Neue ICE-Generation Bahn nimmt Siemens in die Qualitätspflicht

Probleme im Sommer, Probleme im Winter: In Zukunft will die Bahn die Zuverlässigkeit ihrer Züge besser absichern
Foto: CHRISTOF STACHE/ AFPBerlin - Für die Zukunft will sich die Deutsche Bahn bei ihren neuen Zügen besser gegen Qualitätsmängel absichern. Beim anstehenden Milliardenauftrag für bis zu 300 neue Züge soll der Hersteller Siemens sein Geld nur stufenweise erhalten, war am Sonntag aus Bahn-Kreisen zu erfahren. Ein Teil der Zahlungen hängt demnach davon ab, ob sich die ICx-Züge im Betrieb auch tatsächlich bewähren.
Siemens musste den Angaben aus dem Unternehmen zufolge auch Zusagen über die langfristigen Kosten für den Betrieb und die Wartung der neuen Züge machen. Wird es teurer als versprochen, muss der Konzern ebenfalls auf Geld verzichten. Laut "Bild am Sonntag" garantiert Siemens etwa, dass die Achsen der neuen ICx-Züge vier Millionen Kilometer laufen können, ehe sie auf Risse geprüft und eventuell gewartet werden müssen.
Zudem ist der Münchner Technologiekonzern für die Zulassung der Züge durch das Eisenbahn-Bundesamt zuständig - und nicht mehr die Bahn, wie es bislang der Fall war. Geplant sind zunächst zweimonatige Probefahrten ohne Fahrgäste. Anschließend sollen noch einmal ein ganzes Jahr lang Probefahrten mit Kunden an Bord stattfinden, bevor die ICx-Züge in den Regelbetrieb übernommen werden.
Unmut bei den Kunden
Die Deutsche Bahn und Siemens wollen den Kaufvertrag für die bis zu 300 Züge am Montag unterschreiben. Die Kosten betragen bis zu sechs Milliarden Euro - nach Angaben der Bahn ist das die größte Einzelinvestition, die der Konzern je getätigt hat. Die Züge können wahlweise als Intercity (IC) oder als ICE zum Einsatz kommen.
Die ersten Züge soll Siemens 2015 ausliefern, ab 2016 ist der erste planmäßige Einsatz vorgesehen. Als erstes will die Bahn dann ihre oft schon mehrere Jahrzehnte alten IC-Züge austauschen. Später soll der ICx auch die älteren ICE-Modelle ersetzen. Der ICx soll nach den Worten von Bahn-Chef Rüdiger Grube künftig zum "Rückgrat" des Fernverkehrs der Deutschen Bahn werden.
Die Bahn hatte in den vergangenen Jahren wiederholt massive Probleme mit ihren Fahrzeugen. An heißen Sommertagen fielen die Klimaanlagen von rund 50 Zügen aus, was zu Verspätungen, Zugausfällen und erheblichem Unmut bei den Kunden führte. Im Winter wiederum machte Schnee bei eisigen Temperaturen dem Unternehmen zu schaffen.
Hinzu kommt, dass viele ICE-Züge derzeit deutlich häufiger als geplant zur Überprüfung in die Werkstatt müssen. Grund ist ein Achsbruch im Sommer 2008. Dadurch stehen der Bahn deutlich weniger Reservezüge zur Verfügung. Grube hatte für die technischen Probleme immer wieder die Hersteller verantwortlich gemacht und verlangt, die Firmen müssten in Zukunft zuverlässigere Züge liefern.