Der staatliche Pensionsfonds Norwegens, der im vergangenen Jahr groß bei Volkswagen eingestiegen war, hat die geplante Übernahme von Porsche scharf kritisiert. Bei dem Deal entstünden keine Vorteile für die VW-Aktionäre, die Familien Porsche und Piëch wollten sich möglicherweise bereichern, heißt es in einem Brief.
Hamburg - Der staatliche norwegische Pensionsfonds protestiert vehement gegen die geplante Übernahme von
Porsche durch
Volkswagen. Der Fonds fühlt sich als Minderheitsaktionär bei VW durch den Zusammenschluss benachteiligt. "Die geplante Transaktion, wie sie dem Markt präsentiert worden ist, hinterlässt den Eindruck, dass sie die Bedürfnisse der Porsche-Familie auf Kosten von Minderheitsaktionären bei Volkswagen befriedigt," heißt es in einem Brief an VW- Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, den die norwegische Internet- Zeitung "E24" am Donnerstag veröffentlichte.
In dem Schreiben kritisiert die Verantwortliche für Unternehmensbeteiligungen bei der norwegischen Zentralbank, Anne Kvam, auch den Kaufpreis. "Wir meinen, dass Volkswagen (für Porsche) einen fürchterlich hohen Preis zahlt. Wir fragen uns, wie man auf diesen Preis gekommen ist, besonders mit Blick darauf, dass Porsche ein Unternehmen mit Problemen ist. Das sollte es wohl möglich sein, eine guten Preis auszuhandeln."
Der staatliche norwegische Petroleumfonds finanziert sich aus den Öl- und Gaseinnahmen des Landes und wird von der Zentralbank des Landes verwaltet. Er hatte 2,7 Milliarden Kronen (324 Millionen Euro) in VW-Aktien investiert. Der Fonds gilt als einer der größten staatlichen Kapitalverwalter der Welt.
Großaktionäre bei Volkswagen sind neben den Familien Porsche und Piëch das Land Niedersachsen und das Emirat Katar. VW hatte einen langen Übernahme-Machtkampf mit Porsche gewonnen. Der Sportwagenbauer soll als zehnte Marke in den Konzern integriert werden.
Der Pensionsfonds habe von VW trotz mehrfacher Anfragen bisher keine zufriedenstellenden Antworten bekommen, hieß es. "Wir haben den Verdacht, dass die Familien auf Kosten anderer Aktionäre bevozugt werden. Man muss wohl auch ein Fragezeichen hinter das Verhalten der Aufsichtsratsmitglieder setzen", erklärte Kvam. Die geplante Fusion zeige, dass die deutsche Gesetzgebung fragwürdig sei.
Volkswagen sei wie andere deutsche Großunternehmen abhängig davon, Investoren gut zu behandeln, sagte Kvam. "Geschieht das nicht, werden die Kapitalkosten für deutsche Unternehmen so hoch, dass sowohl für die Unternehmen als auch ihre Mitarbeiter negative Konsequenzen entstehen."