Sal. Oppenheim/Mediobanca Operation Ambrosius
Hamburg - Die größte hiesige Privatbank Sal. Oppenheim sucht nach einem Käufer für ihr Investmentbanking - und hat ihre Bücher nun für die italienische Großbank Mediobanca geöffnet. Das hat manager-magazin.de aus Kreisen der beteiligten Geldhäuser erfahren, die allerdings nicht Stellung beziehen wollten.
Sollten die Gespräche Erfolg haben, würde das Luxemburger Geldhaus Sal. Oppenheim, das vor 220 Jahren in Köln gegründet worden ist, eine wichtige Banksparte aufgeben. Insider zweifeln allerdings, ob das Geschäft tatsächlich schnell über die Bühne gehen wird - oder Sal. Oppenheim überhaupt einen anständigen Preis für das eigene Investmentbanking bekommen kann, an dem die Deutsche Bank kein Interesse habe; Deutschlands Branchenprimus war kürzlich bei der Privatbank eingestiegen.
Der Grund: Das einst erfolgreiche Investmentbanking von Sal. Oppenheim war zuletzt tief in die roten Zahlen gerutscht. Lange Zeit allein unter Leitung des Spartenchefs Dieter Pfundt, zugleich persönlich haftender Gesellschafter der Privatbank, brockte Financial Markets dem Traditionshaus im vergangenen Jahr einen Verlust von 192 Millionen Euro ein. Das hat manager-magazin.de aus Finanzkreisen erfahren. Speziell das Zertifikategeschäft habe Probleme bereitet.
Sal. Oppenheim war im großen Stil sogenannte Korrelationsprodukte eingegangen, brachten beispielsweise Aktienanleihen mit zwei unterschiedlichen Werten als Underlying auf den Markt, unter anderem mit Volkswagen-Aktien. Zwischenzeitlich seien strukturierte Produkte im Volumen von rund sieben Milliarden Euro emittiert worden. "Das stand in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zur Risikotragfähigkeit der Bank", sagen Experten. Wie aus Kreisen der Finanzaufsicht zu erfahren war, habe das Risikomanagement der Privatbank nicht frühzeitig gegengesteuert.
Spartenchef Pfundt, zugleich Vorstand des Bundesverbands deutscher Banken, habe zwischenzeitlich gar das Sicherungsgeschäft für Korrelationsprodukte mit Volkswagen-Aktien als einem von zwei Underlyings aus Kostengründen aufgeben müssen, weil die Kursschübe speziell der Volkswagen-Aktie im Vorjahr einfach nicht mehr aufzufangen gewesen wären.
Erst Ende vergangenen Jahres hat Sal. Oppenheim dann personelle Konsequenzen gezogen: Das Risikomanagement ging von Dieter Pfundt auf Friedrich Carl Janssen über, ebenfalls persönlich haftender Gesellschafter von Sal. Oppenheim.
Verschoben und abgewunken
Wie Insider berichten, sahen externe Banker die personellen Änderungen der Pivatbankiers allein zuletzt nicht mehr als ausreichend an, um sich für Sparten der Bank begeistern zu können. Zu tief steckte Financial Markets von Sal. Oppenheim bereits in Schwierigkeiten. Schon zwei Mal versuchten die Privatbankiers deshalb vergeblich, mit einem anderen Finanzinstitut ins Geschäft zu kommen. So prüfte beispielsweise die Credit Suisse intensiv die Bücher des rheinischen Traditionshauses.
Nach Informationen von manager-magazin.de rückte dazu eigens Credit-Suisse-Deutschland-Chef Michael Rüdiger mit großem Stab an. Das Ergebnis dieser Prüfung, in Bankerkreisen Due Diligence genannt, habe den Credit-Suisse-Spitzenmanager allerdings nicht überzeugt.
Er ließ den Angebotstermin deshalb gegenüber Sal. Oppenheim immer weiter nach hinten verschieben, sodass Sal. Oppenheim schließlich parallel das Gespräch mit Instituten der französischen Großbank BNP Paribas gesucht habe. Schließlich winkten aber sowohl die Schweizer als auch die Franzosen ab, die sich die Sal.-Oppenheim-Bücher ebenfalls sehr genau angeschaut hätten.
Nach Informationen aus Finanzkreisen dürfte der jetzige Versuch, mit der italienischen Großbank Mediobanca ins Geschäft zu kommen, zumindest für einen Manager der Privatbank Sal. Oppenheim doppelt schwer werden. Sal.-Oppenheim-Investmentbankingchef Pfundt stehe vor der verzwickten Lage, für sein 430 Mann starkes Team gegebenenfalls eine neue Heimat zu suchen. Gleichzeitig sei er aber verpflichtet, für Sal. Oppenheim einen möglichst guten Preis für seine Geschäftssparte durchzusetzen.
Unter den Investmentbankern des ursprünglich Kölschen Hauses geht nach Angaben aus Handelskreisen schon die Angst vor Jobverlusten um - welcher Konkurrent auch immer bei den Privatbankiers zugreifen werde.