Kriegskosten So teuer ist der Afghanistan-Einsatz

Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan ist für Deutschland viel teurer als bislang bekannt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, deren Kernergebnisse manager magazin exklusiv veröffentlicht.

Hamburg - Nach Berechnungen der Berliner Forscher, die manager magazin exklusiv in seiner am Freitag (21. Mai) erscheinenden Juni-Ausgabe veröffentlicht, kostet die Fortsetzung des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan Deutschland rund drei Milliarden Euro pro Jahr. Dieser Betrag steht in deutlichem Gegensatz zu den Angaben des Bundesverteidigungsministeriums, das die deutschen Einsatzkosten in Afghanistan für das laufende Jahr auf gut eine Milliarde Euro beziffert.

Insgesamt, so das Deutsche Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), dürfte die Beteiligung am Afghanistan-Krieg die Deutschen etwa 36 Milliarden Euro kosten. Dabei unterstellen die DIW-Forscher ein vergleichsweise optimistisches Kernszenario: Die derzeitige deutsche Truppenstärke von bis zu 5350 Mann genügt danach, um das Land so weit zu stabilisieren, dass die Bundeswehr 2013 mit dem Abzug beginnen kann. Auch ein pessimistisches Szenario hat das DIW durchgerechnet: In diesem Fall müssten die deutschen Truppen in Afghanistan verdoppelt werden, der Abzug könnte erst 2020 beginnen. Unter diesen Bedingungen würden sich auch die volkswirtschaftlichen Kriegskosten in den kommenden Jahren rund verdoppeln.

In ihrer Studie haben die DIW-Forscher neben den unmittelbaren Verteidigungsausgaben auch die Afghanistan-bezogenen Kosten in anderen Ministerien berücksichtigt, ferner die langfristigen Kosten die durch verwundete und gefallene Soldaten verursacht werden. Zudem haben sie die Zinskosten für die Finanzierung des Afghanistan-Einsatzes in ihre Kalkulation aufgenommen: Im Kernszenario summieren sich die Finanzierungs- und die Opportunitätskosten durch unterbliebene Investitionen in anderen Bereichen der Volkswirtschaft allein auf 10,4 Milliarden Euro.

"Diese Studie untersucht nicht, ob der Afghanistan-Einsatz politisch sinnvoll ist oder nicht", sagt Tilman Brück, Leiter der Abteilung Weltwirtschaft am DIW. "Aber nur wenn die Öffentlichkeit die wahren Zahlen kennt, kann eine fundierte politische Debatte darüber entstehen, ob der politische Nutzen des Afghanistan-Krieges die volkswirtschaftlichen Kosten rechtfertigt - oder ob das Geld an anderer Stelle womöglich größeren Nutzen gestiftet hätte."

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