Licht und Schatten: Die Allianz hält trotz zahlreicher Stürme und der Ölpest im Golf von Mexiko an ihrem Gewinnziel fest
Foto: Daniel Karmann/ picture-alliance/ dpa/dpawebMünchen - Vorstandschef Michael Diekmann zeigte sich bei der Vorlage des Zwischenberichts am Freitag "zuversichtlich, dass wir unsere Prognose für das Gesamtjahr für das operative Ergebnis von rund 7,2 Milliarden Euro mit einer Schwankungsbreite von 500 Millionen Euro nach oben oder unten erfüllen können". Dank eines Gewinnsprungs im zweiten Quartal hat die Allianz nach den ersten sechs Monaten davon bereits 3,9 Milliarden Euro erreicht.
Unter dem Strich ging der Gewinn im zweiten Jahresviertel hingegen stärker als erwartet um fast die Hälfte auf gut eine Milliarde Euro zurück. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern alleine mit dem Verkauf von Aktien der chinesischen Bank ICBC einen Sondererlös von fast 660 Millionen Euro eingestrichen.
Die Allianz-Aktie reagierte am Morgen mit Kursgewinnen auf die Nachrichten. Zu Handelsbeginn legte sie in Frankfurt um 0,93 Prozent auf 91,00 Euro zu. Analyst Roland Pfänder von der Commerzbank zeigte sich von der Entwicklung aller Geschäftsbereiche positiv überrascht. Ein Börsianer monierte hingegen den geringeren Überschuss, der den Anstieg des operativen Gewinns nicht widerspiegele.
Ihr Geschäft konnte die Allianz im zweiten Quartal deutlich ausweiten. Der Umsatz kletterte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14,5 Prozent auf 25,4 Milliarden Euro. Der operative Gewinn wuchs um 23 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro.
Höherer Gewinn in der Schaden- und Unfallversicherung
Die Steigerung verdankt die Allianz vor allem ihrem Kerngeschäft, der Schaden- und Unfallversicherung, sowie dem Geschäft mit Investmentfonds. Die Schaden- und Unfallversicherung verbesserte ihr operatives Ergebnis trotz der Katastrophen um 28 Prozent auf gut 1,1 Milliarden Euro.
Im Gegensatz zum ersten Quartal, als das Erdbeben in Chile und der europäische Wintersturm "Xynthia" den Gewinn belastet hatten, reichten die Beitragseinnahmen im zweiten Quartal wieder aus, um die Kosten für Schäden und Verwaltung zu decken. Von dem Untergang der Bohrinsel "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko ist die Allianz früheren Aussagen zufolge kaum betroffen.
Das in der Sparte Asset Management gebündelte Fondsgeschäft konnte seinen operativen Gewinn auf 516 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Die Sparte habe nun in sechs aufeinanderfolgenden Quartalen mehr Kundengelder hinzugewonnen als abgegeben, stellte Vorstandsmitglied Oliver Bäte heraus.
Lebensversicherung verdient weniger
In der Lebens- und Krankenversicherung konnte die Allianz den Gewinn des Vorjahres nicht wiederholen. Das operative Ergebnis ging um 28 Prozent auf 713 Millionen Euro zurück. Das Management führte dies auf die starke Erholung der Finanzmärkte vor einem Jahr zurück, durch welche die Sparte damals besonders gut verdient hatte.
Der Umsatz der Sparte legte hingegen um ein Fünftel auf 14,1 Milliarden Euro zu. Dazu habe die starke Nachfrage nach Anlageprodukten wie fondsgebundenen und traditionellen Lebensversicherungen beigetragen.
Der operative Gewinn im Vermögensmanagement sei herausragend, kommentierte DZ-Bank-Analyst Thorsten Wenzel. Die Sparte trage sehr viel mehr zum Nettogewinn bei als in der Vergangenheit. Zudem sei die Schaden/Kosten-Quote, die zentrale Kennziffer für die Profitabilität, mit 96,3 Prozent eine positive Überraschung.
Erdbeben in Haiti: Bei dem Haiti-Beben im Januar starben 223.000 Menschen, 1,2 Millionen wurden obdachlos. Teile der Hauptstadt Port-au-Prince (Foto) wurden total zerstört. Gemessen an der Wirtschaftskraft des bettelarmen Landes waren die volkswirtschaftlichen Schäden in Höhe von rund 8 Milliarden Dollar enorm. Da so gut wie kein Versicherungsschutz bestand, blieben die versicherten Schäden mit 150 Millionen Dollar dagegen sehr gering. Ganz anders beim ...
Erdbeben in Chile: Beim fünftstärksten jemals gemessenen Erdbeben, bei dem 500 Mal so viel Energie wie in Haiti freigesetzt wurde, gab es 521 Todesopfer. Viele Bauten hielten auf Grund besserer Baustandards den Erdstößen stand. Dafür traf es die Versicherer hart. Die von der Branche zu tragenden Schäden belaufen sich auf etwa 8 Milliarden Dollar, damit ist das Erdbeben in Chile das zweitteuerste der Geschichte. Die volkswirtschaftlichen Lasten lagen sogar bei 30 Milliarden Dollar.
Wintersturm Xynthia in Europa: Der Wintersturm Xynthia, der Ende Februar von den Kanarischen Inseln über Spanien, Frankreich und Teile Mitteleuropas hinwegfegte, richtete eine volkswirtschaftliche Schadensbilanz von 4,5 Milliarden Dollar an. 3,4 Milliarden Dollar waren davon versichert. Der Sturm, der Windgeschwindigkeiten von fast 240 Stundenkilometer erreichte forderte 65 Todesopfer. Im französischen La Rochelle konnte dieses Kind von einem Hubschrauber aus gerettet werden.
Überschwemmungen in Europa: Von Mitte Mai bis Anfang Juni sorgten schwere Überschwemmungen in Mitteleuropa für einen volkswirtschaftlichen Schaden von 3,5 Milliarden Euro. Vor allem Polen war betroffen, als zum Beispiel der Fluss Sleza über die Ufer trat (Foto). 29 Menschen kamen europaweit in den Fluten um. Versichert war mit 280 Millionen Euro nur ein Bruchteil der Schadenssumme.
Stürme in den USA: Mitte Mai sorgen schwere Unwetter, Stürme und starke Hagelschauer in mehreren Bundesstaaten der USA (Foto: Überschwemmung in Long Beach) für Schäden in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar - Platz 5 in der Schadensbilanz der Münchener Rück. Davon war etwa die Hälfte der Schäden versichert. 3 Menschen kamen in Folge der Unwetter um. Zu den weiteren großen Naturkatastrophen zählt außerdem das Erdbeben Mitte April in China, bei dem 2700 Menschen zu Tode kamen.