Finanzplan Escada-Chef Sälzer warnt vor Insolvenz
München - Der Damenmodekonzern Escada ist nach Einschätzung von Vorstandschef Bruno Sälzer von der Insolvenz bedroht. Aktionäre, Anleihegläubiger und die Bank müssten gemeinsam zum Gelingen eines Finanzplans für Escada beitragen, sagte Sälzer am Dienstag bei der Hauptversammlung in München. Wenn eine Gruppe nicht mitmache, überlebe Escada nicht. "Die einzige Alternative wäre die Insolvenz der Escada AG", warnte er. Bei der Vorstellung der Jahresbilanz im März hatte Sälzer zwar von einer schweren Krise des Unternehmens gesprochen, aber nicht von einer drohenden Insolvenz.
Im vergangenen Geschäftsjahr hatte Escada den Verlust auf 70 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Der Umsatz ging um 15 Prozent auf 582 Millionen Euro zurück, weil die Mode aus Aschheim bei München bei den Kundinnen rund um den Globus nicht mehr so gut ankam wie in früheren Zeiten. Rund 90 Prozent der Erlöse erzielte Escada im Ausland und bekam die Zurückhaltung der Kundinnen vor allem in den USA, Russland und in Asien deutlich zu spüren.
Der frühere Hugo-Boss-Chef Sälzer war am vergangenen Jahr als Sanierer zu Escada gekommen. Er sieht trotz der schweren Krise immer noch Chancen für den Konzern mit seinen rund 4000 Arbeitsplätzen. "Wir sind überzeugt, dass Escada das Potenzial besitzt, die Wende zum Besseren zu schaffen", sagte er. Dafür ist der Konzern aber darauf angewiesen, seine Finanzierung bis zum Juli in trockene Tücher zu bringen.
Kern des Konzepts ist eine Kapitalerhöhung, mit der Escada 30 Millionen Euro einnehmen und damit eine akute Finanzlücke schließen will. Um diese zu ermöglichen, sollten die Aktionäre bei der Hauptversammlung in einem ersten Schritt einer Herabsetzung des Grundkapitals zustimmen. Diese war nötig, da das Eigenkapital durch die hohen Verluste des vergangenen Geschäftsjahres unter das Grundkapital gesunken ist. Diese Unterdeckung muss zunächst aufgelöst werden, um neue Aktien ausgeben zu können.
Die Zustimmung galt als sicher, da sich der Großteil der Escada- Aktien im Besitz der Tchibo-Familie Herz und des Multimillionärers Rustam Aksenenko befindet. Für das langfristige Überleben ist der Konzern vor allem auf die Unterstützung durch die HypoVereinsbank angewiesen, die als Hausbank die weitere Finanzierung absichern müsste. Geplant ist zudem der Verkauf der Tochter Primera mit den Marken apriori, BIBA, cavita und Laurèl. Ob bereits ein Käufer gefunden ist, ließ Sälzer aber offen. Der Verkaufsprozess dauere an.
manager-magazin.de mit Material von dpa