Autozulieferer Gläubiger steigen bei Honsel ein
Meschede - Der kriselnde Autozulieferer Honsel steht vor der Rettung. Die Kreditgeber hätten dem Sanierungskonzept für die Firma aus Meschede grundsätzlich zugestimmt, teilte Honsel am Montag mit.
Durch einen Tausch von Schulden in Eigenkapital halten diese künftig 49 Prozent an dem Autozulieferer. Zugleich sinken die besicherten Verbindlichkeiten auf 140 Millionen von 510 Millionen Euro. Die Sanierung soll bis Ende Juni unter Dach und Fach gebracht werden. Bis dahin haben sich die Gläubiger verpflichtet, weiter ihre Forderungen nicht einzutreiben.
Über die Umschuldung von Honsel wird seit Monaten verhandelt. Honsel beschäftigt rund 5000 Mitarbeiter und leidet wie viele Zulieferer unter der Krise in der Autoindustrie. Das Unternehmen erwartet ein Absatzminus von 30 Prozent. Für den Abschluss der Sanierung sind nach Unternehmensangaben Zusagen von Kunden und Zulieferern über das künftige Geschäft ebenso Voraussetzung wie eine Einigung mit den Arbeitnehmervertretern über den operativen Konzernumbau.
Ripplewood hat auch für Opel geboten
Die Produktionskapazität müsse "nachhaltig angepasst" werden. Honsel will dabei mit Kurzarbeit und einer verringerten Wochenarbeitszeit auskommen.
Die in Brüssel börsennotierte RHJ International ist ein Ableger des Finanzinvestors Ripplewood. Die Beteiligungsfirma hatte zuletzt mit einem Gebot für den Autobauer Opel Schlagzeilen gemacht. RHJ hatte Honsel 2004 vom Finanzinvestor Carlyle gekauft. Firmen in Händen von Private-Equity-Häusern kämpfen mit einer hohen Schuldenlast und geraten daher in Krisenzeiten oft in Finanznot. Dies ruft die Banken auf den Plan, die auf eine Reduzierung der Schuldenlast drängen.
Um die Mehrheit zu behalten, schießt RHJ 50 Millionen Euro Eigenkapital zu. Um die Zeit bis zu einer endgültigen Einigung zu überbrücken, soll Honsel einen Zehn-Millionen-Euro-Kredit erhalten.
Beschäftigte stimmen Lohnverzicht zu
Mit den Arbeitnehmern wurde schon zuvor ein Sozialplan vereinbart. Darin wurde der Abbau der Abbau von rund 350 Jobs an den Standorten Meschede, Soest und Nürnberg festgeschrieben.
Für Honsel in Nürnberg wurden betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Auch im Sauerland sollen Kündigungen durch Kurzarbeit, Reduzierung der Arbeitszeit und Abfindungen verhindert werden. Nach Auskunft der IG Metall in Arnsberg wurde außerdem ein Lohnverzicht vereinbart. Die Beschäftigten bekommen ab 1. Juli für drei Jahre 4,5 Prozent weniger Lohn. Sollte das Unternehmen wieder Gewinne machen, werde der Lohnverzicht mit Prämien ausgeglichen.
Honsel gießt mit weltweit fast 5000 Mitarbeitern Zylinderköpfe, Motorblöcke, Getriebegehäuse und Karosserie- und Fahrwerksteile aus Leichtmetall für alle großen Automobilhersteller. Das Unternehmen leidet nicht nur unter der Krise der Automobilindustrie. Durch die größtenteils kreditfinanzierte Übernahme durch Ripplewood war Honsel mit hohen Schulden belastet und bereits früher trotz gut laufender Geschäfte in finanzielle Schräglage geraten.
manager-magazin.de mit Material von reuters und dpa