Fall Rajaratnam Hedgefonds in heller Aufregung
Der Milliardär Raj Rajaratnam, Investor und Gründer des Hedgefonds Galleon Group, wurde vom US-Staatsanwalt in Manhattan, New York verhaftet und der vierfachen Verschwörung und des achtfachen Wertpapierbetruges angeklagt, was in der 1,5 Billionen Dollar schweren Hedgefondsindustrie für helle Aufregung gesorgt hat.
Hinzu kam, dass auch die US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC), der Regulator des Finanzsektors, Zivilklage erhoben hat. Rajaratnam wird vorgeworfen, die Grenzen der Legalität bei seiner Suche nach Informationen über die voraussichtliche Kursentwicklung bestimmter Unternehmen überschritten zu haben.
Zusammen mit Rajaratnam wurden Danielle Chiesi und Mark Kurland des Hedgefonds New Castle Partners sowie Mitglieder der Geschäftsführungen von International Business Machines Corp. (IBM), Intel Corp. (INTC) und McKinsey & Co. festgenommen als Teil eines Netzwerkes, das mit privaten, marktrelevanten Informationen über noch nicht veröffentlichte Finanzberichte und Akquirierungen handelte.
Die Untersuchung im Fall Galleon ist noch nicht abgeschlossen und Berichten zufolge planen Staatsanwälte, weitere 10 Verdächtigte festnehmen zu lassen.
Aggressive Methoden der Informationsbeschaffung
Der Fall wird noch interessanter werden. Nicht nur ist die Galleon Group in ernsthaften Schwierigkeiten, seit Investoren nach Rajaratnams Anklage über die Hälfte des Investitionskapitals abgezogen haben; zwei Geschichten ranken sich seither um die Firma.
Erstens wurde bekannt, dass der Hauptinformant der Regierung, die ehemalige Intel-Angestellte Rhoomy Khan, bereits früher für Insider-Handel bestraft wurde, als sie selbst Insider-Informationen über Intel an eben jenen Rajaratnam weitergegeben hat, der jetzt selbst unter Anklage steht. Hinzu kommt, dass eine Zivilklage von 30 Opfern der Tamil-Tiger gegen Rajaratnam eingereicht wurde aufgrund dessen finanzieller Unterstützung der Tamil Relief Organisation, die als Front für die im Jahr 1997 vom Finanzministerium der USA als Terrororganisation eingestuften Liberation Tigers of Tamil Eelam gilt.
Die der Klage zugrundeliegenden Gründe betreffen die in hohem Grade aggressiven Methoden der Informationsbeschaffung, die ein wesentlicher Bestandteil der Strategien vieler Hedgefonds ausmacht.
Fondsmanager versuchen immer, einen Informationsvorsprung vor anderen Anlegern zu gewinnen. Sie und ihre Analysten überprüfen Informationskanäle, ziehen so viele Informationen wie möglich heraus und verwenden diese, um so die Kursentwicklung eines Unternehmens vorherzusagen. Das Ausfindigmachen von Informationen ist per se kein Insiderhandel, nicht-öffentliche Informationen einzuholen und diese anzuwenden jedoch schon.
Ein hartes, aber lukratives Geschäft
Es ist ein sehr hartes, aber auch lukratives Geschäft. Im Jahr 1990 managten Hedgefonds noch weniger als 40 Milliarden USD; vor der Finanzkrise 2008 waren es schon mehr als 2 Billionen Dollar. Hedgefondsmanager verdienen üblicherweise ungefähr 20% des jährlichen Gewinns des Fonds, wodurch ein erheblicher finanzieller Anreiz für Manager geschaffen wird, ihre Rivalen aus dem Feld zu schlagen. Viele Hedgefondsmanager empfinden einen gewissen Schutz vor strafrechtlicher Verfolgung, da die schnellen Transaktionen der Hedgefonds es Regulatoren schwerer machen, potentiell verdächtige Aktivitäten auszumachen.
Rajaratnam wird beschuldigt, ca. 20 Millionen Dollar Gewinn durch den Handel mit Insiderinformationen über Firmen wie Akamai Technologies Inc. (AKAM), Google Inc. (GOOG), Hilton Hotels und Polycom Inc. (PLCM) erzielt zu haben. Obwohl noch weitere Transaktionen bekannt sind, wurden mit diesen keine Gewinne gemacht. Profite in dieser Höhe sind jedoch klein für einen Hedgefonds wie Galleon, der zu Spitzenzeiten ein Fondsvolumen von mehr als 5 Mrd. Dollar hatte. Es ist ziemlich erstaunlich, dass Rajaratnam es riskierte, für eine so verhältnismäßig geringe Summe ins Gefängnis zu gehen. Eine mögliche Erklärung ist, dass er viel mehr durch Insiderhandel verdiente, als die Behörden wissen.
Hedgefondsmanager und Unterstützer von Rajaratnam argumentieren, dass es eine graue Zone gibt zwischen aggressiver Informationsbeschaffung und Insiderhandel. Das ist jedoch einfach nicht zutreffend. Seit Anbeginn der Zeiten wird Insiderhandel definiert als Beschaffung von Informationen über eine bestimmte Akquisition oder eine Gewinnbekanntmachung, die noch nicht öffentlich ist, durch eine Person mit bestimmten, nicht öffentlich bekannten Kenntnissen über ein Unternehmen.
Wenn ein Insider eines Unternehmens jemanden die Gewinnprognose mitteilt, die erst in der nächsten Woche veröffentlicht werden soll, so sollte sich der Empfänger dieser Informationen, der damit handelt, nicht wundern, wenn die Regierung mehr darüber wissen möchte.
Eine sogenannte graue Zone existiert nicht - und die Hedgefondsindustrie weiß dies genau. Wenn substantielle Informationen (d.h. Informationen, die einem Investor speziellen Einblick in den Wert einer Aktie verschaffen), allgemein bekannt sind, kann damit gehandelt werden. Wenn Information nicht öffentlich sind, d.h. diese nur Eingeweihten bekannt sind, darf damit nicht gehandelt werden.
Als Anwältin habe ich ein große Anzahl von Fällen bestritten, in denen das Gericht entschieden hat, dass ein einziges Blog-Posting ausreichend war, um eine bestimmte Information der "Öffentlichkeit" zugänglich zu machen, und diese somit nicht mehr als Insiderinformation bezeichnet werden kann. Insiderhandel verfälscht den Markt und muss deswegen strafrechtlich verfolgt werden, um die Interessen der ehrlichen Investoren zu schützen.