Lufthansa Piloten stimmen Tarifkompromiss zu

An die Arbeit: Die Piloten sind zufrieden, der Arbeitgeber auch
Foto: Heribert Proepper/ APFrankfurt am Main - Der Tarifabschluss mit den Piloten bei der Lufthansa bringt nach Angaben des Unternehmens eine spürbare Kostenentlastung. Das gelte besonders für den Verkehr zwischen kleineren Flughäfen außerhalb der Drehkreuze, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Konkrete Zahlen nannte es nicht. Zudem seien seit Jahren strittige Fragen zum Konzerntarifvertrag gelöst worden.
Die Lufthansa und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hatten am Donnerstagabend nach monatelangen Auseinandersetzungen die Schlichtungsempfehlung des früheren Hamburger Bürgermeisters Klaus von Dohnanyi akzeptiert. Er sieht unter anderem eine 24-monatige Nullrunde für die rund 4500 Piloten bis einschließlich März 2011 vor.
Der Lufthansa drohen nach der mühsam erzielten Einigung in den kommenden Jahren wohl keine weiteren Arbeitsniederlegungen ihrer Piloten. "Ich glaube nicht, dass wir in den nächsten zehn Jahren nochmals so streiken müssen wie im Februar", sagte ein Sprecher der Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am Freitag.
Im Februar hatten die Piloten den Flugbetrieb der Airline mit einem eintägigen Streik lahmgelegt. Danach waren die Fronten so verhärtet, dass ein Schlichter eingesetzt werden musste, um den Konflikt zu lösen. Sein Kompromissvorschlag wurde nun von beiden Parteien angenommen."Wir haben in den langen und intensiven Gesprächen ein tragfähiges Ergebnis erzielt, das uns zwar einiges abverlangt, uns aber auf der anderen Seite ein hohes Maß an Verlässlichkeit bietet", bewertete Passagier-Vorstand Roland Busch das Ergebnis.
Tarifstreit mit Boden- und Kabinenpersonal bleibt
Die Piloten konnten sich in den Verhandlungen nach VC-Angaben mit wesentlichen Forderungen durchsetzen. Vor allem Stellenverlagerungen ins Ausland hätten vermieden werden können. Die Gewerkschafter hatten befürchtet, dass die Lufthansa auf ihren Strecken zunehmend Piloten ihrer Auslandstöchter wie Austrian Airlines oder der britischen BMI einsetzt, die weniger verdienen als ihre deutschen Kollegen.
Nun hätten sich beide Parteien auf eine genaue Aufteilung geeinigt, wer wie viele Flüge durchführen dürfe, sagte der VC-Sprecher. "Damit haben wir der Tarifdrückerei Einhalt geboten." Die neue Vereinbarung seien langfristig angelegt - lediglich über die Gehälter müsse im März 2011 gesprochen werden. Bis dahin haben sich die Piloten mit der Fluggesellschaft auf eine Nullrunde geeinigt.
Die Lufthansa betonte, auf bestimmten Regionalstrecken könnten nun endlich größere Maschinen eingesetzt werden. Dagegen hatten sich die Piloten lange gesträubt. Wie viel Geld damit gespart werde, wollte der Konzern allerdings nicht verraten.
Die Fluggesellschaft war 2009 tief in die roten Zahlen gerutscht und will ihre Kosten um eine Milliarde Euro senken - davon allein 300 Millionen in diesem Jahr. Die Lufthansa steht vor einem Dilemma: Auf der Kurzstrecke nehmen ihr preisaggressive Airlines wie Ryanair oder Easyjet Passagiere ab, während auf der Langstrecke kapitalkräftige Konkurrenten wie Emirates Kunden mit neuen Maschinen und viel Komfort locken. Um sich der Konkurrenz zu erwehren, müssten die hohen Kosten in Deutschland gesenkt werden, argumentiert das Lufthansa-Management.
Abgesegnet werden muss die Einigung nun noch von den rund 4000 in der Gewerkschaft organisierten Lufthansa-Piloten, die darüber in einer Urabstimmung bis zum 20. Juli befinden sollen. Arbeitsniederlegungen anderer Angestelltengruppen könnten der Kranich-Airline aber trotzdem in Haus stehen: Derzeit laufen die Tarifverhandlungen mit dem Boden- als auch mit dem Kabinenpersonal.