Stärkster Rückgang seit dem Krieg Wirtschaft schrumpft 2009 um 5 Prozent
Wiesbaden - Die deutsche Wirtschaft hat 2009 den stärksten Einbruch der Nachkriegszeit erlitten. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte um 5,0 Prozent im Vergleich zu 2008, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in einer ersten Schätzung mitteilte.
Experten hatten im Schnitt mit einem Minus von 4,8 Prozent gerechnet. 2008 war die Wirtschaft noch um 1,3 Prozent gewachsen, 2007 sogar um 2,5 Prozent. Grund für die schwere Rezession war der Einbruch bei Exporten und Investitionen. Der private Konsum hielt sich noch vergleichsweise gut, weil die Preise kaum stiegen und die Abwrackprämie den Autokauf kräftig angekurbelt hatte.
2010 wird Experten zufolge nur ein Teil des Einbruchs wieder aufgeholt. Die Bundesregierung rechnet Kreisen zufolge mit einem Wachstum von etwa 1,5 Prozent.
Die deutsche Staatsverschuldung ist im Krisenjahr 2009 deutlich gestiegen. Das Defizit von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherungen erhöhte sich auf 77,2 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Die Summe entspricht 3,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.
Damit wurde die im EU-Stabilitätspakt festgesetzte Schuldengrenze von 3,0 Prozent verletzt. 2008 hatte der Staat lediglich 1,05 Milliarden neue Schulden aufgetürmt, was einer Defizitquote von null Prozent entsprach.
"Die Zahlen sind wie erwartet ausgefallen", kommentierte Volkswirt Uwe Angenendt von der BHF-BANK in einer ersten Reaktion. "Die einzig stabile Komponente war der private Konsum. Die Konjunkturprogramme haben erheblich zum stabilen Verlauf der Konsumausgaben beigetragen. Die Ausrüstungsinvestitionen sind hingegen um 20 Prozent zurückgegangen."
Insgesamt habe sich die Lage im zweiten Halbjahr 2009 deutlich stabilisiert, so Angenendt. "Im letzten Quartal 2009 dürfte die Wirtschaftsleistung aber nur zwischen 0,3 und 0,4 Prozent zugelegt haben", sagt er.
Andreas Scheuerle von der Dekabank sieht es ähnlich: "Es deutet sich an, dass das vierte Quartal ein eher schwaches, zumindest ein enttäuschendes Quartal gewesen sein könnte", sagt er. "Die Erholung war nicht so dynamisch wie wir es nach den Zahlen für das dritte Quartal erwartet hatten. Zudem fällt der statistische Überhang geringer aus."
manager magazin mit Material von reuters