Briefbomben Ermittler warnen Unternehmen vor weiteren Sprengsätzen

Zweiter Anschlag in Rom: Am Freitag verletzte ein Sprengsatz den Direktor des Unternehmens Equitalia schwer
Foto: Claudio Peri/ dpaWiesbaden/Karlsruhe - "Als Adressaten kommen neben Banken und deren Verantwortungsträgern auch politische Entscheidungsträger in Betracht", heißt es in einem vertraulichen Schreiben des Landeskriminalamts (LKA) an 30 große Wirtschaftsunternehmen und Banken, aus dem die "Welt am Sonntag" zitiert. "Eine weitere Eingrenzung hinsichtlich des Adressatenkreises oder möglicher Eingangsorte solcher Briefbomben kann derzeit nicht vorgenommen werden", heißt es dort.
Mit dem LKA-Schreiben sollten die Firmen sensibilisiert werden, sagte Behördensprecher Udo Bühler der Nachrichtenagentur dpa am Samstag. Es sei aber nicht so zu verstehen, dass die Adressaten besonders bedroht seien: "Wir konnten nicht gezielt warnen." Nach Auskunft einer Sprecherin der Bundesanwaltschaft vom Samstag wurden in Deutschland keine weiteren Briefbomben gefunden. Es werde weiter gegen Unbekannt ermittelt.
Während der an Ackermann adressierte Umschlag mit explosivem Stoff am Mittwoch rechtzeitig entdeckt worden war, explodierte am Freitag in Rom ein Päckchen in der Filiale der Steuer- und Gebühreneinzugsgesellschaft. Es verletzte den Direktor des Unternehmens Equitalia schwer. In beiden Fällen bekannte sich die italienische Anarchistengruppe "Federazione Anarchica Informale" (FAI) zu der Tat.
In dem als authentisch gewerteten Bekennerschreiben der italienischen linksanarchistischen Terrorgruppe FAI sei von "drei Explosionen" die Rede. Aus dem weiteren Text - "Krieg dem Europa der Bankiers, Tod den Blutsaugern die uns regieren" - gehe hervor, dass auch Politiker Ziel von Anschlägen sein könnten.
Im Fall Ackermann übernahm die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe die Ermittlungen. Der persönlich an Ackermann adressierte Briefumschlag war in der Poststelle der Deutschen Bank aufgefallen und geröntgt worden. Dabei wurden Drähte und Metallteile entdeckt. Nach kriminaltechnischen Erkenntnissen setzte sich der Sprengsatz unter anderem aus etwa 50 Gramm explosiven Zündmittels sowie einer funktionstüchtigen Zündvorrichtung zusammen. Experten des LKA entschärften die Briefbombe, verletzt wurde in Frankfurt niemand.