Opel Merkel und IG Metall machen Druck
Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat auf die verschobene Entscheidung des Verwaltungsrats der US-Konzernmutter General Motors (GM) zur Zukunft von Opel enttäuscht reagiert. Sie bedauere, dass es bei GM am Freitag noch zu keinem abschließenden Entscheidungsprozess gekommen sei, sagte die CDU-Politikerin im ZDF-Sommerinterview. "Nun hoffe ich, dass wir in der nächsten Woche vorankommen", betonte sie und fügte hinzu: "Jeder Tag zählt, sowohl für die Arbeitnehmer dort als auch für die ökonomische Situation."
Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte zuvor GM aufgefordert, die Verhandlungen über die Zukunft von Opel "so schnell wie möglich" wieder aufzunehmen. "Keiner der Beteiligten sollte ein Interesse daran haben, dem Vorwurf kühler Verhandlungstaktiererei ausgesetzt zu sein", sagte Guttenberg der "Welt am Sonntag".
"Objektiv dürfte GM eine Entscheidung jederzeit möglich sein. Bund und Länder haben alle Informationen vorgelegt, die dafür notwendig sind." General Motors sei "ein selbstständiges und in mancherlei Hinsicht ein bemerkenswertes Unternehmen", fügte er hinzu.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat derweil mit seiner US-Amtskollegin Hillary Clinton telefoniert. Der SPD-Kanzlerkandidat verlangte "schnellstmöglich" eine Entscheidung, "die die Zukunft aller Opel-Standorte sowie die nachhaltige Sicherung möglichst vieler Opel-Arbeitsplätze in Deutschland" sichere. Clinton habe zugesagt, "den Standpunkt der Bundesregierung innerhalb der amerikanischen Administration zu kommunizieren".
Die herbeigesehnte Opel-Stabilisierung hat Deutschlands Gewerkschaften nun dazu gebracht, selbst in den Unternehmen entscheiden zu wollen. Die IG Metall kämpft jetzt dafür, dass die Arbeitnehmer Miteigentümer von Unternehmen werden. "In der Krise bringen die Arbeitnehmer Opfer, dafür verlangen sie nun die Gegenleistung. Sie wollen etwas zu sagen haben in den Unternehmen", sagte IG Metall-Chef Berthold Huber der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Die Höhe der Beteiligung hänge vom Einzelfall ab, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende: "Erst ab 5 Prozent haben Aktionäre wirklich etwas zu sagen. Und wenn die Belegschaft 20 Prozent kriegen kann, warum sollen wir dann Nein sagen?"
IG Metall hat weitere Unternehmen im Visier
In Konzernen wie Opel, Daimler , Volkswagen und Schaeffler verhandele die Gewerkschaft bereits über eine Beteiligung. Viele andere Firmen werden folgen, sagte Huber: "Es kommen ständig neue Anfragen. Die Unternehmen fragen, wie wir ihnen aus der Not helfen können. Im Gegenzug bieten sie uns Beteiligungen an." Er wolle, dass die Belegschaft zum Ankeraktionär wird. "Die Arbeitnehmer sind gute Aktionäre, verfolgen ein anderes Modell als der nackte Shareholder- Value-Kapitalismus."
Es gehe ihm nicht um Macht, sagte Huber. "Unser Antrieb ist die Stabilisierung der Arbeitsplätze. Wir brauchen ein Gegengewicht gegen den Angriff der angelsächsischen Investoren auf deutsche Unternehmen." Die Gewerkschaft werde als Anteilseigner grundsätzlich keinen Anspruch auf zusätzliche Sitze im Aufsichtsrat stellen, sagte der IG Metall-Vorsitzende.
"Mir liegt mehr an der Ausweitung der Mitbestimmung im Unternehmen, zum Beispiel durch die Absenkung des Schwellenwertes im Aufsichtsrat. Wir wollen, dass ab 1000 Arbeitnehmern das Gremium paritätisch besetzt wird." Außerdem müssten im Aktiengesetz andere Unternehmensziele wie Arbeitsplätze und Umwelt Eingang finden, forderte Huber.
Der Verwaltungsrat der Opel-Konzernmutter hatte sich nicht auf einen der beiden Bieter - den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna und den belgischen Finanzinvestor RHJ international - einigen können. Die noch offenen Punkte sollen nun in erneuten Gesprächen zwischen der deutschen und der US-Seite Anfang kommender Woche geklärt werden.
manager-magazin.de mit Material von ddp und dpa
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