in 2012 sehr positiv beeinflusst haben. Seien es nun die geringe Schadenbelastung oder Sondereffekte beim Kapitalanlageergebnis - es ist bei weitem nicht sicher, dass sich diese Effekte im laufenden Jahr wieder einstellen werden.
Wohl auch deshalb zeigt sich Konzernchef Wallin für das laufende Jahr eher vorsichtig. Für 2013 geht der Manager von einem Nettogewinn von 800 Millionen Euro aus, wie er am Donnerstag bekräftige. Um den anvisierten Gewinn einfahren und die Aktionäre erneut mit einer ordentlichen Dividende bedienen zu können, will das Management gleichwohl keine größeren Risiken in der Kapitalanlage eingehen. Auch den zuletzt sich abzeichnenden Preiswettlauf will die Hannover Rück nicht mitmachen. "Zeichnen sich Strategien ab, durch geringere Margen Marktanteile zu gewinnen, dann werden wir da sicher nicht mitmachen", sagte Wallin unlängst.
Insofern darf man gespannt sein, wie der Rückversicherer im laufenden Jahr die prognostizierten Ziele erreichen wird. In der Vergangenheit hat die Hannover Rück die eigenen Prognosen bislang aber überwiegend geschlagen.