Untreueverdacht Großrazzia bei der LBBW
Stuttgart - Ermittelt wird gegen sieben amtierende oder ehemalige Vorstandsmitglieder. Nach ddp-Informationen befindet sich unter den Beschuldigten auch der frühere LBBW-Vorstandsvorsitzende Siegfried Jaschinski. Ein LBBW-Sprecher sagte den Ermittlern die Unterstützung der Bank bei ihrer Arbeit zu.
Die Staatsanwaltschaft wirft den Beschuldigten vor, das Vermögen der größten deutschen Landesbank durch Geschäfte mit US-Hypothekenanleihen gefährdet oder geschädigt zu haben. Es bestehe der Verdacht, dass sie seit Ende 2006 pflichtwidrig Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe in hoch riskante Finanzgeschäfte tätigten oder ermöglichten. Damals habe der Markt für Hypothekenanleihen wegen der US-Immobilienkrise unmittelbar vor dem Zusammenbruch gestanden. Solche Investitionen hätten deshalb ein "unkalkulierbares Risiko" geborgen.
Die Höhe des tatsächlich entstandenen Schadens durch die Kreditersatzgeschäfte stehe noch nicht fest, hieß es weiter. Der Staatsanwaltschaft zufolge dürfte er jedoch in Millionenhöhe liegen. Vorermittlungen zu den Geschäften mit US-Hypothekenanleihen hatte die Behörde bereits Ende 2008 aufgenommen, nachdem bekannt geworden war, dass auch die LBBW im Zuge der Finanzkrise Verluste in Milliarden-Höhe erlitten hatte. Vor wenigen Wochen wurde schließlich ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Amtierende Vorstandsmitglieder unter den Beschuldigten
Bei sechs der Beschuldigten handelt es sich nach ddp-Informationen um amtierende Vorstandsmitglieder. Zudem ist Jaschinski betroffen, der im Frühjahr ausgeschieden war, nachdem die Gesellschafter seinen Vertrag wegen der Probleme bei der Bank nicht mehr verlängert hatten. "Wir unterstützen die Ermittlungen vollumfänglich, um zu einer raschen Aufklärung des Sachverhalts beizutragen", kündigte ein Sprecher der LBBW an. Gegen den amtierenden Vorstandsvorsitzenden Hans-Jörg Vetter wird nicht ermittelt.
Laut Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt (LKA) begannen die Durchsuchungen um 9.00 Uhr. Beteiligt waren rund 240 Beamte von LKA und Bereitschaftspolizei. Noch am Mittag standen rund 20 Einsatzfahrzeuge vor der LBBW-Hauptverwaltung.
Auch vor den Räumen des Tochterunternehmens Südleasing wurden Polizeifahrzeuge gesichtet. Haftbefehle gegen die Beschuldigten wurden nicht beantragt. Nach Angaben einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft befinden sich alle Betroffenen auf freiem Fuß. Für Untreue in einem besonders schweren Fall reicht der Strafrahmen bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe.
Die LBBW hatte im vergangenen Jahr 2,1 Milliarden Euro Verlust gemacht. Sie musste von ihren Gesellschaftern mit einer Kapitalspritze in Höhe von fünf Milliarden Euro stabilisiert werden. Das Land Baden-Württemberg bewilligte außerdem eine Garantie in Höhe von 12,7 Milliarden Euro. Auch in diesem Jahr stehen unter dem Strich rote Zahlen. In den ersten neun Monaten belief sich das Ergebnis nach Steuern auf minus 620 Millionen Euro. Bis 2013 will das Kreditinstitut 2500 Stellen abbauen. Derzeit sind im Konzern rund 13 500 Mitarbeiter beschäftigt.
manager-magazin.de mit Material von ddp