Überraschung vor Gericht Lufthansa-Pilotenstreik ausgesetzt

Die Lufthansa-Piloten unterbrechen ihren Arbeitskampf. Ab Mitternacht soll der Flugbetrieb wieder normal laufen. Darauf haben sich die Lufthansa und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit geeinigt. Zuvor war es dem Unternehmen bereits gelungen, einen zweiten Arbeitskampf parallel zum Pilotenstreik abzuwenden.

Frankfurt am Main - Deutschlands bedeutendstes Luftfahrtunternehmen hat eine Eskalation seiner Arbeitskämpfe verhindert. Das Lufthansa-Management hat zusammen mit der Pilotenvereinigung Cockpit (VC) eine Streikunterbrechung vor dem zuständigen Arbeitsgericht in Frankfurt am Main ausgehandelt.

Damit verpflichtet sich die VC, soweit möglich ab Mitternacht den Arbeitskampf auszusetzen. Bis zum 8. März darf VC nach dieser Vereinbarung nicht mehr zu Streiks aufrufen. Diese Regelungen gelten auch für Germanwings und Lufthansa Cargo.

Die Atempause kommt überraschend. Denn eigentlich sollte das zuständige Frankfurter Arbeitsgericht über die Rechtmäßigkeit des Arbeitskampfes entscheiden. Nun einigten sich beide Seiten auf Vorschlag der Richterin Silke Kohlschitter auf eine Aussetzung des Streiks und die Fortsetzung der Tarifverhandlungen.

Zuvor hatte die Lufthansa bereits zugestimmt, im kommenden Monat auch Tarifverhandlungen mit den rund 16.000 Flugbegleitern des Unternehmens aufzunehmen. Das sagte am Montagabend ein Sprecher der Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO), der Gewerkschaft des Kabinenpersonals. Nachdem sich die Lufthansa nach UFO-Angaben zunächst geweigert hatte, Gesprächstermine zu vereinbaren, habe auch UFO mit Warnstreiks gedroht. Deshalb sei die Einigung erfolgt, die der Lufthansa zum Einigungszeitpunkt einen Zweifronten-Streik erspart hatte.

In den Verhandlungen mit dem Lufthansa-Kabinenpersonal soll es um einen neuen Manteltarifvertrag und einen neuen Vergütungstarifvertrag gehen, die beide am Sonntag auslaufen. Dabei gehe es um eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen. Eine konkrete lineare Entgeltforderung gebe es allerdings nicht.

Lufthansa-Arbeitsdirektor Stefan Lauer hatte noch am Montagnachmittag gegenüber seinen Piloten darauf bestanden, die im Ausland angestellten Maschinenlenker schlechter bezahlen zu dürfen als das Flugpersonal in Deutschland. "Eine Forderung wie die Ausweitung unserer Tarifgültigkeit ins Ausland ist nicht verhandelbar", sagte Lauer der Tageszeitung "Die Welt".

Die seit Montag streikende Pilotengewerkschaft VC Cockpit fürchtet eine Erosion des Gehaltsniveaus, indem Piloten etwa in Italien statt in Deutschland angestellt werden. Lauer nannte die Ängste schwer erklärbar: "Bis jetzt hat die VC meiner Meinung nach keinen Nachweis präsentieren können, dass Arbeitsplätze in Deutschland durch unsere Zukäufe im Ausland verlorengegangen sind", sagte Lauer.

Während die Lufthansa-Piloten ihren Streik aussetzen, müssen sich nun Passagiere der Fluglinie British Airways  (BA) auf Ungemach einstellen: Das BA-Kabinenpersonal hat am Montag mit einer Mehrheit von 80 Prozent für einen Streik gestimmt. Mögliche Termine wurden allerdings noch nicht bekanntgegeben, da derzeit noch weiter verhandelt werde, hieß es von der britischen Gewerkschaft. Ende der Woche soll Näheres bekanntgegeben werden. Den BA-Mitarbeitern geht es um die Sicherung ihrer Jobs und bessere Arbeitsbedingungen.

manager magazin mit Material von dpa und reuters

Überblick: Der Lufthansa-Konzern

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