Dubai-Crash "Sie verstehen überhaupt nichts"
Dubai - Von der Restrukturierung seien 26 der insgesamt 59 Milliarden Dollar Schulden der Holding betroffen, kündigte Dubai World am Montagabend an. Rund sechs Milliarden Dollar entfielen auf eine Anleihe der staatlichen Baufirma Nakheel, Bauherr der berühmten Palmeninseln vor der Küste Dubais. Die Restrukturierung betreffe zudem die Immobilienfirma Limitless World. Andere Teile der Holding seien nicht berührt.
Die Finanzmärkte am Golf kamen auch nach dieser Ankündigung nicht zur Ruhe: In Abu Dhabi und Dubai brachen die Aktienmärkte erneut ein und schlossen mit Verlusten. In Katar gab der Markt 9 Prozent ab am ersten Handelstag nach einer fünftägigen Feiertagspause.
In Europa, Asien und den USA erholten sich die Märkte. Der Dow-Jones-Index schloss am Montagabend leicht im Plus, der Nikkei in Tokio notierte zum Handelsschluss am Dienstag mehr als 2 Prozent höher, der Dax in Frankfurt lag im Mittagshandel ebenfalls rund 2 Prozent im Plus.
Die Gespräche mit den Banken von Dubai World hätten begonnen und verliefen konstruktiv, teilte die Holding mit. Der Restrukturierungsprozess solle "angemessen und zum Vorteil aller Anteilseigner" ablaufen. Es werde mehrere Phasen geben, auch der Verkauf von Unternehmensbereichen werde geprüft. Genauere Angaben machte die Holding nicht. Offensichtlich um mehr Transparenz bemüht, will Dubai World nach eigenen Angaben die Investoren künftig regelmäßig über den neuesten Stand der Sanierung auf dem Laufenden halten.
Dubai World hatte vor knapp einer Woche um einen sechsmonatigen Zahlungsaufschub für knapp sechs Milliarden Dollar Schulden gebeten und damit an den Märkten weltweit Furcht vor einer zweiten Welle der Finanzkrise ausgelöst. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) werfen ausländischen Medien vor, die Ereignisse überzubewerten.
Die Angelegenheit werde von der Presse behandelt als sei Dubai "zusammengebrochen oder Pleite gegangen", sagte Dahi Chalfan, Chef der Budgetkommission 2010 der VAE, einer lokalen Zeitung vom Dienstag. Die Wirtschaft werde sich unberührt von "dieser ungerechten und völlig unobjektiven Kampagne" erholen, sagte Khalfan.
Auch an oberster Stelle in Abu Dhabi und Dubai bemühte man sich um Schadensbegrenzung, nachdem die Regierung von Dubai am Montag zur Enttäuschung vieler Anleger angekündigt hatte, nicht für die Schulden von Dubai World geradezustehen. Dubai sei "stark und beständig", sagte Dubais Herrscher, Scheich Mohammed bin Raschid al Maktum.
"Die Hauptsorge bleibt"
Auf die Frage nach der weltweiten Reaktion auf die Probleme bei Dubai World und Nakheel sagte er: "Sie verstehen überhaupt nichts." Zuvor hatte der Präsident der VAE, Scheich Chalifa bin Sajed al-Nahajan, dem Herrscher von Dubai seine Unterstützung zugesichert. Die heimische Wirtschaft zeige bereits Zeichen einer allmählichen Erholung im vierten Quartal, sagte Scheich Chalifa.
Analysten werteten die Ankündigung zur Sanierung als Schritt in die richtige Richtung, der aber den Ausverkauf an den Märkten vor Ort nicht stoppen könne. "Die Hauptsorge bleibt unverändert. Was ist das Ergebnis dieser Verhandlungen mit Blick auf das Problem bei Nakheel?" fragte ein in Dubai ansässiger Analyst. Die Sorge vor einem Totalausfall sei aber vom Tisch, sagte Hassaim Arabi von Gulfmena Alternative Investments. "Es zeigt, dass sie sich an ihre Zahlungsverpflichtungen gebunden sehen."
Dazu passt auch die Entwicklung der Kreditderivate für die Schulden Dubais. Die sogenannten CDS-Spreads bei fünfjährigen Papieren sanken nach Angaben von CMA Datavision auf 526 Basispunkte nach einen Schlussstand am Montag von 570. Sie liegen aber seit Beginn der Ereignisse mehr als 200 Basispunkte höher. Credit Default Swaps (CDS) sind am Markt handelbare Kreditversicherungen, deren Kosten sich verteuern, wenn die Bonität des Schuldners sich nach Einschätzung von Marktteilnehmern verschlechtert.
Dessen ungeachtet kündigte die Ratingagentur Moody's an, sie schätze die Schulden des staatlichen Dubaier Unternehmensnetzes mit 100 Milliarden Dollar höher ein als die kursierenden Schätzungen von 80 Milliarden Dollar.
Demnach soll auch der Hafenbetreiber DP World und die Freihandelszone Jebel Ali Free Zone mit rund zehn Milliarden Dollar in der Kreide stehen.
Gleichzeitig hat Moody's die Finanzprobleme von Dubai als deutlich lokales Ereignis eingestuft. Obwohl Moody's die Staatsholding Dubai World nicht direkt beurteilt, bleibt die Ratingagentur bei ihrer Bewertung der Kreditwürdigkeit der Regierung von Abu Dhabi und der Vereinigten Arabischen Emirate von Aa2. Den Ausblick der Region bewertet Moody's als stabil.
manager-magazin.de mit Material von reuters