Bankenregulierung Die Hoffnung stirbt zuletzt

Bankentürme in Frankfurt am Main: G20 sollen Branche regulieren
Foto: Boris Roessler/ picture alliance / dpaHamburg - Auf die Ursachen der weltweiten Finanzkrise angesprochen, hatte ein führender Frankfurter Bankmanager kürzlich folgende Weisheit parat: Die Politik, namentlich die US-Regierung, trage die Verantwortung für das ganze Dilemma. Weil sie unbedingt jedem Amerikaner zu einem eigenen Heim verhelfen wollte - egal ob er oder sie sich das leisten konnte oder nicht. Da liege der eigentliche Kern des Schuldendramas, das die Welt seit zwei Jahren in Atem hält.
Und die Mitschuld seiner Zunft? Immerhin waren es doch die Banken, die die so genannten "Subprime"-Kredite amerikanischer Häuslebauer rund um den Globus verteilten.
Das stimme schon, gibt der Banker zu. Aber er und seine Kollegen hätten sich letztlich immer im Rahmen der geltenden Regeln und Gesetze bewegt. Deshalb sei ihnen, im Grunde genommen, nichts vorzuwerfen.
Diese durchaus ernst gemeinte Unschuldsbeteuerung spiegelt die Meinung der allermeisten Geldmanager wider. Von Einsicht oder gar Reue findet sich in der Branche kaum eine Spur. Darauf zu bauen, dass sich die Banker, nach gutem Zureden, aus eigenem Antrieb ändern, wäre wohl ähnlich aussichtsreich, wie ein Rudel Löwen zu bitten, sich künftig vegetarisch zu ernähren.
Wenn man verhindern will, dass die Finanzbranche mit ihren Milliardenzockereien abermals den Ruin ganzer Volkswirtschaften riskiert, muss man ihr ein enges Regelkorsett anlegen.
Kaum Besserung von den G20 zu erwarten
Genau das hatten die führenden Politiker der westlichen Welt versprochen. Von US-Präsident Barack Obama über Frankreichs Nicolas Sarkozy bis hin zu Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten sie gelobt, künftig jeden Geldjongleur, jede Steueroase und jedes Finanzkonstrukt so lange zu regulieren, bis von ihnen keine Gefahr mehr ausgehe.
So haben es die Regierungschefs beim Gipfel der großen 20 Wirtschaftsnationen (G20) in Washington beteuert, im November 2008, nachdem die New Yorker Investmentbank Lehman Brothers implodiert war und das Weltfinanzsystem kurz vor dem Kollaps stand. 2009, auf ihren nächsten Treffen in London und Pittsburgh, haben die Politiker ihr Versprechen erneuert. Das werden sie bestimmt auch dieses Wochenende in Toronto tun.
Dann müssten sie ja bald kommen, die neuen Regeln, mit denen das Weltfinanzsystem sicherer wird.
Schließlich sind die Stellschrauben hinlänglich bekannt. Mehr Eigenkapital und mehr liquide Mittel sollen die Banken vorhalten. Spekulative Geschäfte auf Pump sollen erschwert werden. Hedgefonds und ähnliche Finanzakrobaten sollen unter strenge Aufsicht gestellt werden.
Doch wer darauf baut, dass der vierte G20-Gipfel seit Ausbruch der Krise endlich die überfälligen Antworten bringt, wird enttäuscht werden. "Die Beschlussvorlage sieht so gut wie nichts vor", sagt einer, der an der Agenda mitgearbeitet hat. Die Vorarbeiten für das neue Regelwerk seien noch nicht erledigt. "Wir sind noch nicht soweit", entschuldigt sich der Mann. Im November, beim nächsten G20-Treffen in Seoul, da werde es Beschlüsse geben. Versprochen!
Die Hoffnung stirbt zuletzt.