Waffeninvestments
Amoklauf zwingt Investor Cerberus zum Rückzug
Fatale Verbindung: Ein Lehrerpensionsfonds investiert Millionen beim Finanzinvestor Cerberus. Der steckt das Geld zum Teil in die Waffenindustrie, namentlich in die Firma, deren Produkt der Amokläufer an der Schule von Newtown benutzte. Notgedrungen zieht Cerberus nun Konsequenzen.
Große Anteilnahme: Der Amoklauf von Newtown entsetzt die USA
Foto: REUTERS
New York - Nach dem Schulmassaker in Newtown will sich der Finanzinvestor Cerberus von dem Waffenhersteller trennen, der das bei dem Amoklauf benutzte Sturmgewehr produziert hat.
"Es ist nicht unsere Aufgabe, in die Debatte um Waffenkontrolle einzugreifen. Das ist Sache des Gesetzgebers", erklärte das Unternehmen in New York. "Es gibt aber gleichwohl etwas, das wir als Unternehmen tun können. Deshalb haben wir umgehend einen Prozess eingeleitet, um uns von unserer Beteiligung an der Freedom Group zu trennen."
Ganz aus freien Stücken ist die Entscheidung der Finanzfirma offenbar nicht gefallen. Cerberus steht unter Druck des kalifornischen Lehrerpensionsfonds CalSTRS (California State Teachers' Retirement System), der mit Stand Ende März mehr als 750 Millionen Dollar bei dem Finanzinvestor angelegt hatte. Der Fonds hatte am Montag mitgeteilt, sein Investment bei Cerberus mit Blick auf deren Engagement im Waffengeschäft überprüfen zu wollen.
Der Finanzkonzern hatte den Waffenhersteller Bushmaster im Jahr 2006 gekauft und gemeinsam mit anderen Unternehmen in der Freedom Group aufgehen lassen. Zur Freedom Group gehören heute eine Reihe von Waffenherstellern. Die Gruppe meldete für die ersten neun Monate dieses Jahres Nettoumsätze von 677 Millionen Dollar, eine Steigerung um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Cerberus ist kein Einzelfall
Bushmaster stellt eine zivile Variante des Sturmgewehrs AR-15 her, das zwar nicht mit Dauerfeuer schießen kann, aber dennoch eine hohe Schussfolge ermöglicht. Mit einer solchen Waffe und zwei Pistolen war ein 20-Jähriger am Freitag in eine Grundschule im amerikanischen Newtown eingedrungen und hatten sechs Erwachsene und 20 Kinder erschossen. Das Massaker sorgte in der ganzen Welt für Entsetzen und hat in den USA zu einer Diskussion über das Waffenrecht geführt.
"Unsere Gedanken und unsere Gebete sind bei den Familien und der Stadt, die von diesem entsetzlichen Ereignis getroffen wurde", hieß es bei Cerberus. Das Massaker sei ein Wendepunkt in der Debatte um Waffenkontrollen.
Cerberus, 1992 vom Wall-Street-Händler Stephen Feinberg gegründet, kauft, saniert und verkauft Firmen. Die Gruppe übernahm 2007 von Daimler die Mehrheit an Chrysler und mischt in Deutschland bei Woolworth mit und hatte auch Interesse an Schlecker.
Neben Cerberus haben auch andere Private-Equity-Firmen Anteile im Waffengeschäft. Sciens Capital Management etwa besitzt einen Teil des Waffenherstellers Colt Defense. Der frühere New Yorker Guverneur Eliot Spitzer und andere prominente Kommentatoren äußerten sich in diesen Tagen kritisch zu derartigen Engagements von Finanzinvestoren.
cr/dpa/rtr
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