Eine Stunde mit Peter Drucker Was haben Sie im Leben Besonderes vor?

Von Frank Arnold
Wie erklären sich die Lebensleistungen von Warren Buffett, Herbert von Karajan, Bill Gates oder Hillary Clinton? manager magazin Online präsentiert Auszüge aus dem Bestseller "Management - Von den Besten lernen". Lesen Sie im siebten Teil, wie Managementlegende Peter F. Drucker versuchte, das Außergewöhnliche zu schaffen.
Managementlegende Peter Drucker: Anspruchsvoller Lebensplan

Managementlegende Peter Drucker: Anspruchsvoller Lebensplan

Foto: AFP

Was wird Ihr wichtigster Beitrag sein? Womit wollen Sie in Erinnerung bleiben? In diesem Kapitel geht es um zwei ganz zentrale Fragen, die Sie nur für sich selbst beantworten können. Es sind wertvolle Fragen, weil sie Sie dazu bringen, sich als die Person zu sehen, die Sie werden können. Für Peter Drucker (1909-2005) war die Frage "Womit willst du in Erinnerung bleiben?" die Frage, die Selbsterneuerung ins Leben bringt. Er stellte sich diese Fragen immer wieder über sein gesamtes Leben hinweg. Anstelle langer Ausführungen finden Sie in diesem Kapitel ein paar wenige Hintergründe zum größten Managementdenker unserer Zeit und ein Beispiel aus der Praxis, das mehr sagt als tausend Worte.

Von vielen wird Peter Drucker als der Erfinder des Managements gesehen, so auch zu lesen in den renommiertesten Medien, darunter The Economist, Forbes, Business Week und The Wall Street Journal. Eine Bezeichnung, die Drucker so nie akzeptiert hat, auch wenn er zum Ende seines Lebens hin weniger vehement widersprach. Er selbst sagte zu diesem Thema sinngemäß einmal, dass man, wenn man den Erfinder des Managements benennen wollte, den CEO von Pyramids Inc. auswählen müsste, also denjenigen, der 2600 v. Chr. den Bau der Cheops-Pyramide gemanagt hat. Von niemandem wurde Management erfunden, es ist eine Leistung der Menschheit. Drucker hat Management als Erster formuliert. Das allerdings tat er wie kein Zweiter.

Er selbst bezeichnete sich auch nur als "Schriftsteller", ein doch bemerkenswertes Selbstverständnis in der charakteristischen Bescheidenheit des Mannes, den man guten Gewissens als den größten Managementdenker aller Zeiten bezeichnen darf. Drucker verfasste weit über 30 Hauptwerke als Autor und schrieb unzählige Beiträge für die renommiertesten Adressen wie The Wall Street Journal, Harvard Business Review und The Economist. Im Jahr 2002 wurde er mit der Presidential Medal of Freedom geehrt, die ihm Präsident George W. Bush überreichte.

Management als eigenständige Disziplin

Seine Leistung kann man gar nicht hoch genug einstufen. Vor Druckers Büchern gab es praktisch nichts zum Thema Management. Nach seinen zwei ersten Büchern, "The End of Economic Man" von 1939 und "The Future of Industrial Man" von 1942, die politische und gesellschaftliche Analysen mit der Frage nach einer gesunden, funktionierenden Gesellschaft in den Mittelpunkt rückten, folgte 1946 das Buch "Concept of the Corporation". Dieses Werk fand vor allem deswegen weithin große Anerkennung, weil es erstmals Management als eigenständige Disziplin und als Untersuchungsgegenstand etablierte.

Druckers Werk umspannt rund 65 Jahre und deckt alle Facetten des komplexen Feldes Management ab: das Individuum, die Organisation und die Gesellschaft. Erst die Zusammenführung und Einbeziehung aller drei Aspekte führt zu einem Gesamtverständnis des Managements. Gleichzeitig kann eine gesunde, funktionierende Gesellschaft nur verstanden werden, wenn man Management in seiner Funktion, Bedeutung und Wirkungsweise versteht.

Die sechs wichtigsten Management-Bücher

Er selbst wurde über alle Jahrzehnte immer wieder gefragt, welches denn sein bestes Buch sei, eine Frage, auf die er immer eine verblüffende Antwort gab, wie wir im Kapitel mit Giuseppe Verdi noch sehen werden. Zum Ende seines Lebens hin gab er auf die Frage, welches denn seiner Meinung nach seine sechs wichtigsten Bücher seien, doch einmal eine Antwort. Die meisten stehen außer Frage, für Kenner werden ein oder zwei vielleicht aber doch eine Überraschung sein, ganz zu schweigen von jenen, die man wohl auf der Liste erwartet hätte. Drucker nannte die folgenden Bücher:

  • Concept of the Corporation (1946)
  • The Practice of Management (1954)
  • Managing for Results (1964)
  • The Effective Executive (1966)
  • The Age of Discontinuity (1969)
  • Innovation and Entrepreneurship (1985)

Wenn Sie sich ein profundes und seriöses Verständnis von Management erarbeiten wollen, kommen Sie an Drucker nicht vorbei. Sie müssen ihn nicht nur lesen, sondern gründlich studieren, verstehen und vor allem auch anwenden. Eine wertvollere Lektüre können Sie nicht finden. Wenn Sie einen Einstieg suchen, lesen Sie von ihm "Management, Revised Edition"; ein Buch, welches entstand, weil sein langjähriger Kollege Joseph A. Maciariello in einer unendlich wertvollen Arbeit Druckers Standardwerk "Management: Tasks, Responsibilities, Practices" von 1973 überarbeitet hat. Alternativ ist in deutscher Sprache auch die Übersetzung des Werkes sowie sein Buch "Was ist Management? Das Beste aus 50 Jahren" ein guter Anfang. Wenn möglich, lesen Sie Drucker immer im Original, selbst wenn Sie dafür, wie Schopenhauer und er es mit Spanisch für das Werk von Balthasar Gracián taten, Ihr Englisch vertiefen müssten.

Wenn Sie etwas über den Menschen Peter Drucker erfahren möchten und Einblick in einige seiner persönlichen Gedanken erhalten möchten, lesen Sie das wundervolle Buch von Jeffrey Krames, "Inside Drucker's Brain", in dem nicht nur Druckers Genie und Weisheit zum Ausdruck kommt, sondern vor allem auch seine Menschlichkeit. Ein weiteres großartiges Buch über ihn ist "Die Welt des Peter Drucker" von Jack Beatty.

Abschließend finden Sie hier ein wunderbares Beispiel aus der Praxis von Peter Drucker selbst, in dem er seinen wichtigsten Beitrag festgehalten hat; vergegenwärtigen Sie sich, wie er das eingelöst hat.

Peter F. Drucker: Was erachte ich als meinen wichtigsten Beitrag?

  • Dass ich früh - vor fast 60 Jahren - erkannt habe, dass Management das grundlegende Organ und die grundlegende Funktion einer Gesellschaft von Organisationen ist;
  • dass Management nicht nur "Unternehmens-Management" ist - obgleich es als erstes Aufmerksamkeit in Unternehmen erhielt -, sondern das steuernde Organ aller Institutionen einer modernen Gesellschaft;
  • dass ich das Lernen von Management als eigene Disziplin etabliert habe und
  • dass ich diese Disziplin auf Menschen und Einfluss, auf Werte, Struktur und Zusammensetzung und vor allem auf Verantwortung konzentriert habe - das heißt, die Disziplin des Managements auf Management als eine wirkliche Geisteswissenschaft konzentriert habe.

Peter F. Drucker

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