Die Verbraucher in Deutschland können auf mehr Wettbewerb auf dem Strom- und Gasmarkt hoffen. In der Bundesrepublik entsteht ein Konkurrent für die Branchengrößen Eon, RWE, EnBW und Vattenfall. Das Bundeskartellamt hat grünes Licht für den 2,9 Milliarden Euro teuren Verkauf der Eon-Stadtwerketochter Thüga an ein Konsortium kommunaler Versorger gegeben.
Bonn - Der Düsseldorfer Energiekonzern
Eon darf seine Stadtwerke-Holding Thüga an ein kommunales Konsortium verkaufen. Das Bundeskartellamt habe die Transaktion genehmigt, teilte die Behörde am Dienstag mit. "Das Zusammenschlussvorhaben führt auf keinem der betroffenen Gas- und Strommärkte zu der Entstehung oder der Verstärkung von marktbeherrschenden Stellungen", heißt es zur Begründung.
Die Abspaltung der Thüga von Eon sei ein "wichtiger Beitrag zur Schaffung wettbewerblicher Strukturen im Energiesektor", urteilten die Kartellwächter vielmehr. Der Verkauf wurde von den beteiligten Unternehmen sofort vollzogen. Die Thüga verfügt über Beteiligungen an rund 90 kommunalen Energie- und Wasserversorgungsunternehmen in Deutschland. Sie versorgt hauptsächlich über ihre Beteiligungsunternehmen 2,9 Millionen Kunden mit Gas und 3,5 Millionen Kunden mit Strom und kommt auf einen Jahresumsatz von rund 860 Millionen Euro. Damit ist die Thüga nach Angaben der neuen Besitzer künftig der fünftgrößte unabhängige Energie- und Wasserversorger in Deutschland.
Bislang wurde die Thüga von Deutschlands größtem Energieversorger Eon kontrolliert. Diese Verbindung des Energieriesen mit den unter dem Dach der Thüga zusammengefassten Regionalversorgern trug aus Sicht des Bundeskartellamts lange Zeit zur Abschottung insbesondere der Gasmärkte gegenüber alternativen Lieferanten aus dem In- und Ausland bei.
Bei den neuen Besitzern handelt es sich um ein Konsortium von 50 kommunalen Versorgern. Die Vorreiterrolle übernehmen dabei die N-ergie in Nürnberg, die Mainova in Frankfurt/Main und die Stadtwerke Hannover. "Das Zusammenschlussvorhaben führt auf keinem der betroffenen Gas- und Strommärkte zu der Entstehung oder der Verstärkung von marktbeherrschenden Stellungen", lobte das Kartellamt.
Die Wettbewerbshüter rechnen im Gegenteil mit positiven Auswirkungen auf die Märkte, da der Einfluss von Eon reduziert werde. Gleichzeitig kündigten die Wettbewerbshüter aber an, den fortschreitenden Rekommunalisierungsprozess in der deutschen Versorgungswirtschaft sorgfältig beobachten zu wollen, um mögliche Probleme für den Wettbewerb frühzeitig erkennen zu können. Vier Beteiligungen der 1867 gegründeten Thüga sind laut Eon von dem Verkauf ausgenommen. Die Anteile an der Gasag Berliner Gaswerke, an der Heag Südhessische Energie, an den Stadtwerken Duisburg sowie an den Stadtwerke Karlsruhe sollten zunächst auf Eon Ruhrgas übertragen und nach Abschluss der Thüga-Transaktion separat veräußert werden.