Conergy, Q-Cells und Co. Lage für Solarfirmen verdüstert sich rapide
Bitterfeld/Hamburg - Der Preisverfall bei Solarzellen macht den deutschen Herstellern schwer zu schaffen. Q-Cells in Bitterfeld machte von Juli bis September einen Verlust von 257,2 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. In den ersten neun Monaten des Jahres häufte die Firma damit ein Minus von 958 Millionen Euro an. Im Vorjahreszeitraum hatte Q-Cells noch einen Gewinn von 152,7 Millionen Euro erwirtschaftet.
Der Umsatz von Q-Cells ging in den ersten neun Monaten um knapp 41 Prozent auf 550 Millionen Euro zurück. Im dritten Quartal machte Q-Cells 184 Millionen Euro Umsatz. Dies sei im Vergleich zum zweiten Quartal mit 141,4 Millionen Euro eine Steigerung um 30 Prozent, hob das Unternehmen hervor.
Auch der Solaranbieter Conergy aus Hamburg wies in seinem Quartalsbericht vom Donnerstag auf eine Nachfragebelebung im dritten Quartal hin. Diese sei aber "zögerlicher als von vielen erwartet" ausgefallen, erklärte Vorstandschef Dieter Ammer. Die Umsätze gingen zwar von 163,4 Millionen Euro im zweiten Quartal auf 140,2 Millionen Euro im dritten Quartal zurück.
Im zweiten Quartal sei aber ein Sondereffekt eingeflossen - ohne diesen seien die Umsatzerlöse von Juli bis September sogar leicht angestiegen. Auch Conergy machte im dritten Quartal weiter Verlust, er betrug 20 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten summierte sich der Verlust damit auf 79 Millionen Euro.
Nicht besser ergeht es Phoenix Solar. Das Geschäft des Photovoltaik-Unternehmens leidet unter der extremen Saisonalität. Nachdem in den ersten neun Monaten die Nachfrage enttäuschend war, hat nun zum Jahresende ein gewaltiger Boom in Deutschland eingesetzt, den das Unternehmen nicht erfüllen kann. Es stünden nicht genügend Solarmodule zur Verfügung, um die bisherige Umsatzprognose zu erfüllen, teilte die im TecDax notierte Gesellschaft am Donnerstag in Sulzemoos (Bayern) mit.
Phoenix' Solarkraftwerksgeschäft bricht um 80 Prozent ein
Statt rund 520 Millionen Euro peilt der Vorstand nun 430 bis 480 Millionen Euro an. Es solle aber weiterhin ein positives Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erreicht werden, versprach der Vorstand.
Im dritten Quartal schnitt der Konzern wegen der schwachen Nachfrage noch schlechter ab als befürchtet. Der Umsatz lag mit 89,7 Millionen Euro um 40 Prozent unter dem Vorjahreswert. Selbst das bereits schwache zweite Quartal unterbot der Wert. Unter dem Strich brach der Gewinn von 13,7 Millionen auf 1,0 Millionen Euro ein. Analysten hatte mit 3,4 Millionen Euro gerechnet. Vorbörslich fiel die Aktie um knapp ein Prozent.
Probleme bereitete einmal mehr die Sparte für Solarkraftwerke, die mehr als 80 Prozent ihres Geschäfts einbüßte. Die Schuld dafür gab das Management der schwierigen Finanzierung und lahmen Genehmigungsverfahren. Mit einzelnen Komponenten und Systemen konnte Phoenix Solar dagegen sogar etwas mehr Umsatz erzielen - trotz gesunkener Preise für Module. Mit Beginn des vierten Quartals sei das Geschäft in dem Bereich nochmals kräftig angestiegen, hieß es. Auch der Bau von Solarkraftwerken laufe deutlich besser. Dafür gibt es nun die Kapazitätsprobleme.
Phoenix war im ersten Jahresviertel wegen hoher Abschreibungen auf Lagerbestände und Einbrüchen im Projektgeschäft in die roten Zahlen gerutscht. Der Großhandel mit Komponenten und Systemen konnte das nicht wettmachen. Zwischen April und Juni gelang nur hauchdünn die Rückkehr in den positiven Bereich. Vor diesem Hintergrund hatte der Vorstand Ende Juni das bisherige Ziel eines operativen Gewinns von 31 Millionen Euro ersatzlos gestrichen, den Umsatzausblick damals aber noch bestätigt.
Die jetzige Prognosesenkung kommt überraschend. Beobachter hatten eigentlich damit gerechnet, dass Phoenix von der erwarteten Jahresendrally auf dem deutschen Solarmarkt profitieren könne. Nicht zuletzt Unternehmenschef Andreas Hänel hatte diese Hoffnung geschürt. Die Preise für Module waren in diesem Jahr aufgrund von Überkapazitäten lange im freien Fall. Vor diesem Hintergrund hätten viele potenzielle Käufer lange gewartet, ehe sie zuschlugen. Um sich noch in diesem Jahr die höhere Förderung zu sichern, muss eine Anlage bis zum 31. Dezember am Netz sein.
Im TecDax stehen Solarwerte mit den Zahlen von Q-Cells, Phoenix Solar und Conergy im Fokus. Phoenix Solar rutschten in Reaktion auf den gekippten Ausblick am TecDax-Ende um 6,02 Prozent auf 34,68 Euro ab, Q-Cells büßten 3,87 Prozent auf 10,93 Euro ein. Die Papiere von Conergy fielen um 5,06 Prozent auf 0,750 Euro.
manager-magazin.de mit Material von afp und dpa-afx
Solarmarkt: Die Preise fallen, der Absatz boomt