Sechs Jahre nach ihrem erfolglosen Streik für die 35-Stunden-Woche unternimmt die IG Metall einen weiteren Versuch, die Arbeitszeit flächendeckend zu verkürzen. Wie das funktionieren soll, müsse in den Betrieben diskutiert werden. Aus den Fehlern der Vergangenheit habe die Gewerkschaft gelernt.
Leipzig - Die IG Metall im Osten macht sich stark für eine Arbeitszeitverkürzung auf breiter Front. Die Zeit sei reif für eine neue Arbeitszeitdiskussion in der Metallbranche, sagte der IG-Metall-Chef für Berlin-Brandenburg-Sachsen, Olivier Höbel, der "Leipziger Volkszeitung".
Vorbild könnte die 35-Stunden-Woche in der ostdeutschen Stahlindustrie, die zum 1. Oktober 2009 eingeführt wird. 2003 war die Gewerkschaft mit der Forderung nach einer 35-Stunden-Woche in der Metall- und Elektroindustrie gescheitert.
Es gehe der IG Metall nicht darum, "von heute auf morgen den Manteltarifvertrag zu kündigen", betonte Höbel. "Wir halten aber an der Forderung nach einer Reduzierung von derzeit 38 auf 35 Stunden fest. Das sollen die Belegschaften wissen." Jetzt gehe es darum, eine breite Diskussion in den Betrieben zu führen, "um intelligente Formen der Arbeitszeitverkürzung zu entwickeln".
Aus den Fehlern des Arbeitskampfes 2003 habe man gelernt, versicherte der Gewerkschafter. Damals endete ein fast vierwöchiger Streik der Metaller in Sachsen und Brandenburg mit einer historischen Niederlage. Erstmals nach über 50 Jahren stand die IG Metall nach einem Arbeitskampf ohne Ergebnis da.
Jetzt gebe es indes mehrere Gründe, die für eine Verkürzung der Arbeitszeit sprächen. Die vollständige tarifliche Einheit in der Stahlbranche zum 1. Oktober sei einer davon. Die stufenweise Einführung der 35-Stunden-Woche für die Stahlbranche begann 2003.