Enea-Übernahme
RWE stoppt Expansion in Polen - vorerst
Der Energiekonzern RWE hat die geplante Übernahme des polnischen Versorgers Enea gestoppt. Den Managern des zweitgrößten deutschen Energiekonzerns war der Kaufpreis zu hoch. Jetzt sucht RWE in Polen nach einer Alternative. Oder versucht es in einigen Monaten erneut - zu besseren Konditionen, wie RWE hofft.
Essen - Der Stromriese
RWE bläst seine Wachstumspläne im Osten Europas vorerst ab. "Der mögliche Angebotspreis für die polnische Enea entspricht nicht den derzeitigen Markterwartungen", ließ RWE-Sprecher Volker Heck zur Begründung mitteilen.
Der zweitgrößte deutsche Energiekonzern hatte im August ein nicht bindendes Angebot für das polnische Unternehmen vorgelegt und prüft seitdem dessen Bücher. Die Regierung in Warschau hatte RWE allerdings in den vergangenen Tagen unter Druck gesetzt und den Essenern eine Frist bis zum 15. Oktober für eine verbindliche Offerte gesetzt. Die hat RWE jetzt erst einmal ausgeschlagen.
Das polnische Finanzministerium hat das Angebotsverfahren für Enea daraufhin für beendet erklärt. Dennoch könne noch in diesem Jahr ein weiterer Verkaufsversuch gestartet werden, hieß es von Regierungsseite - und an dem würde sich RWE wohl sogar wieder beteiligen. "Der polnische Energiemarkt und Enea bleiben für RWE interessant", bestätigte RWE-Sprecher Heck. "RWE steht zu seinen Investitionszusagen für Polen und beabsichtigt, seine Aktivitäten hier weiter auszubauen, vor allem im Erzeugungsbereich."
Der Energieversorger Enea aus dem polnischen Nachbarland würde nach Expertenmeinung durchaus zu RWE passen, weil das Essener Unternehmen nahe seines deutschen Heimatmarkts zu wachsen versucht. So hat RWE erst vor einigen Monaten im niederländischen Nachbarland den dortigen Versorger Essent für 7,3 Milliarden Euro übernommen. Konzernchef Jürgen Großmann wollte mit Enea nun im Osten expandieren.
Der polnische Staat wollte 67 Prozent der Anteile von Enea mit einem Marktwert von rund 1,5 Milliarden Euro abstoßen. Getrieben vom Interesse der RWE an Enea war der Aktienkurs des polnischen Unternehmens zuletzt allerdings deutlich gestiegen. Und Polens Regierung hatte deutlich gemacht, dass sie auch noch einen Aufschlag auf den neuen Marktwert erwarte. Damit müsste RWE für Enea wohl mehr als zwei Milliarden Euro hinblättern.
Der französische Energiekonzern GDF Suez hat bereits Interesse angemeldet und will nun ebenfalls die Bücher prüfen. Als möglicher Interessent wird auch der schwedische Vattenfall-Konzern gehandelt, der im vergangenen Jahr 18,7 Prozent an dem einzigen börsennotierten polnischen Versorger erworben hatte.
manager-magazin.de mit Material von dpa und reuters