
Christoph Franz übernimmt Lufthansa macht Führungswechsel perfekt
Frankfurt am Main - Ruhiger Führungswechsel bei der Lufthansa: Europas größte Fluggesellschaft wird künftig von Christoph Franz geleitet. Der bisherige Lufthansa-Vize und Sanierer der Schweizer Fluggesellschaft Swiss wurde wie erwartet am Mittwoch in Hamburg vom Aufsichtsrat des Unternehmens zum Nachfolger von Wolfgang Mayrhuber (63) gewählt, den er zum Jahreswechsel beerben soll. Das teilte das Unternehmen in Frankfurt mit. Sein Vorgänger, der Österreicher Wolfgang Mayrhuber, tritt nach dann nach knapp acht Jahren an der Spitze der Airline ab.
Der 50-jährige Franz ist seit über einem Jahr der zweite Mann hinter Mayrhuber und galt als dessen Nachfolger. Als Vize-Chef leitete er das kriselnde Passagiergeschäft, das ab Anfang 2011 vom bisherigen Chef der Frachttochter Cargo, Carsten Spohr, geführt wird. Franz hat einen Ruf als harter Sanierer. Vor seinem Wechsel in die Lufthansa-Zentrale nach Frankfurt stand er fünf Jahre lang an der Spitze der Tochter Swiss, die er wieder auf gesunde Beine stellte. Nach Einschätzung von Analysten ist Franz als Sanierungsfachmann genau der richtige Mann auf seinem künftigen Posten. Von dort aus kann er sich weiter um die Sanierung des Passagiergeschäfts kümmern. "Das ist die strategische Herausforderung, die die Lufthansa zu bewältigen hat", sagte UniCredit-Analyst Uwe Weinreich. Franz habe sich mit der Sanierung der Swiss für höhere Aufgaben qualifiziert. Auch Aufsichtsratvorsitzender Jürgen Weber rollte ihm den roten Teppich aus: Er lobte die "hervorragende Führungsmannschaft".
Seinem Nachfolger Carsten Spohr hat Franz bereits anspruchsvolle Ziele gesetzt. Das Passagiergeschäft, das sich noch immer nicht gänzlich von den Einbrüchen durch die Wirtschaftskrise erholt hat, soll auf längere Sicht eine operative Marge von acht Prozent erwirtschaften. Allein im ersten Halbjahr lag das Minus der Sparte bei 203 Millionen Euro, während die anderen Geschäftsfelder Gewinne schreiben. Lufthansa dürfe sich bei der Lösung der Probleme nicht allein auf Rückenwind durch den Wirtschaftsaufschwung verlassen. Dieser werde die Herausforderungen nicht beseitigen. "Eine Revolution wird es ebenso wenig geben, wie eine Wunderheilung", hatte Franz gesagt.
Lufthansa ist mit den Problemen nicht allein: Air France-KLM verbuchte im vergangenen Geschäftsjahr (per Ende März) ein operatives Minus von 1,3 Milliarden Euro, British Airways einen operativen Verlust von 231 Millionen Pfund. Spohr, selbst Pilot und seit knapp vier Jahren an der Spitze der Frachttochter, hat bereits gezeigt, dass er mit schwierigen Situationen umgehen kann. Als die Frachtraten zu Beginn der Turbulenzen zweistellig einbrachen, führte er bei der Tochter Kurzarbeit ein und knöpfte dem Management zehn Prozent des Gehalts ab. Nun ist das einstige Problemkind mit einem Gewinn im ersten Halbjahr wieder Vorzeigeobjekt. An Spohrs Stelle soll nun Ulrich Garnadt die Frachttochter führen. Er war bisher im Passagevorstand unter anderem für die Drehkreuze Frankfurt und München zuständig.
Darüber hinaus bestellt die Lufthansa 48 neue Flugzeuge. Der Aufsichtsrat der Airline habe der Bestellung mit einem Listenpreis von 3,5 Milliarden Euro am Mittwoch zugestimmt, teilte das Untenehmen ebenfalls heute mit. Acht Maschinen vom Typ Airbus A330-300 sollen auf der Langstrecke eingesetzt werden. Die übrigen 40 Flugzeuge, davon zwanzig A 320, werden auf Europastrecken eingesetzt. Die Flugzeuge kommen bei der Tochter Swiss, im Lufthansa-Regionalverkehr und der Billigflugtochter Germanwings zum Einsatz. Finanziert werde der Flugzeugkauf aus den liquiden Mitteln oder über eine externe Finanzierung.