

Ende Januar tat Barack Obama etwas Unerhörtes: In seiner Rede zur Lage der Nation, einem der wichtigsten Ereignisse im politischen Kalender Amerikas, lobte der US-Präsident einen ausländischen Konzern. Gleich mehrfach nannte Obama Siemens. Der Technologiekonzern habe sich auf vorbildliche Weise engagiert, um Arbeitslose für sein Gasturbinenwerk in North Carolina zu schulen.
Damit lobte der Präsident ausgerechnet ein deutsches Unternehmen bei einem der wichtigsten wirtschaftspolitischen Themen im Wahljahr. Die hohe Arbeitslosenquote von über acht Prozent ist derzeit die größte Herausforderung für den Präsidenten. Sinkt sie in den kommenden Monaten nicht spürbar, dürfte Obama gegen seinen Herausforderer Mitt Romney bei den Präsidentschaftswahlen im November einen schweren Stand haben.
An den deutschen Unternehmen in den USA liegt es jedenfalls nicht, dass sich der US-Jobmarkt nur sehr langsam von der Rezession erholt, in die die Finanzkrise Amerika 2008/2009 gerissen hatte. Das belegt eine neue Umfrage der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer zu den deutschen Top-50-Firmen in den USA, die manager magazin online exklusiv vorliegt.
Im vergangenen Jahr beschäftigten deutsche Konzerne 461.000 Menschen zwischen New York und San Francisco - acht Prozent mehr als 2010. Da waren es nur 427.000. Gut jeder zehnte Amerikaner, der für ein ausländisches Unternehmen arbeitet, ist damit bei einem deutschen beschäftigt. Nur britische und japanische Konzerne beschäftigen in den USA mehr Menschen als die Deutschen. Größter deutscher Arbeitgeber in den USA ist Siemens mit 60.000 Mitarbeitern.
Den Jobboom "made in Germany" verdankt Amerika den kräftig steigenden Umsätzen der deutschen Investoren. Während die US-Wirtschaft 2011 nur um knapp zwei Prozent wuchs, legten die Umsätze der deutschen Top-50 in den USA 2011 um 7,5 Prozent zu - auf 318 Milliarden Dollar.
Besonders stark legten die Autobauer Daimler, Volkswagen und BMW zu. Aber auch ThyssenKrupp, Continental oder Heraeus freuten sich über teilweise zweistelliges Umsatzwachstum. Deutscher Umsatzspitzenreiter in Amerika ist Daimler mit 28 Milliarden Dollar vor Siemens, T-Mobile und BASF.
Ein wenig unangenehm scheint der Erfolg der Deutschen allerdings auch Präsident Obama zu sein. Die Siemens-Angestellte Jackie Bray, die Obama in seiner Rede als Beispiel für das ganze Land nannte, saß zwar neben seiner Frau Michelle im Kongress. Dass Siemens in Deutschland beheimatet ist, das erwähnte der Präsident allerdings nicht.
Rang 1
Daimler Group, Tuscaloosa, Alabama
Umsatz (Mio $)
2010: 26.157
2011: 28.753
Angestellte
2010: 18.295
2011: 20.702
Rang 2
Volkswagen Group of America, Chattanooga, Tennessee
Umsatz (Mio $)
2010: 19.902
2011: 24.433
Angestellte
2010: 3.500
2011: 4.500
Rang 3
T-Mobile USA, New York City, New York
Umsatz (Mio $)
2010: 21.127
2011: 20.618
Angestellte
2010: 37.795
2011: 34.518
Rang 4
BASF Corp., Port Arthur, Texas (im Bild Standort Ludwigshafen)
Umsatz (Mio $)
2010: 17.700
2011: 20.600
Angestellte
2010: 16.487
2011: 16.000
Rang 5
Siemens USA Holdings, Charlotte, North Carolina
Umsatz (Mio $)
2010: 19.400
2011: 20.000
Angestellte
2010: 62.000
2011: 60.000
Rang 6
BMW Group, Spartanburg, South Carolina
Umsatz (Mio $)
2010: 16.985
2011: 20.000
Angestellte
2010: 7.000
2011: 10.000
Rang 7
Allianz of America (im Bild: Standort Frankfurt am Main)
Umsatz (Mio $)
2010: 15.109
2011: 15.590
Angestellte
2010: 9.808
2011: 10.000
Rang 8
DHL Holdings, New York City, New York
Umsatz (Mio $)
2010: 11.643
2011: 12.260
Angestellte
2010: 27.000
2011: 29.000
Rang 9
Bayer Corporation (im Bild Standort Berlin)
Umsatz (Mio $)
2010: 10.860
2011: 11.366
Angestellte
2010: 15.100
2011: 15.800
Rang 10
Robert Bosch (im Bild Standort Arnstadt)
Umsatz (Mio $)
2010: 11.171
2011: 9.800
Angestellte
2010: 13.500
2011: 22.500