Die Zahl klingt erst einmal beeindruckend: Mehr als eine Milliarde Euro hat die Commerzbank in den ersten 6 Monaten dieses Jahres verdient. Auch am Ende des Jahres soll unterm Strich ein Plus herauskommen. So weit. So gut?
Commerzbank: Das Institut profitiert vom Aufschwung der deutschen Wirtschaft, doch noch immer schlummern viele Giftpapiere im Portfolio
Foto: DDP
Unbestritten ist: Commerzbank-Chef Martin Blessing und sein vergleichsweise junges Managementteam haben viel erreicht. Vor allem die Integration der vor knapp zwei Jahren übernommenen Dresdner Bank gelang ihnen überraschend reibungslos.
Die schönen Ergebnisse, mit denen Blessing jetzt aufwartet, sind indes weniger sein Verdienst. Tatsächlich verdankt die zweitgrößte deutsche Bank ihr sattes Plus vor allem dem unverhofft kräftigen Aufschwung der heimischen Wirtschaft. Der sorgt dafür, dass die Commerzbank fast eine Milliarde Euro weniger für faule Kredite zurücklegen muss.
An der Tatsache, dass die Bank vor einem veritablen Gebirge von Herausforderungen steht, ändert das indes wenig. In den Bilanzen des Instituts schlummern noch immer rund 35 Milliarden Euro toxische Wertpapiere, die meisten aus der Übernahme der Dresdner Bank. Darüber hinaus hat die Commerzbank über ihre Tochter Eurohypo 75 Milliarden Euro an Krediten für Gewerbeimmobilien ausgereicht - rund ein Viertel davon in den USA, Spanien und Großbritannien, deren Märkte für Bürogebäude als latent absturzgefährdet gelten.
Gewaltige Staatshilfen sind noch zurückzuzahlen
Und nach wie vor muss die Bank auf Anordnung der EU-Kommission ihre Tochter Eurohypo loswerden - in einem Marktumfeld, in dem noch nicht einmal die deutlich kleinere und gesündere WestLB-Tochter WestImmo für einen halbwegs anständigen Preis zu verkaufen ist. Potentielle Interessenten dürfte vor allem abschrecken, dass der Immobilien- und Staatsfinanzierer Eurohypo ohne das öffentlich gestützte Mutterhaus Commerzbank kaum zu akzeptablen Konditionen Geld am Kapitalmarkt aufnehmen kann.
Vor allem aber hat es die Commerzbank - anders als die meisten großen Wettbewerber in Europa und Übersee - bislang noch nicht einmal ansatzweise geschafft, die enormen Staatshilfen, die sie infolge der Finanzkrise erhalten hat, zurück zu zahlen.
Wie Blessing & Co. in absehbarer Zeit mehr als 16 Milliarden Euro auftreiben wollen, um die stille Einlage des Staates abzulösen, bleibt ihr Geheimnis. Immerhin darf der Staat darauf hoffen, dass die Bank nach ihrer Rückkehr in die Gewinnzone demnächst wenigstens Zinsen für die gewaltigen Hilfskredite überweist.
Blessing versucht bereits, die Euphorie über die positiven Quartalszahlen zu bremsen. Auf die Bank kämen noch "schwierige Bergstrecken" zu, sagte er heute in Frankfurt. Der Mann wird es wissen.