Fusionspläne Wenn Karstadt und Kaufhof zusammengehen ...
Düsseldorf - Deutschlands Städteplaner hat die Furcht erfasst. Um ihre Innenstädte, die Geschäfte dort - und was nur werden soll. Denn plötzlich scheint eine Säule ihres Stadtkonzeptes zu bröckeln: Die Managementteams der beiden größten deutschen Warenhäuser Kaufhof und Karstadt erwägen, ihre Ketten zusammenzulegen - und Dutzende dieser Warenhäuser scheinen plötzlich gefährdet.
Eckhard Cordes, Chef des Kaufhof-Mutterkonzerns Metro, hat Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) offenbar schon Gespräche über die Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft vorgeschlagen, um mehrere hundert Warenhäuser von Karstadt und Kaufhof in einer "Deutschen Warenhaus AG" zu bündeln.
Nach Expertenmeinung droht den hiesigen Cities durch den mögliche Zusammenschluss deshalb ein Kahlschlag, der mitten in der Wirtschaftskrise so richtig wehtäte. "Karstadt und Kaufhof betreiben zusammen weit mehr als 250 Häuser. Im Falle einer Fusion würden sicher viele schlicht verschwinden - und hunderte Arbeitsplätze dazu", sagt ein Verdi-Gewerkschafter hinter vorgehaltener Hand. "Wie viele das genau sein würden, kann heute niemand sagen, da die Fakten noch nicht auf dem Tisch liegen", sagt Verdi-Sprecherin Cornelia Haß zu manager-magazin.de. Was geschlossene Warenhäuser für Deutschlands Einkaufsstraßen bedeuten würden, glauben Experten allerdings schon heute sagen zu können.
"Für viele deutsche Innenstädte wäre das eine Katastrophe, vor allem den mittelgroßen Städten würden die Magnete ihrer Innenstädte verloren gehen", sagt Gerd Kühn vom Deutschen Institut für Urbanistik zu manager-magazin.de. "Wenn das zentrale Warenhaus wegfällt, wird das mit Sicherheit negative Effekte auf andere und vor allem kleinere Geschäfte in den Innenstädte haben", bestätigt auch Hubertus Pellengahr gegenüber manager-magazin.de, Geschäftsführer des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels. "Klar ist aber auch, dass die Warenhäuser nicht zu Wohltätigkeitsveranstaltungen der Städte werden können, sie müssen schlicht Geld verdienen", so Pellengahr weiter.
Doch genau daran hat es zuletzt vielfach gehapert. Die Warenhäuser stehen in hartem Wettbewerb mit Einkaufszentren in den Innenstädten, Einkaufsangeboten an Bahnhöfen und Flughäfen, spezialisierten Modehändlern oder Billiganbietern. "Dazu kommen noch hohe Mietbelastungen, gerade in den guten City-Lagen, die für Warenhäuser wichtig sind. Und als ein weiteres Handicap erweist sich die Besteuerung der Mietbelastung im Rahmen der seit diesem Jahr geltenden Gewerbesteuerreform", sagt Pellengahr.
Unter diesen Bedingungen ist es zuletzt nur noch dem Düsseldorfer Kaufhof gelungen, profitabel zu arbeiten - und seine Ertragskraft in den vergangenen zwei Jahren sogar zu steigern. Karstadt dagegen macht offenbar mit seinen Warenhäusern Millionenverluste. Unter dem Strich haben Kaufhäuser nach Angaben von Marktforschern heute nur noch einen Marktanteil am deutschen Einzelhandel von 3,3 Prozent. Zum Vergleich: In den 70er Jahren waren es noch 14 Prozent.
Genehmigung für Zusammenschluss umstritten
"Wenn die harte Konkurrenz nun Karstadt in die Fusion mit dem Kaufhof treibt, werden wohl nochmals weniger Warenhäuser in den Innenstädten der Bundesrepublik zu finden sein. Dabei sorgten gerade sie vor allem in kleineren Städten für die nötige Laufkundschaft in den Einkaufstraßen, die oft auch kleineren Geschäften einen wichtigen Teil ihres Umsatzes beschert", sagt Difu-Experte Kühn. Falle der in Zukunft aus, weil nicht wenige dieser Innenstadtzugpferde der möglichen Karstadt- und Kaufhof-Fusion zum Opfer fallen sollten, könnten ganze Innenstädte veröden.
Noch allerdings ist nicht einmal klar, ob solch ein Zusammenschluss überhaupt erlaubt werden würde. "Diese Fusion müsste sicher dem Kartellamt zur Genehmigung vorgelegt werden", sagt Professor Justus Haucap zu manager-magazin.de, Vorsitzender der deutschen Monopolkommission. Dann werde geprüft, ob diese beiden Handelsriesen zusammen eine marktbeherrschende Stellung ausüben oder nicht.
"Falls ja, würde die Fusion wenn überhaupt wahrscheinlich unter Auflagen genehmigt: Manche Filialen dürften dann vielleicht nicht in den Zusammenschluss einbezogen und müssten an einen anderen Wettbewerber verkauft werden", sagt Haucap.
Ganz von der Hand zu weisen ist dieser Fall nicht. Zwar stellt sich nach Expertenmeinung die Frage, ob Warenhäuser überhaupt als eigenständiger Markt zu werten sind oder nicht viel mehr als Teil des deutschen Einzelhandels. Und der ist in nicht wenigen Bereichen so zersplittert und wettbewerbsintensiv, dass auch der Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof daran kaum etwas ändern würde.
"Wenn sich aber herausstellen sollte, dass eine signifikante Anzahl von Verbrauchern für ihren Einkauf auf die Filialen der Zusammenschlussparteien angewiesen sind, kann das dafür sprechen, dass man einen eigenen Markt für Warenhäuser annehmen muss - mit den dann entsprechenden Folgen für die Genehmigung des möglichen Zusammenschlusses", sagt Daniel Zimmer zu manager-magazin.de, Direktor des Instituts für Handels- und Wirtschaftsrecht an der Universität Bonn.
Nicht immer allerdings muss der Verlust eines zentralen Kaufhauses den gefürchteten Niedergang einer Innenstadt beschleunigen. Vor allem größere Städte können sogar einen Entwicklungsschub erhalten. Beispiel Mainz, wo Kaufhof und Karstadt in der Innenstadt nur wenige hundert Meter voneinander Warenhäuser betreiben:
"Sollten von den beiden aufgrund der möglichen Fusion der Kaufhäuser nun künftig eines geschlossen werden, gibt es für eine der Immobilien eventuell einen neuen Nutzer, und das ließe die Innenstadt von Mainz vielleicht sogar etwas aufblühen. Durch die mögliche Fusion kann da jetzt Bewegung reinkommen", sagt Wolfgang Oepen zu manager-magazin.de, Chef der Immobilienberatung Urban City Consultants.