Arcandor
Steinbrück schließt Staatshilfe nicht aus
Im Gegensatz zur Union schließt Finanzminister Peer Steinbrück eine staatliche Bürgschaft für den Handelskonzern Arcandor nicht aus. Metro-Chef Eckhard Cordes warnt dagegen erneut davor, dem Konkurrenten staatliche Unterstützung zu gewähren, und wirbt für sein Fusionsmodell. In Berlin tagt heute der Bürgschaftsausschuss.
Berlin - Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat im Gegensatz zur CDU staatliche Unterstützung für den angeschlagenen Arcandor-Konzern nicht ausgeschlossen. Er kritisierte am Mittwoch Äußerungen des wirtschaftspolitischen Sprechers der Union, Laurenz Meyer, der dies ausgeschlossen hatte. Meyers Äußerungen finde er "sträflich", sagte der Finanzminister. Die Aktie von
Arcandor setzte daraufhin am Mittwoch Morgen zu einer Erholung an.
An Arcandor hingen mehr Arbeitsplätze als direkt bei Opel, nämlich über 50.000 Menschen, sagte Steinbrück im ARD-Morgenmagazin. Auf die Frage, ob er eine Hilfe für Arcandor ausschließe, sagte Steinbrück: "Keineswegs".
Der Vorstandsvorsitzende des Handelskonzerns
Metro, Eckhard Cordes, hat sich unterdessen erneut gegen Staatsbürgschaften für den Konkurrenten Arcandor ausgesprochen. Das angeschlagene Essener Unternehmen sei nicht "systemrelevant", sagte Cordes am Dienstagabend dem Fernsehsender N24. Außerdem hätten Staatsbürgschaften einen wettbewerbsverzerrenden Einfluss.
Metro-Chef Cordes: Fusion statt Staatsbürgschaft
Cordes befürwortete weiterhin eine Fusion der beiden Warenhaus-Ketten Karstadt und Kaufhof. Nach einer "Optimierung" der Standortstrukturen und der Vermeidung von Dopplungen könnte ein "hochprofitables Geschäft" entstehen. Entlassungen würden sich durch die damit verbundenen Schließungen von Warenhäusern voraussichtlich nicht vermeiden lassen. Wenn Personal abgebaut werden müsste, wird dies laut Cordes aber sozialverträglich geschehen.
Cordes hob zudem positive Aspekte einer Arcandor-Insolvenz hervor. Bei einer Insolvenz fände "nur ein Eigentümerwechsel" statt, sagte Cordes. Mit einem guten Insolvenzverwalter könnten überlebensfähige Teile des Geschäfts fortgesetzt werden.
Kundgebung von Arcandor-Mitarbeitern in Berlin
Die Gewerkschaft Verdi hat für heute Mittag die Beschäftigten des Handels- und Tourismuskonzerns Arcandor zu einer Demonstration vor dem Wirtschaftsministerium in Berlin aufgerufen. Erwartet werden rund 5000 Beschäftigte aus ganz Deutschland.
Der angeschlagene Arcandor-Konzern benötigt eigenen Angaben zufolge für seine Finanzierung 650 Millionen Euro Staatsbürgschaft und 200 Millionen Euro Kredit. Ansonsten drohe die Insolvenz. Für Donnerstag ist eine Sitzung des staatlichen Bürgschaftsausschusses geplant, bei der Arcandor Staatsbürgschaften einfordern will. Zu Arcandor gehören die drei Geschäftsfelder Einzelhandel (Karstadt), Tourismus (Thomas Cook) und Versandhandel (Primondo mit Quelle, Hess Natur). Für den Konzern arbeiten etwa 86.000 Menschen, davon 53.000 in Deutschland.
manager-magazin.de mit Material von dpa, ap und reuters