Gewinn steigt
Renditeaussicht der Postbank ungewiss
Die Postbank hat im zweiten Quartal den Nettogewinn gegenüber dem Vorjahr fast vervierfacht. Für das Gesamtjahr bremst der Vorstand allerdings die Erwartungen, und setzt zugleich die Prognose für die Renditeaussichten aus. Die Aktionäre werden wie angekündigt auf die Dividende vorerst verzichten müssen.
Bleibt vorsichtig: Der Vorstand der Postbank bremst die Erwartungen für das Gesamtjahr und setzt die Prognose für die Rendite aus
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Frankfurt am Main - Die Zahlen der
Postbank im zweiten Quartal lagen über den Erwartungen von Analysten. Vor Steuern schrieb das Institut anders als vor einem Jahr mit 94 (2009: minus 29) Millionen Euro schwarze Zahlen, Experten hatten ihr nur 78 Millionen zugetraut. Unter dem Strich lag der Gewinn bei 57 (15) Millionen Euro.
Der Zinsüberschuss stieg im zweiten Quartal um knapp 100 Millionen Euro auf 671 Millionen Euro, das Minus im Handelsergebnis verringerte sich auf 40 Millionen Euro (Vorjahr: 103 Mio Euro). Die Postbank hat nach wie vor an Belastungen aus strukturierten Kreditprodukten zu knabbern. Diese waren im zweiten Quartal aber noch einmal deutlich zurückgegangen. Die Risikovorsorge für faule Kredite stieg allerdings noch einmal an. Sie betrug 175 Millionen Euro nach 120 Millionen Euro im Vorjahr.
Für das Gesamtjahr bremste Vorstandschef Stefan Jütte die Erwartung: Ein Ergebnis wie im ersten Halbjahr (netto 153 Millionen Euro) werde sich in der zweiten Jahreshälfte nicht wiederholen lassen, warnte Jütte. Insgesamt werde das Ergebnis positiv ausfallen. In den vor der Finanzkrise aufgebauten Risikopositionen steckten noch Unwägbarkeiten. Zudem erhöhe die Übernahme von 277 Post-Filialen die Verwaltungskosten allein im zweiten Halbjahr um 30 Millionen Euro. Von Reuters befragte Analysten gingen zuletzt von einem Nettogewinn von 261 Millionen Euro für 2010 aus.
Zugleich setzt die Postbank ein Fragezeichen hinter ihre mittelfristigen Renditeaussichten. Die Prognose für die Eigenkapitalrendite werde ausgesetzt, teilte die Bank am Mittwoch weiter mit. "Erst wenn die Fragen zur Einführung einer Bankenabgabe, zur Reform der Einlagensicherung und zur Verschärfung der Eigenkapitalanforderungen geklärt sind, hält sie eine seriöse Rentabilitätsprognose wieder für möglich", erklärte Vorstandschef Stefan Jütte bei der Vorstellung der Zahlen für das zweite Quartal. Zuletzt hatte sich die Postbank auf mittlere Sicht eine Nettorendite von 13 Prozent zum Ziel gesetzt. Das galt als ein Schritt zur spätestens 2012 geplanten Mehrheitsübernahme durch die Deutsche Bank, die selbst ehrgeizigere Ziele verfolgt.
Postbank tritt im Privatkundengeschäft auf der Stelle
Was Konten und Einlagen angeht, trat die Postbank im wichtigen Privatkundengeschäft teilweise auf der Stelle. Die Zahl der privaten Girokonten blieb seit Jahresanfang nahezu unverändert. Die Sichteinlagen Privat- und Geschäftskunden stieg seit Jahresanfang nur um 1 Milliarde Euro. Der Bestand an Spareinlagen ging seit Januar leicht zurück. Das Neugeschäft verlangsamte sich. Im Bausparbereich legte das Neugeschäft dank neuer Vertriebsinitiativen und Kooperationen dagegen zu, die Einlagen stiegen. In der Baufinanzierung und dem Firmenkundengeschäft stieg der Kreditbestand gegenüber dem Vorjahr, blieb jedoch seit Jahresanfang stabil.
Bestand kritischer Staatsanleihen geht zurück
Der Bestand an Staatsanleihen im Portfolio aus den so genannten PIGS-Staaten (Griechenland, Irland, Portugal und Spanien) reduzierte sich bis Ende Juni leicht auf 3,0 Milliarden Euro. Ende März hatte die Postbank noch Staatsanleihen aus Griechenland, Irland, Portugal und Spanien im Wert von mit 3,6 Milliarden Euro in ihren Büchern. Außerdem hielt das Institut nach wie vor italienische Staatsanleihen im Wert von 4,6 Milliarden Euro. Jütte befand das Staatsanleihen-Portfolio zuletzt für unproblematisch.
Am Plan, durch Einsparungen und Dividendenstreichungen bis 2012 auf eine Kernkapitalquote von 9,5 Prozent zu kommen, hält die Postbank dagegen fest. Auch hier muss sie zur Deutschen Bank aufholen, die derzeit knapp 30 Prozent an der Post-Tochter hält. Im zweiten Quartal ist die Postbank dabei nicht entscheidend vorangekommen. Die Kernkapitalquote stagnierte Ende Juni bei 7,3 Prozent. Den pan-europäischen Stresstest hatte sie mit einer Quote von 6,6 Prozent im extremsten Szenario nur knapp bestanden.