Weltfinanzgipfel
Obama bremst, Juncker droht mit Alleingang
Kurz vor Beginn des Weltfinanzgipfels in Pittsburgh hat US-Präsident Barack Obama den Plänen der Europäer, die Managerbezüge zu deckeln, eine Absage erteilt. Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker droht unterdessen mit einem europäischen Alleingang. Dies könnte nach Ansicht von Beobachtern deutsche Geldhäuser in Schwierigkeiten bringen.
Luxemburg - "Wenn alles so bleibt, wie es ist, werden wir in absehbarer Zeit den Karren wieder an die Wand fahren", sagte Juncker im Deutschlandfunk. Dabei kündigte er an, notfalls ohne die USA neue Regelungen zu beschließen. "Wenn die Amerikaner nicht mitziehen, müssen wir es in Europa allein machen." Allerdings sehe er "keine Gefahr, dass Pittsburgh scheitern wird". Dies könne sich kein Teilnehmer erlauben.
US-Präsident Barack Obama hatte sich am Vortag gegen die Deckelung von Managereinkünften ausgesprochen. Obamas Berater für internationale Wirtschaftsfragen, Mike Froman, sagte am Mittwoch, Obama sei gegen die Idee, "individuelle Höchstgrenzen der Bezahlung vorzuschreiben". Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hatte bereits vor einigen Tagen gedroht, das Treffen in Pittsburgh bei fehlenden Ergebnissen platzen zu lassen.
Die Staatengemeinschaft wird sich laut Juncker am 24. und 25. September in Pittsburgh auf ein Regelwerk verständigen müssen, das den grenzüberschreitenden Finanzverkehr regelt. Dabei räumte Juncker ein, dass es schwierig werde, die Bankengröße zu begrenzen. Allerdings wachse international die Erkenntnis, dass Banken keine "Größe und Dichte bekommen dürfen, so dass bei einer Schieflage Staaten erpressbar werden".
Beobachter sehen mögliche nationale Alleingänge mit Sorge. "Es müssen überall gleiche Aufsichtskriterien herrschen", sagte zum Beispiel der Bankenexperte Wolfgang Gerke
im Interview mit manager-magazin.de. Es wäre fatal, wenn der alte Wettbewerb zurückkehrte und Finanzplätze wie Dublin oder Cayman Islands es mit einer schwächeren Aufsicht und laxeren Anforderungen wieder schafften, zweifelhafte Finanzgeschäfte an sich zu ziehen.
EU-Sondergipfel in Brüssel
Zugleich werde es auch um eine Begrenzung der Manager-Boni gehen müssen. Die Boni dürften "kein irrationales Tun begünstigen", sagte er. Zudem herrsche unter den Teilnehmern die Auffassung, dass eine neue "Boni-Regelung nicht ohne Malussystem" entstehen dürfe, die eine Managerhaftung regele. Zugleich zeigte sich Juncker besorgt, dass an einigen Finanzplätzen bereits wieder so getan werde, als ob es eine Finanzkrise nicht gegeben habe. Es habe sich offenbar Mehltau über die Sache gelegt. "Wir müssen in Staub blasen, um wieder eine klare Sicht auf die Dinge zu bekommen", sagte er.
Am Donnerstagabend wollen die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union außerdem zu einem EU-Sondergipfel zusammenkommen, und sich auf eine einheitliche Linie für den Weltfinanzgifpel zu verständigen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird an dem Treffen in Brüssel teilnehmen.
manager-magazin.de mit Material von reuters, ap und dpa