Wendelin Wiedeking "Ich tauge nicht als Legende"

Porsche hat die Eigenständigkeit verloren, ist hochverschuldet - doch der ehemalige Chef Wiedeking sieht an seiner Bilanz wenig auszusetzen: Was er erreicht habe, sei ihm bei seinem Amtsantritt "nicht einmal im Traum eingefallen".

Berlin/Stuttgart - Am Ende ging alles ganz schnell - und Wendelin Wiedeking war nicht mehr Chef des Sportwagenherstellers Porsche. Nach der Niederlage im Übernahmekampf mit VW äußert sich Wiedeking nun zu seinem Abgang und zieht trotz aller Probleme bei Porsche  eine positive Bilanz.

"Als ich am 1. Oktober 1992 Vorstandschef von Porsche wurde, hatte ich viele Erwartungen", sagte er der "Bild an Sonntag". "Was ich letztlich erreicht habe, wäre mir damals nicht einmal im Traum eingefallen." Er habe "17 Jahre lang mit vollem Einsatz meine Arbeit gemacht".

Porsche hatte in den vergangenen Jahren eine Mehrheit von 51 Prozent an Volkswagen  zusammengekauft und sich zusätzliche Optionen gesichert, sich mit dem riskant finanzierten Plan am Ende aber selbst in Not gebracht.

Nach Informationen des Magazins DER SPIEGEL sind die finanziellen Probleme des Sportwagenbauers noch größer als befürchtet: Die Schulden belaufen sich demnach auf 14 Milliarden Euro - und nicht wie bisher berichtet auf zehn Milliarden Euro.

Nun kehren sich die Machtverhältnisse um: Porsche soll in den VW-Konzern eingegliedert werden. Die Aufsichtsräte von Porsche und VW hatten am Donnerstag den Weg für eine Verschmelzung freigemacht. Der Porsche-Aufsichtsrat beschloss zudem eine mindestens fünf Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung. Wiedeking wurde zusammen mit Finanzchef Holger Härter vor die Tür gesetzt. Nachfolger wird Porsche-Manager Michael Macht.

"Nie ein Buhmann für die Mitarbeiter"

Seinen Abschied empfindet Ex-Porsche-Chef Wiedeking als unglücklich. "Natürlich hätte ich mir einen anderen Abgang gewünscht, da bin ich ganz offen", sagte er. "Als Buhmann galt ich vielleicht für Widersacher, nie für meine Mitarbeiter."

Allerdings will Wiedeking auch nicht glorifiziert werden. "Aber als Legende - bei aller mir eigenen Bescheidenheit - tauge ich wirklich nicht", sagte er. Wiedeking hat noch einen Schreibtisch in der Porsche-Zentrale und soll nach Informationen der Zeitung seinen Nachfolge Macht "bei Bedarf" beraten.

"Kein Stein auf dem anderen"

Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger, der wegen der Porsche-Niederlage selber in der Kritik steht, warf dem Management des Sportwagenbauers im schwere Fehler vor: Die Porsche-Führung habe den Eindruck erweckt, bei VW in Wolfsburg bliebe "kein Stein auf dem anderen", sagte der CDU-Politiker. "Die Art und Weise, wie Porsche in Wolfsburg einmarschiert ist, fanden sicherlich nicht alle gut", so Oettinger im Interview mit dem SPIEGEL. "So was produziert natürlich Abwehrreaktionen. Das ist völlig menschlich."

Oettinger warnte allerdings davor, den Mythos Porsche zu zerstören: "Es würde einer gigantischen Vernichtung von Vermögen und Prestige gleichkommen, wenn Porsche in der Produktpalette von VW unterginge."

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat Porsche-Miteigentümer Wolfgang Porsche inzwischen in einem vertraulichen Gespräch auf die schwierige finanzielle Lage hingewiesen. Die Familien kämen um eine Kapitalerhöhung nicht herum, sagte Ackermann. Sie müssten sehr schnell eigenes Kapital ins Unternehmen stecken. Dies habe eine hohe Dringlichkeit.

Der Anteil der Familien Porsche und Piëch an einem vereinten VW-Porsche-Konzern wird geringer sein als bislang stets unterstellt. Aus einer Präsentation für den Grundlagenvertrag geht hervor, dass die Familien Porsche und Piëch in der ersten Jahreshälfte 2011 nicht über 50, sondern nur über 30 Prozent halten sollen, Niedersachsen über 20 und Katar unter 20 Prozent.

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