Abschreibungen Schuldenkrise macht Versicherern zu schaffen

Munich Re, Hannover Rück, Allianz - mehrere große deutsche Versicherer werden in dieser Woche ihre Quartalsergebnisse veröffentlichen. Von Naturkatastrophen blieben die Assekuranzen in den vergangenen Monaten weitgehend verschont - dafür macht ihnen die Finanzkrise zu schaffen.
Im Griff der Schuldenkrise: Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re legt am Dienstag seine Karten auf den Tisch

Im Griff der Schuldenkrise: Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re legt am Dienstag seine Karten auf den Tisch

Foto: Tobias Hase/ picture alliance / dpa

Hamburg - Nach extremen Belastungen durch Naturkatastrophen zu Jahresbeginn werden die großen deutschen Versicherer im dritten Quartal für spürbar weniger Schäden geradestehen müssen. Endlich also ein gutes Quartal mit sprudelnden Gewinnen? Nein, sagen Branchenexperten unisono. Denn die Krise an den globalen Finanzmärkten - von Juli bis September mit dramatisch einbrechenden Aktien und massiven Verwerfungen rund um griechische Staatsanleihen - wird den Assekuranzen erneut bittere Abschreibungen bescheren.

In den roten Zahlen sind sie - das zeigen die ersten Ergebnisse aus der Branche - zwar nicht. Aber die Richtung wird in den meisten Fällen nicht stimmen. Beim weltgrößten Rückversicherer Munich Re , der seine Bilanz am morgigen Dienstag veröffentlichen will, erwarten die Analysten einen Gewinnrückgang um fast ein Drittel auf 525 Millionen Euro .

Hauptgrund: Die Kapitalerträge sind stark rückläufig. Der Dax-Konzern hat weitere Abschreibungen auf griechische Wertpapiere bereits angekündigt. Thorsten Wenzel von der DZ Bank rechnet mit einer Wertkorrektur von 200 Millionen Euro. Negative Effekte seien zudem wegen des Abbaus italienischer Anleihen und generell bei Aktien zu erwarten. Problematisch ist aber auch, dass die sogenannten sicheren Häfen - Staatsanleihen Deutschlands oder der Schweiz zum Beispiel - nur noch Mini-Renditen abwerfen.

Große Risiken will zugleich kaum ein Versicherer eingehen. Am besten dürfte die Hannover Rück , die Nummer drei der Rückversicherer, abgeschnitten haben. Denn die Norddeutschen, die am Mittwoch ihre Zahlen vorlegen, haben weder Aktien noch Hellas-Bonds im Portfolio - ein Vorteil in stürmischen Zeiten. Am stärksten dürfte dagegen die Allianz  in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Denn Europas größter Versicherer, dessen Bilanz am Freitag erwartet wird, hat viel mehr Geld in Aktien investiert. Michael Huttner von JP Morgan erwartet hier Abschreibungen von 700 Millionen Euro, hinzu kommen fast 400 Millionen durch die Beteiligung an dem US-Versicherer Hartford Financial.

Hurrikan-Saison verläuft glimpflich - Ausnahme "Irene"

Im Kerngeschäft dürfte das dritte Quartal für die Rückversicherer, die normalen Versicherern große Risiken abnehmen, zumindest das beste im Jahresverlauf gewesen sein. Megaschäden wie die Erdbeben in Japan und Neuseeland zu Jahresbeginn gab es dieses Mal nicht.

Am schwersten wiegt noch Hurrikan "Irene" - der erste Wirbelsturm seit drei Jahren, der die US-Küste getroffen hat, wo besonders viele Autos, Häuser und Boote versichert sind. Die schlimmsten Befürchtungen trafen allerdings nicht ein, vor allem die Metropole New York kam halbwegs glimpflich davon. Als der Sturm im Anmarsch war, hatten Experten versicherte Schäden von über zehn Milliarden Dollar für möglich gehalten. Die Münchener Rück schätzt die Branchenbelastung nun auf sieben Milliarden Dollar.

Damit wäre "Irene" der achtteuerste Hurrikan seit 1980. Der Münchener-Rück-Rivale Swiss Re  muss 100 Millionen Dollar stemmen. Stärker betroffen ist der US-Versicherer AIG , der naturgemäß in seinem Heimatmarkt besonders engagiert ist. Hier macht der "Irene"-Effekt 372 Millionen Dollar aus. Hinzu kam der Tropensturm "Lee", der wenige Tage später im Süden der USA wütete. Die AIG-Versicherungsaktivitäten wiesen letztlich einen deutlich rückläufigen Gewinn aus, trotzdem blieben vor Steuern noch fast 900 Millionen Dollar hängen.

Die Messlatte für die Münchener Rück hängt hoch: Denn bei der Swiss Re stieg der Quartalsüberschuss um mehr als das Doppelte auf 1,35 Milliarden Dollar. Mit einer Schaden/Kosten-Quote von exzellenten 80,8 Prozent arbeiteten die Schweizer im Kerngeschäft außerordentlich profitabel. Analysten wie Constantin Rohrbach von der NordLB relativieren jedoch: "Der Zuwachs beruht hauptsächlich auf der ungewöhnlich hohen Auflösung von Rückstellungen." Laut Swiss Re summierten sich alle Sondereffekte im Quartal auf rund 700 Millionen Dollar.

cr/rtr

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