Vorwärts: Dank der Erlöse an der Börse hat die Münchener Rück ihren Gewinn gesteigert
Foto: DDPMünchen - Der Überschuss der Münchener Rück kletterte um 3,5 Prozent auf 709 Millionen Euro, wie der weltgrößte Rückversicherer am Mittwoch mitteilte. Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem deutlichen Rückgang auf 481 Millionen Euro gerechnet.
Der Dax-Konzern steigerte sein Kapitalanlageergebnis trotz der Börsenturbulenzen im Zuge der Schuldenkrise Griechenlands um fast ein Fünftel auf 2,61 Milliarden Euro. Er profitierte vom Verkauf von Unternehmens- und Staatsanleihen.
Zudem reduzierte die Münchener Rück ihre Beteiligung am Schweizer Versicherer Helvetia, was den Gewinn um 90 Millionen Euro aufpäppelte. Die Rendite auf die Kapitalanlagen lag zum Halbjahr bei annualisierten 5,3 Prozent - für die Münchener Rück mit ihren sicher angelegten Geldern von 192 Milliarden Euro ein hoher Wert. Im Gesamtjahr dürften es über 4 Prozent sein.
Dank der Entwicklung hält der Vorstand an seinem Ziel fest, 2010 einen Nettogewinn von mehr als zwei Milliarden Euro einzufahren. "Das bleibt ambitioniert, ist aber zu schaffen", sagte Konzernchef Nikolaus von Bomhard. Nach den ersten sechs Monaten waren es 1,2 Milliarden Euro. Analysten hatten hier im Vorfeld der Zahlen Zweifel angemeldet. Ein schwerer Hurrikan in der noch bis Ende November laufenden Jahreszeit für Wirbelstürme und das Ziel sei nicht mehr zu halten, hieß es.
Katastrophenschäden bremsen Münchener Rück - auch bei BP engagiert
Auf der Schadenseite wurde der Konzern erwartungsgemäß hart getroffen - unter anderem vom Untergang der BP-Bohrinsel "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko. Hierfür ist weiterhin ein niedriger dreistelliger Millionen-Betrag eingeplant. Davon entfallen 60 Millionen Euro auf den eigentlichen Sachschaden. Weitere Haftpflichtansprüche seien schwer abzuschätzen. Für das Erdbeben in Chile wurden zusätzliche Zahlungen fällig, mehr als ursprünglich zurückgelegt.
In der Kernsparte Rückversicherung betrug die Schaden/Kosten-Quote - die zentrale Kennziffer zur Profitabilität - von April bis Juni schwache 103,8 Prozent. Oberhalb von 100 Prozent sind Zahlungen für Schäden und Verwaltungskosten nicht mehr durch die Prämieneinnahmen gedeckt. Insgesamt kosteten Naturkatastrophen die Münchener Rück im ersten Halbjahr 900 (Vorjahr 243) Millionen Euro.
Rund elf Milliarden Euro in PIIGS-Staatsanleihen
Die Munich Re hat außerdem rund elf Milliarden Euro in Staatspapieren der sogenannten PIIGS-Staaten investiert. Darauf entfallen 14 Prozent der vom Konzern gehaltenen Staatspapiere, wie Finanzvorstand Jörg Schneider sagte. Zu den finanziell angeschlagenen Staaten zählen Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien. Am stärksten ist der Konzern in Italien engagiert.
Genaue Zahlen zu dem Engagement in einzelnen dieser Staaten will die Munich Re nicht mehr veröffentlichen. Dies sei nur auf dem Höhepunkt der Krise angebracht gewesen. Insgesamt hielt die Munich Re zur Jahresmitte eigenen Angaben zufolge festverzinsliche Finanzinstrumente von 173 Milliarden Euro, davon 46 Prozent in Staatsanleihen.
Erdbeben in Haiti: Bei dem Haiti-Beben im Januar starben 223.000 Menschen, 1,2 Millionen wurden obdachlos. Teile der Hauptstadt Port-au-Prince (Foto) wurden total zerstört. Gemessen an der Wirtschaftskraft des bettelarmen Landes waren die volkswirtschaftlichen Schäden in Höhe von rund 8 Milliarden Dollar enorm. Da so gut wie kein Versicherungsschutz bestand, blieben die versicherten Schäden mit 150 Millionen Dollar dagegen sehr gering. Ganz anders beim ...
Erdbeben in Chile: Beim fünftstärksten jemals gemessenen Erdbeben, bei dem 500 Mal so viel Energie wie in Haiti freigesetzt wurde, gab es 521 Todesopfer. Viele Bauten hielten auf Grund besserer Baustandards den Erdstößen stand. Dafür traf es die Versicherer hart. Die von der Branche zu tragenden Schäden belaufen sich auf etwa 8 Milliarden Dollar, damit ist das Erdbeben in Chile das zweitteuerste der Geschichte. Die volkswirtschaftlichen Lasten lagen sogar bei 30 Milliarden Dollar.
Wintersturm Xynthia in Europa: Der Wintersturm Xynthia, der Ende Februar von den Kanarischen Inseln über Spanien, Frankreich und Teile Mitteleuropas hinwegfegte, richtete eine volkswirtschaftliche Schadensbilanz von 4,5 Milliarden Dollar an. 3,4 Milliarden Dollar waren davon versichert. Der Sturm, der Windgeschwindigkeiten von fast 240 Stundenkilometer erreichte forderte 65 Todesopfer. Im französischen La Rochelle konnte dieses Kind von einem Hubschrauber aus gerettet werden.
Überschwemmungen in Europa: Von Mitte Mai bis Anfang Juni sorgten schwere Überschwemmungen in Mitteleuropa für einen volkswirtschaftlichen Schaden von 3,5 Milliarden Euro. Vor allem Polen war betroffen, als zum Beispiel der Fluss Sleza über die Ufer trat (Foto). 29 Menschen kamen europaweit in den Fluten um. Versichert war mit 280 Millionen Euro nur ein Bruchteil der Schadenssumme.
Stürme in den USA: Mitte Mai sorgen schwere Unwetter, Stürme und starke Hagelschauer in mehreren Bundesstaaten der USA (Foto: Überschwemmung in Long Beach) für Schäden in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar - Platz 5 in der Schadensbilanz der Münchener Rück. Davon war etwa die Hälfte der Schäden versichert. 3 Menschen kamen in Folge der Unwetter um. Zu den weiteren großen Naturkatastrophen zählt außerdem das Erdbeben Mitte April in China, bei dem 2700 Menschen zu Tode kamen.