Krisengipfel IWF und Weltbank fordern Reformen
Istanbul - Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank haben zum Abschluss ihrer Jahrestagung die Mitgliedsländer aufgerufen, die Weltwirtschaftskrise als Chance zu Reformen zu nutzen. Beide Institutionen und die Regierungen der 186 Mitgliedsländer müssten weiter an langfristigen Lösungen arbeiten, um Vertrauen in die Weltwirtschaft wiederherzustellen und Schwachstellen zu bekämpfen, sagte der Vorsitzende der Plenarsitzung, Nguyen Van Giau, am Mittwoch nach viertägigen Beratungen in Istanbul.
Die globale Wirtschaft brauche eine stärkere Überwachung, forderte der vietnamesische Zentralbankchef. Die beiden mehr als 60 Jahre alten Institutionen mit Sitz in Washington "müssen sich weiter modernisieren, wenn sie effektiv bleiben wollen".
Die Weltbank will bis zum nächsten Frühjahr die Stimmrechtsanteile für ärmere Länder um mindestens drei Prozentpunkte auf 47 Prozent anheben. Der IWF plant eine Erhöhung um mindestens fünf Prozentpunkte, über die bis Januar 2011 entschieden werden soll. Die in der G24 zusammengeschlossenen Schwellen- und Entwicklungsländer kritisieren die Pläne und fordern sechs Punkte mehr bei der Weltbank und sieben beim IWF.
Internationaler Währungsfonds und Weltbank hatten während der Tagung davor gewarnt, die Krise angesichts der begonnenen Konjunkturwende bereits als überwunden zu betrachten. Die milliardenschweren staatlichen Hilfen müssten vorerst noch in Kraft bleiben. Besorgt zeigten sich Experten der Organisationen über die voraussichtlich weiter steigende Arbeitslosigkeit.
Weltbank-Präsident Robert Zoellick warb auf der Tagung angesichts einer Rekordnachfrage armer Länder nach Krediten für eine bessere finanzielle Ausstattung der Entwicklungshilfeorganisation. Sollte das Kapital nicht erhöht werden, drohe Mitte nächsten Jahres ein "ernsthafter Engpass" bei der Darlehensvergabe. Reiche Länder wie die USA oder Frankreich äußerten sich zurückhaltend
Erneut Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten
Zum Ende der Herbsttagung der internationalen Finanzorganisationen in Istanbul ist es am Mittwoch zu neuen Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein, um einen Protestzug von mehreren hundert Menschen etwa einen Kilometer vom Tagungsort entfernt zu beenden, berichteten Augenzeugen. Maskierte warfen Steine und Brandsätze auf die Ordnungskräfte und zerstörten die Auslagen mehrerer Geschäfte. Wie schon am Vortag gab es Festnahmen.
Internationaler Währungsfonds IWF und Weltbank hatten sich in Istanbul zu ihrer traditionellen Jahrestagung getroffen. Im Mittelpunkt standen dabei die Folgen der Weltwirtschaftskrise und Strategien für die Zeit danach. Proteste gegen das Treffen gab es vor allem von linksgerichteten Gruppen und Gewerkschaften. Demonstranten warfen dem IWF unter anderem vor, für die Wirtschaftskrisen erheblich mitverantwortlich zu sein.
Die nächsten beiden Jahrestagungen im Herbst 2010 und 2011 finden am Sitz der Organisationen in der US-Hauptstadt statt. Im Jahr danach treffen sich die Banker und Mitgliedsländer in Ägypten.
manager-magazin.de mit Material von dpa-afx