Die Zahl der Sozialhilfeempfänger in Deutschland steigt weiter. Rund 325.000 Menschen haben im vergangenen Jahr Hilfe zum Lebensunterhalt erhalten. Das waren nicht nur deutlich mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Bedürftigen steigt auch schneller als in der Vergangenheit. Besonders schlecht ist die Lage in der deutschen Hauptstadt.
Wiesbaden - In der Bundesrepublik haben zuletzt hunderttausende Frauen und Männer Hilfe zum Lebensunterhalt erhalten. Ende 2008 bezogen in Deutschland 325.000 Menschen diese Form der Sozialhilfe. Das waren 4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Die Ausgaben der Kommunen und der überörtlichen Sozialhilfeträger für die laufende Hilfe zum Lebensunterhalt erhöhten sich um 16,1 Prozent auf 888 Millionen Euro netto.
Im Vergleich zum Vorjahr beschleunigte sich der Anstieg der Leistungsberechtigten: Ende 2007 lag die Zunahme noch bei 2,1 Prozent. Bundesweit kamen Ende 2008 wie schon in den beiden Vorjahren auf 1000 Einwohner rund vier Hilfebezieher. Am höchsten war der Anteil in Berlin, wo statistisch gesehen 6,4 Empfänger auf 1000 Einwohner kamen, am niedrigsten in Baden-Württemberg mit einem Verhältnis von 1,4 zu 1000.
Der Deutsche Landkreistag hält angesichts der Zahlen dringend eine strukturelle Verbesserung der Kreisfinanzen für nötig. "Auch in anderen Bereichen wie Jugendhilfe, Behindertenhilfe und der Grundsicherung im Alter werden die Kommunen mit deutlichen Kostensteigerungen konfrontiert", sagte Präsident Landrat Hans Jörg Duppré. "Werden nicht bald Maßnahmen zur besseren Finanzausstattung der Kreise ergriffen, drohen uns die Sozialausgaben zu erdrücken." Mit der Beteiligung der Kreise an der Umsatzsteuer liege ein Vorschlag auf dem Tisch, der ernsthaft diskutiert werden sollte.
Die sogenannte laufende Hilfe zum Lebensunterhalt ist ein Teil der im Sozialgesetzbuch XII geregelten Sozialhilfe. Sie ist für Personen bestimmt, die ihren notwendigen Lebensunterhalt nicht oder nicht ausreichend aus eigenen Kräften und Mitteln beschaffen können.
Der Großteil der Empfänger lebt in Einrichtungen wie Wohn- oder Pflegeheimen. Außerhalb solcher Einrichtungen gibt es nur wenige Berechtigte, etwa vorübergehend Erwerbsunfähige, längerfristig Erkrankte oder Vorruhestandsrentner mit niedriger Rente. Die Hilfe zum Lebensunterhalt ist eine individuelle Hilfe, die für jeden Einzelfall zu berechnen ist.
manager-magazin.de mit Material von ap, dpa und reuters